Hochwasserwarnung per SMS oder Mail

Bei einem Pilotprojekt der Universität Bonn wird mit einem Radar die Niederschlagsmenge gemessen

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Das Meteorologische Institut der Universität Bonn entwickelt ein automatisches Hochwasser-Frühwarnsystem, dasWarnungen per SMS, Fax oder Mail versendet. Erste vielversprechende Erfahrungen sammeln die Wissenschaftler aus einem Pilotprojekt mit dem Aggerverband und dem Staatlichen Umweltamt Köln. In Zusammenarbeit mit dem Erftverband und der in Aachen ansässigen Firma Hydrotec soll für das Einzugsgebiet der Erft das System verbessert werden.

Als Basis dient dem Hochwasserwarnsystem ein mehr als 40 Jahre altes Radargerät, welches sich auf dem Dach eines Studentenwohnheims in unmittelbarer Nähe zu dem Bonner Institut befindet. Das Gerät erfasst im Umkreis von 100 Kilometern, wo gerade Niederschlag fällt. Dabei spielen die Wassermassen, die zur Erde regnen keine Rolle, selbst der leichteste Nieselregen wird erfasst.

Diese Daten werden dann von einem Computer ausgewertet. Wenn eine bestimmte Niederschlagsmenge überschritten wird, warnt dieser Computer automatisch per SMS, Fax und Mail die Zuständigen des Staatlichen Umweltamtes und des Aggerverbands, welche das Pilotprojekt finanzieren.

Dirk Meetschen, der das Projekt im Rahmen seiner Doktorarbeit vorantreibt, räumt allerdings ein, dass durch die Radarbilder die Regenmenge lediglich abgeschätzt werden kann. Um dennoch die Niederschlagsmenge bestimmen zu können, wird das System mit Hilfe von Regenschreiberdaten geeicht. Beide Systeme ergänzen sich in diesem Falle perfekt.

Gegenüber den Pegelmessern im Oberlauf der Flüsse, welche bislang die Grundlage für Hochwasserwarnungen war, hat das von den Bonner Wissenschaftlern entwickelte System einen entschiedenen Vorteil: Warnungen können aufgrund der schnellen Datenauswertungen bis zu einer Stunde eher erfolgen.

Da aber letztlich die Überschwemmungsgefahr nicht nur allein von der Niederschlagsmenge abhängt, sondern auch von den Gegebenheiten des Geländes, wird bei dem neuen, vom Erftverband finanzierten Projekt auf ein verbessertes System gesetzt, welches auch topographische Daten mit einbezieht. Hierbei werden in Zusammenarbeit mit Hydrotech die Informationen der Meteorologen über die Niederschlagsmenge verwertet und mit Hilfe eines Niederschlagsabfluss-Modells die Vorhersage getroffen. "Diese Kopplung mit einem hydrologischen Modell", so der Bonner Meteorologie Professor Clemens Simmer, "dürfte europaweit einmalig sein." Zumindest bei anwendungsreifen Systemen.

Doch die Vorwarnzeiten sollen sich zukünftig noch verlängern, denn dann soll das System so ausgereift sein, dass es nicht nur den aktuellen Zustand analysieren, sondern auch einen Blick in die Zukunft werfen kann. Dazu wollen die Meteorologen die Niederschlagsbilder der letzten Stunden in die Zukunft projizieren, neben den Radarinformationen sollen dann aber auch die Informationen des Deutschen Wetterinstituts ausgewertet werden.