Hunger im Klimawandel
Während die kapitalistische Klimakrise die Ernährungsbasis der Menschheit bedroht, beweist das morsche politische System mit der europäischen Agrarreform seine Reformunfähigkeit
Können Sie auf Kaffee verzichten? Wie sieht es mit Schokolade aus? Oder Bananen? Binnen der kommenden Dekaden sind diese Nutzpflanzen, die einen festen Bestandteil der Diät in den Industrieländern bilden, von den Folgen des Klimawandels bedroht. Der morgendliche Kaffee oder die nachmittägliche Schokoladendosis - sie könnten wieder zu einem Luxuserlebnis, zu einem Statussymbol werden, das der breiten Masse der Bevölkerung nicht mehr zugänglich ist.
Rasch ansteigende Temperaturen, zunehmende Dürren und Extremwetterereignisse sowie das drohende Umkippen ganzer Ökosysteme im globalen Süden würden Studien zufolge die Anbaugebiete vieler tropischer Nutzpflanzen hart treffen. Mitunter handelt es sich nicht mehr um bloße Prognosen.
Binnen der letzten fünf Jahre sind die Ernteerträge der Kakaobohne in Ghana - einem der wichtigsten Anbaugebiete dieser Nutzpflanze - um rund 30 Prozent zurückgegangen. Als zentrale Ursache dieser Ernteeinbußen wird der Klimawandel in der Region angegeben, da dieser zu starken Witterungsschwankungen führt, die den sensiblen Kakao-Pflanzen zusetzen. Immer öfter auftretender Regenmangel führt dabei ebenso zu Ausfällen wie zunehmender Starkregen, der mit Pilzbefall einhergeht.
Neue alte Luxusnahrung?
Anfang 2020 veröffentlichte Studien des International Center for Tropical Agriculture (CIAT) warnen, dass dies nur der Beginn einer dramatischen Entwicklung sei. Der Kakao sei demnach in seinen bisherigen Anbaugebieten am Äquator auf ein Gleichgewicht aus tropischer Temperatur, hoher Luftfeuchtigkeit gleichmäßigen Regelfällen angewiesen, das bei rasch steigenden Temperaturen gestört werde.
Bis zur Jahrhundertmitte könnten demnach rund 90 Prozent der Anbauflächen in Ghana und der Elfenbeinküste für die Kultivierung der Kakaobohne nicht mehr geeignet sein. Da diese beiden westafrikanischen Staaten rund 60 Prozent der globalen Kakao-Produktion erwirtschaften, drohe laut dem CIAT schon ab dem Jahr 2030 eine Versorgungslücke: der weltweite Bedarf werde nicht mehr befriedigt werden können, was zu einer Preisexplosion führen dürfte.
Beim Kaffee droht in den kommenden Jahrzehnten ein Verlust von rund der Hälfte der Anbauflächen, so eine 2019 veröffentlichte Prognose des World Coffee Research Instituts. Die wichtigsten derzeitigen Kaffeeanbaugebiete könnten durch den Klimawandel zerstört werden, der bereits das sensible klimatische Gleichgewicht in den Anbaugebieten störe.
Die steigenden Temperaturen und extreme Niederschlagsmengen bieten vor allem Schädlingen optimale Bedingungen, was bereits zur Verbreitung des Kaffeekirschenkäfers in höheren Anbaulagen in Mittelamerika führte. Etliche Bauern in Costa Rica hätten infolge der zunehmenden Probleme den Kaffeeanbau bereits aufgegeben. Nicht nur der Kakao, auch die Kaffeebohne ist auf ein stabiles tropisches Klima angewiesen.
An der koffeinhaltigen Exportware, die vor allem in den Zentren konsumiert wird, hängen Millionen von Existenzen in der Peripherie. Allein in Afrika bauen etwa zehn Millionen Bauern Kaffee auf einer Fläche von circa zwei Millionen Hektar an. Weltweit sind es sogar 25 Millionen. Längst schon spürten die Landwirte die Folgen des Klimawandels, wie kenianische Bauern gegenüber der Deutschen Welle erklärten.
"Was wir heute ernten ist nichts im Vergleich zu vor 10, 20 Jahren", so ein Landwirt aus dem ostafrikanischen Anbaugebiet. Die "Globale Erwärmung, Dürren und Überflutungen, Entwaldung, Krankheiten und Schädlinge" seien hierfür verantwortlich, erläuterte die DW. Auch wenn neue Anbauflächen erschlossen würden, könnten die Kleinbauern aus den durch die Klimakrise zerstörten Anbauregionen "nicht so einfach umziehen".
