Heldenzeit

Zwei Welten prallen aufeinander: "Mortal Kombat vs. DC Universe"

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

„Mortal Kombat“? Genau! Jener Beat’em-Up-Vertreter, der oftmals indiziert wurde. Mit dem neuen Teil wird das nicht passieren. „Mortal Kombat vs. DC Universe“ ist sogar schon ab 16 Jahren freigegeben. Denn das einst so höllische Szenario soll massentauglicher sein, sprechen die Produzenten doch in erster Linie Comic-Fans an. Von der Brutalität der vorherigen Folgen ist indes immer noch jede Menge vorhanden.

Batman versteht die Welt nicht mehr: Erst verwandelt sich The Flash in Scorpion, und dann ist auch noch Superman wie vom Erdboden verschluckt! Ist das womöglich der Beginn einer neuen Invasion? Außerirdische?! Viel Zeit, darüber nachzudenken, bleibt Batman nicht, denn kurz nachdem er Liu Kang ohnmächtig geschlagen und auf die Raumstation im Orbit der Erde gebracht hat, betritt Raiden die Bühne…

Joker ist das perfekte Bindeglied zwischen den beiden Welten: närrisch und hinterlistig. (Screenshots: Midway)

Wem das jetzt wie ein hohler Actionstreifen vorkommt, der irrt sich. Vielmehr ist es der beste Ansatz, den man sich als Liebhaber von Beat’em-Up-Titeln wie „Dead or Alive“ und „Soul Calibur“ wünscht. Der Story-Modus von „Mortal Kombat vs. DC Universe“ geht nämlich auf den zentralen Aspekt des Games ein: Zwei Welten, die auf den ersten Blick so gut wie gar nichts gemeinsam haben, prallen aufeinander. Tatsächlich aber passen die apokalyptische Welt der „Mortal Kombat“-Charaktere und die mit positiven Vorzeichen versehene Welt der DC-Comic-Helden genauso gut zusammen wie Pfeffer und Salz in der Suppe.

Bislang war die „Mortal Kombat“-Reihe nichts für Weicheier, denn sie gilt als der härteste Titel im Genre. Jetzt ändert sich das. Ed Boon, der gemeinsam mit John Tobias 1992 „Mortal Kombat“ ins Leben rief, sagte auf der diesjährigen Games Convention, es sei „massentauglicher“, insbesondere deswegen, „weil wir damit zahlreiche Comic-Fans ansprechen“. Und unter denen gäbe es sicherlich eine ganze Menge, die noch nie „Mortal Kombat” gespielt hätten. Gehen demzufolge also die alten Fans leer aus? Nun, rollende Köpfe – eines der Markenzeichen der kruden Serie – gibt es schon mal nicht zu sehen. Höchstens zu Beginn des Story-Modus’, aber selbst dann nur in Form eines Schattens inszeniert. Alles in allem herrscht jedoch der bekannt höllische Grundton vor. Da dürfen Blutspritzer sowie die bisher meist kontrovers behandelten Fatilities natürlich auch nicht fehlen. So was schon ab 16? Na ja.

Im Kampf gegen The Flash packt Kitana scharfe Sachen aus…

Selbstverständlich wird die Geschichte nur dadurch vorangetrieben, dass sich die einzelnen Charaktere gegeneinander bekämpfen. Das wirkt selbst auf den Konsolen der neuen Generation immer noch wie zu Arcade-Zeiten. In erster Linie lässt ein jede Figur die Fäuste sprechen und tritt seinem Gegner mit Schmackes in die Magengegend oder bringt ihn zum Sturz. Währenddessen kommen die jeweiligen Eigenschaften des einzelnen Charakters zum Tragen. Batman etwa wirft ein Schneidemesser im Fledermausdesign über den Kopf des Gegners, das einem Bumerang gleich zurücksaust und dessen Halswirbelsäule attackiert. Joker hingegen gibt dem Gegner die Hand und setzt ihn unter Strom. Je mehr Special-Moves und Kombos eingesetzt werden, umso eher gerät der Charakter in Wut, sodass er für wenige Sekunden unverletzbar ist (Rage).

Freefall Kombat: Superman bekommt von Scorpion auf die Mütze

Besonders wirksam ist es, den Kontrahenten zu packen und ihn durch die Luft zu schleudern. Der daraus resultierende Schaden ist immens. Noch besser: Man wirft den Gegner einen Abhang hinunter und springt ihm direkt hinterher. Das passiert automatisch. Im Flug (Freefall Kombat) gibt’s dann noch mehr auf die Nase, allerdings mit Quick Time Events, bei denen man schnell die vorgegebenen Tasten auf dem Controller drücken muss. Selbiges geschieht, wenn man den Gegner packt und an sich heranzieht (Klose Kombat). Anfangs wirken die Quick Time Events deplatziert, nach einer Weile hat man sich jedoch an sie gewöhnt – bei dem Genre muss man ja eh nur die richtigen Buttons drücken…

Neben dem Story-Modus ist die PlayStation-Network- bzw. Xbox-Live-Anbindung von wesentlicher Bedeutung. Online kann man sich mit Freunden treffen, nach Gleichgesinnten suchen und sich mit Ranglistenteilnehmern messen. Letzteres empfiehlt sich jedoch erst nach ausgiebigem Training, da bereits am vergangenen Wochenende etliche Teilnehmer mit viel Erfahrung zu verzeichnen waren. Hals über Kopf beim Wettbewerb mitzumachen, war alles, nur kein Zuckerschlecken. Doch letztlich lebt auch „Mortal Kombat vs. DC Universe“ von der Devise: Übung macht den Meister. Und das gilt vor allem für die etlichen Pro- und Super-Moves, die in den Figuren stecken.

In puncto Grafik und Sound gefällt das Game. Die Animation der Charaktere, insbesondere ihrer Mimik, bewegt sich allerdings eher auf PlayStation2-Niveau. Lediglich die Blitzeffekte sind auf dem Stand der Zeit. Dem Spielspaß tut das hingegen keinen Abbruch. Zwar hat das japanische Studio Team Ninja mit „Dead or Alive 3“ anno 2001 bewiesen, dass detailreiche Bilder durchaus ihren Reiz haben, zwingend notwendig sind die trotzdem nicht. Ohnehin schimmert beim neuen „Mortal Kombat“-Teil immer noch durch, dass Ed Boon und sein Kollege John Tobias von „Street Fighter“ inspiriert worden sind, als sie die Reihe zu Beginn der 1990er-Jahre als Gegenstück entwarfen.

John Tobias hat außerdem einen Comic gezeichnet, der der Steel-Book-Edition beiliegt, die für die PS3 erhältlich ist. Auf 16 Seiten wird die Vorgeschichte zu „Mortal Kombat vs. DC Universe“ erzählt.