Hitze-Alarm: Wenn Methan unter dem Eis entweicht
Dieses Jahr droht das heißeste jemals zu werden. Es kommt zu immer extremeren Dürren, Hitzewellen und Unwettern. Jetzt haben Forscher aus Spitzbergen eine weitere unerfreuliche Entdeckung gemacht.
Schlechte Nachrichten, wo man hinschaut. Nicht nur, dass die Weltorganisation für Meteorologie gerade die heißeste jemals registrierte Woche auf dem Planeten meldet. Auch aus Spitzbergen kommen Nachrichten über dortige Methan-Quellen, die den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern neue Sorgenfalten auf die Stirn treiben.
Methan ist nicht nur ein wichtiger, aus unterschiedlichen Gründen umstrittener fossiler Energieträger, die Verbindung aus Kohlen- und Wasserstoff ist auch ein höchst wirksames Treibhausgas.
Ein Methanmolekül (CH4) schirmt in wichtigen Wellenlängenbereichen die infrarote Abstrahlung der Erdoberfläche und der unter ihm gelegenen Luftschichten mehr als hundertmal mal so gut ab, wie ein Kohlendioxidmolekül (CO2). Anders als CO2 verbleibt es jedoch nicht lange in der Atmosphäre, sondern wird durch chemische Prozesse zerlegt. Nach etwa zwölf Jahren ist nur noch die Hälfte der ursprünglichen Emissionen vorhanden.
Allerdings ist eines seiner Abfallprodukte CO2. Um die Bedeutung der Emissionen zu beurteilen, wird daher meist ein längerer Zeitraum betrachtet. Hochgerechnet auf 20 Jahre ist ein Methanmolekül dann 56-mal und über einen Zeitraum von 100 Jahren 21-mal so effektiv wie sein Kohlendioxid-Gegenstück.
Alles in allem trägt Methan also nicht unwesentlich zum Klimawandel bei, und manche Wissenschaftler sind besorgt, dass dieser Anteil in Zukunft wachsen könnte. Graue Haare bescheren ihnen nicht nur die diversen von Menschen verursachten Quellen – nicht zuletzt die per Fracking betriebene Gasförderung –, sondern auch natürliche Quellen, die im Rahmen der globalen Erwärmung entstehen und daher eine positive Rückkoppelung in Gang setzen könnten.
Das ginge in etwa so: Die Arktis erwärmt sich, der einst dauerhaft gefrorene Boden (Permafrostboden) taut auf, Bakterien beginnen das darin reichlich enthaltene organische Material zu zersetzen und erzeugen dabei Methan. Dies gelangt in die Atmosphäre, sorgt für weitere Erwärmung und damit zusätzlich aufgetauten Permafrost.
Wann genau ein solcher Teufelskreis ausgelöst werden würde, hängt von diversen Faktoren ab und ist seit Jahren Gegenstand intensiver Forschung. Dabei sind die bisher eingefrorenen Mammut-, Nashorn- und Steppenüberbleibsel nur eine der potenziellen Methanquellen im hohen Norden.
Andere bestehen aus bereits im Boden vorhandenen, aber bisher im oder unter dem Eis gefangenen Methaneinschlüssen. Letztere finden sich auch in großen Mengen unter den ausgedehnten seichten Küstengewässern Sibiriens, die noch bis vor Kurzem meist durch annähernd ganzjähriges Meereis vor der erwärmenden sommerlichen Sonneneinstrahlung geschützt waren.
Als sei das alles noch nicht genug, berichtet nun die Plattform Phys.org von einer Entdeckung britischer und norwegischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Demnach entweichen auf Spitzbergen aus Quellen, die von den abschmelzenden arktischen Gletschern freigelegt wurden, beachtliche Mengen Methan.
Nun wird zu untersuchen sein, ob sich ähnliches auch im Norden Kanadas und auf Grönland abspielt, wo wesentlich größere Eismassen liegen und vor sich hin schrumpfen. Davon wird abhängen, wie ernst der Befund ist. Bisher hatten die Klimawissenschaften diesen Aspekt des Methan-Problems jedenfalls noch nicht auf dem Schirm.