Bei Bananen werden Prognosen zufolge Brasilien und Indien zu den größten Verlierern der Klimakrise gehören. Die für den Bananenanbau optimalen Temperaturen würden in vielen Ländern des globalen Südens überschritten, so dass sich die "Erträge bis 2050 deutlich reduzieren" oder dass sie "ganz verschwinden" könnten, wie etwa Die Zeit unter Verweis auf entsprechende Studien konstatierte. Überdies setzten den Nutzpflanzen Schädlinge und Pilzbefall immer stärker zu, die durch die klimatischen Änderungen zunehmend Auftrieb erhielten.
Der insbesondere in Afrika und Asien grassierende Schlauchpilz befällt beispielsweise Bananen der Sorte Cavendish, die größtenteils in den Export in die Zentren des Weltsystems - Europa und USA - geht. Bananen dienen aber in vielen Regionen der tropischen Peripherie - vor allem die Stärkebananen - als Ernährungsgrundlage der Bevölkerung. Was in Europa als eine exotische Frucht gilt, ist in vielen Ländern des Südens ein wichtiges Grundnahrungsmittel, das einen Großteil des Nährstoffbedarfs abdeckt. Die Klimakrise bedroht somit auch den Anbau von Grundnahrungsmitteln.
Einbußen bei Grundnahrungsmitteln
Ähnliche Ernteeinbußen, die den globalen Getreidemarkt destabilisieren könnten, werden auch bei weiteren Grundnahrungsmitteln für die kommenden Dekaden prognostiziert. Für jedes Grad an globaler Klimaerwärmung würden die Ernteerträge bei Mais um rund 7,4 Prozent zurückgehen, bei Weizen seien es sechs Prozent, bei Reis und Sojabohnen rund drei Prozent. Dieser Rückgang der Erträge bei Grundnahrungsmitteln würde zu dramatischen Preisanstiegen führen - und die Nahrungsversorgung in verarmten Regionen gefährden.
Würde der Klimawandel ungebremst voranschreiten, wären laut Prognosen bis zum Ende des Jahrhunderts rund 97 Prozent der Weltbevölkerung von Nahrungseinbußen durch verminderte Ernteerträge in der Landwirtschaft und Fischerei betroffen. Bei einer Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf weniger als zwei Prozent müssten rund 60 Prozent der Weltbevölkerung mit weniger - und schlechterer - Nahrung zurechtkommen.
Der Klimawandel lässt nämlich die Qualität der Lebensmittel, ihren Nährstoffgehalt, absinken. Entsprechende Forschungsreihen bei dem wichtigsten Grundnahrungsmittel, bei Reis, kamen zu dem Ergebnis, dass erhöhte CO2-Konzentrationen zwar die Pflanzen schneller wachsen ließen, dies aber dazu führe, dass essentielle Nährstoffe wie Vitamine, Eiweiß oder Eisen in den Nutzpflanzen in verminderter Konzentration vorkommen. Dies gilt nicht nur für Reis, sondern auch für Gemüse, das ohnehin anfälliger für Hitzestress ist und bereits jetzt von einem Großteil der Weltbevölkerung nicht im ausreichenden Ausmaß konsumiert werden kann.
Der Glaube, eine erhöhte Konzentration an CO2, das als "Düngemittel" wirkt, werde durch schnelleres Pflanzenwachstum zu besseren Erträgen führen, hat sich ohnehin als Trugschluss erweisen, da die ebenfalls ansteigende Ozon-Konzentration in der Luft, eine höhere Luftverschmutzung, Wassermängel, sowie die bereits beschriebenen Klima- und Witterungsänderungen diesen Effekt wieder zunichtemachen. Der Menschheit droht somit nicht nur ein durch die kapitalistische Klimakrise hervorgerufener Mangel an Nahrung, sondern auch ein beständiges Absinken der Qualität der Nahrung, die immer weniger Nährstoffe enthalten dürfte.
In den kommenden Jahrzehnten könnte sich auch die Versorgung der Menschheit mit Fischen und Meeresfrüchten massiv verschlechtern. Laut Studien der Nichtregierungsorganisation WWF droht bis 2050 - je nach Klimaszenario - eine globale Reduktion der konsumierbaren Fisch-Biomasse in den Weltmeeren von fünf bis 20 Prozent, wobei hierbei ebenfalls Entwicklungsländer in Äquatornähe am stärksten betroffen wären.
