Hongkong: Überwachung der Quarantäne mit elektronischem Armband
In Hongkong schürt das Coronnavirus die Angst vor China. Wer aus China kommt, muss 14 Tage in Quarantäne, die im Hausarrest mit einer elektronischen Armfessel kontrolliert wird
Quarantäne, wie sie derzeit in China und anderswo betrieben wird, ist eine lange Praxis in der Menschheitsgeschichte, um Epidemien einzudämmen, auch wenn deren Ursachen unbekannt blieben. An Epidemien Erkrankte weg- bzw. auszuschließen, sie zu isolieren oder zu verjagen oder ankommenden Fremden erst einmal den Zutritt zu Häfen oder Städten zu verwehren, gehörte zu den Techniken der Bekämpfung oder des Schutzes. Es entstanden auch immer, verstärkt durch Gerüchte und Vorurteile, Ängste vor den Anderen und Fremden, die das Böse einschleppen oder verbreiten.
China selbst hat in einer bislang wohl einzigartigen Maßnahme eine ganze Provinz mit ihrer Hauptstadt mit mehr als 11 Millionen Bewohnern unter Quarantäne gestellt und das Anlegen von Atemmasken angeordnet, die aber oft vielleicht gar nicht schützen, weil das Coronavirus mit 0,12 Mikrometer zu klein ist, um von vielen Atemschutzmasken aufgefangen zu werden. Seitdem laufen die Menschen vermummt durch den öffentlichen Raum und können vermutlich deswegen von der in Städten verbreiteten Überwachungstechnik nicht mehr erkannt werden.
Panik scheint sich beispielsweise in Hongkong nach den monatelangen Protesten auszubreiten, im Kern steckt dabei auch Angst und Ablehnung von China, von dem man sich abschotten will und das als Bedrohung erlebt wird. Mittlerweile sind mehr als 20 Fälle bekannt, die sofort in Quarantäne kamen. Gefordert wird, die Grenzen ganz zu schließen, Tausende stehen über Nacht an, um Atemschutzmasken zu erhalten, auch wenn noch immer nicht klar ist, auch welchen Wegen der Coronavirus sich verbreitet. Er wurde beispielsweise auch im Kot von Erkrankten gefunden, bei einem Baby wurde 30 Stunden nach der Geburt die Infektion nachgewiesen, was die Befürchtung entstehen lässt, dass das Virus sich auch über die Gebärmutter verbreiten könnte. Tausende Touristen eines Kreuzschiffs müssen vor Hongkong warten, bis sie überprüft wurden.
Alle, die aus China einreisen, müssen ab Samstag in die Quarantäne
Die Regierung von Hongkong steht unter hohem Druck, die Grenzen zu China vollständig zu schließen. Bis auf drei Übergänge wurden allerdings bereits alle geschlossen. Krankenhausangestellte versuchen weiterhin, die völlige Schließung mit einem mehrtägigen Streik durchzusetzen. Die Regierung von Hongkong will die Grenze nicht schließen, weil die Stadt und China zu engverbunden seien und es dann auch Probleme mit der Versorgung geben könne. Vermutlich steht aber eher dahinter, dass eine vollständige Grenzschließung als symbolischer Akt gegen China verstanden werden könnte.
Gestern kündigte die politisch angekratzte, bei vielen unbeliebte Regierungschefin Carrie Lam wohl als Kompromiss an, dass alle Personen, die aus China einreisen, ab Samstag erst einmal in eine 14-tägige Quarantäne müssen. Und Victor Lam, der Leiter der Informationsbehörde, erklärte, man habe 500 Überwachungsgeräte erworben, um für die Einhaltung der Quarantäne zu sorgen. Weitere 1000 könnten in den nächsten zwei Wochen vorhanden sein.
Elektronische Fußfesseln wurden bislang Straftätern verpasst, um Bewährungsauflagen zu sichern, oder Gefährder zu kontrollieren. Jetzt also sollen schon Reisende, die in einem bestimmten Gebiet waren, ohne dass sie "verdächtig" in dem Sinne sind, dass sie vom Coronavirus nachweislich infiziert sind, nicht nur zu einer Quarantäne verpflichtet, sondern bei ihrer Einhaltung Tag und Nacht mit einem Armbandgerät kontrolliert werden.
Das Überwachungsgerät, das am Arm einer Uhr gleich getragen wird, ist via Bluetooth an das Smartphone des Überwachten gekoppelt. Wenn die überwachte Person mit dem Smartphone die Quarantänezone verlässt oder die Entfernung zwischen dem Gerät und dem Smartphone 20 Meter überschreitet, geht eine Warnung an die Polizei und das Gesundheitsministerium. Ebenso wenn das Gerät beschädigt oder entfernt wird. Wer die Quarantäneauflagen verletzt, muss mit einer Gefängnisstrafe bis zu sechs Monaten und einer Geldstrafe von über 600 US-Dollar rechnen. Die Regierung gibt auf einer Liste die Gebäude an, in denen Personen wohnen, die unter Quarantäne gestellt wurden.
Lam versicherte, es würden während der Überwachung keine persönlichen Daten gesammelt, die Geräte hätten auch keine GPS-Tracker. Wenn jemand die Auflagen verletzt, würde man ihn zuerst versuchen anzurufen. Die Maßnahme scheint notwendig geworden zu sein, weil die zur Verfügung stehenden Plätze in den drei Quarantäne-Lagern bereits besetzt sind. Die Behörden würden nach weiteren Orten suchen, aber auf den Widerstand der Anwohner treffen.
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