"Heimat ist da, wo wir glücklich sind"
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Die EU experimentiert mit neuen Programmen, um Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Ein Ortsbesuch
In Dornbirn beginnt die Alpenidylle. Der Bodensee ist nicht noch weit weg, aber die ersten massiven Berge sind von der Innenstadt aus gut zu sehen. Am Marktplatz, im Roten Haus, dem Wahrzeichen der Stadt in Vorarlberg, gibt es traditionelle Käsespätzle. Im Büro der Caritas nicht weit weg steht Wael. Der 42-Jährige stammt aus Syrien und lebt noch nicht lange hier. Wie er wohl aus dem Nahen Osten nach Vorarlberg gekommen ist, ganz in den Westen von Österreich? "Zu Fuß", lächelt er.
Wie so viele Syrer ist auch Wael vor dem Krieg geflohen. Alle erzählen sie die gleiche Geschichte: Türkei, Griechenland, dann über die Balkanroute, durch Bulgarien, Rumänien und Ungarn nach Österreich. Oder über Serbien und Kroatien. Jetzt sind sie als Flüchtlinge anerkannt und müssen integriert werden.
Die Caritas hat dafür das Programm start2work ins Leben gerufen. Grundsätzlich hilft die Caritas allen Menschen, die keinen Job finden, erklärt Karoline Mätzler, die Leiterin der Arbeitsintegration. Aber sie hätten einfach die Erfahrung gemacht, "dass es je nach Gruppe schon Sinn macht, gewisse Sachen zielspezifisch mit diesen Personen zu qualifizieren".
Schwieriger Neustart am Fuße der Alpen
So bekommen die Flüchtlinge zum Beispiel Sprachkurse, die Caritas hilft bei der Anerkennung bestehender Abschlüsse und Zeugnisse. Grundsätzlich gehe es um nachhaltige Integration, erklärt Mätzler: "Nachhaltig bedeutet in diesem konkreten Fall, nicht einfach in den erstbesten Hilfsarbeiterjob zu vermitteln." So baut die Caritas auf dem auf, was die Flüchtlinge in ihren Herkunftsländern gelernt und gearbeitet haben.
Im Fall von Wael geht das allerdings nur beschränkt. Er war vor dem Krieg Bauunternehmer in Idlib. So ein Unternehmen lässt sich nicht einfach mitnehmen. "Wir waren sehr reiche Leute früher. Aber hier ich habe gar nichts", sagt er ziemlich ernüchtert. Was ihm allerdings geblieben ist, ist sein Führerschein. Die Caritas hat ihm geholfen, den anerkennen zulassen und weitere Qualifikationen zu erwerben. Inzwischen ist er ein in der EU zugelassener Berufskraftfahrer. So hofft er, bald Arbeit zu finden.
Andere Flüchtlinge haben ihren Arbeitsplatz schon gefunden. Zum Beispiel Lorin, eine 29-jährige Syrerin, die bald mit einer Ausbildung zur Augenoptikerin beginnt. Oder Karim: Der 31-Jährige montiert Fahrräder. Er arbeitet beim Fahrradhersteller Simplon, ganz nah am Bodensee, zwischen Rheinmündung und Bregenz. Sein Deutsch ist noch etwas brüchig. Aber er ist froh, dass er mit Frau und Kind dem Krieg entkommen ist: "Krieg ist nix gut für Kind. Ich brauche neue Leben für mich, für meine Frau und meine Kinder", sagt er.
Auch die EU unterstützt das Caritas-Programm mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF). 2016/17 trug der ESF mit knapp 800.000 Euro die Hälfte aller Kosten, die andere Hälfte kam vom Land Vorarlberg. Aber auch mit dem Europäischen Fonds für Strategische Investitionen (EFSI) werden Projekte unterstützt, um Flüchtlinge zu integrieren.
Dieser Fonds ist Teil des Juncker-Plans, den Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker im November 2014 angekündigt hat, um die von der EU-Kommission beklagte Investitionslücke zu schließen. Damit werden Investitionen und Projekte gefördert, die Banken zu risikoreich sind, sagt Heinz-Rudolf Miko, Sprecher der EU-Kommission in Österreich: "Die Investitionslücke ist entstanden, weil zwar auf den europäischen Märkten viel Geld da ist, aber die Banken sehr zurückhaltend sind, wenn es darum geht, Investitionen zu tätigen."