Mitunter sollen in einigen Regionen des globalen Südens Einbrüche der lokalen Fischbestände um bis zu 50 Prozent möglich sein. Die Bestände der meisten wichtigen Fischarten, wie etwa Sardinen, Sardellen und Thunfisch, wären demnach von den Folgen des Klimawandels negativ betroffen.
Diese sich abzeichnende Nahrungskrise gerät im Spätkapitalismus in Wechselwirkung mit einem maroden, durch eine perverse Nahrungsmittelverschwendung gekennzeichneten Agrarsektor, der bereits im gegenwärtigen Krisenschub - trotz ökologisch ruinöser Überschussproduktion - nicht in der Lage ist, dem wachsenden Hunger effektiv zu begegnen.
Alljährlich landet rund ein Drittel aller Lebensmittel im Müll. Millionen Tonnen an Lebensmitteln wurden in diesem Krisenjahr bewusst vernichtet, weil sie auf den Märkten nicht abgesetzt werden können, während zugleich die Zahl der Hungernden nicht nur in der Peripherie, sondern auch in den Zentren des Weltsystems rasch ansteigt.
Reformunfähigkeit der spätkapitalistischen Politmaschine
Politischen Strategien, diese perverse Agrarverfassung angesichts der voll einsetzenden Klimakrise zu überwinden, scheinen angesichts des Systemzwangs zu uferloser Kapitalverwertung kaum Erfolgsaussichten beschieden zu sein. Wie reformresistent die verkrusteten spätkapitalistischen Machtstrukturen gerade im Agrarsektor sind, zeigt gerade das jüngste Beispiel der EU-Agrarreform.
Der Klimawandel macht ja auch an den EU-Grenzen nicht halt. Die Europäische Umweltagentur EEA publizierte folglich schon 2019 eine umfassende Studie, die sich mit den Auswirkungen der Klimakrise auf den europäischen Agrarsektor befasste - und in der vor bereits unabwendbaren Auswirkungen des Klimawandels innerhalb der EU, wie auch von einer "Kaskade von Auswirkungen des Klimawandels außerhalb Europas" gewarnt wird, die "die Nahrungsmittelpreise unter Druck" setzen werden. Immerhin glaubt die EEA, dass die Versorgung mit Futter- und Nahrungsmittel in der EU "höchstwahrscheinlich" in den kommenden Dekaden gesichert sein werde.
Insgesamt müsse der Agrarsektor der EU den Prognosen der EEA zufolge mit Einkommensausfällen von rund 16 Prozent bis 2050 rechnen, die durch zunehmende Dürren und Extremwetterereignisse verursacht würden. Besonders hart wird es Südeuropa treffen: Laut den - leider wohl realistischen - Hochemissionsszenarien der Umweltagentur sollen die Ernteerträge von Feldfrüchten, die nicht bewässert werden, wie beispielsweise Weizen, Mais und Zuckerrüben, im Süden der EU bis 2050 um rund 50 Prozent einbrechen. Dies würde einen Einbruch der landwirtschaftlichen Bodenpreise von bis zu 80 Prozent nach sich ziehen, so die EEA - was letztendlich nur ein marktwirtschaftlicher Ausdruck der Verwüstung dieser Regionen wäre.
Doch glaubte die EEA noch im Herbst 2019 einen Weg aus der drohenden Misere weisen zu können. Die damals in Brüssel diskutierte Reform der europäischen Agrarpolitik (Common Agricultural Policy - CAP) für den Zeitraum 2021 bis 2027 enthalte die Klimaanpassung als ein "ein klares Ziel" europäischer Agrarpolitik. Diese Vorgaben dürften die Mitgliedsstaaten der EU dazu verleiten, ihre finanziellen Aufwendungen für die Anpassungsmaßnahmen im Agrarsektor signifikant zu erhöhen, glauben die Berufsoptimisten der Umweltagentur damals.
Im Rahmen nationaler und regionaler Anpassungspläne würden "praktische Maßnahmen" umgesetzt, wie Strategien zur Sensibilisierung und Risikoverringerung bei Extremwetterereignissen, oder gleich der Aufbau ganzer ländlicher Infrastrukturen zur effizienten Bewässerung und zum Nahrungsmittelschutz.
Die rund ein Jahr später in Brüssel verabschiedete Agrarreform lässt die Vorstellungen der EEA von einer koordinierten, klimafreundlichen Agrarpolitik in der EU als realitätsferne Träumereien erscheinen. Selbst die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), nicht gerade als Bastion des Umwelt- und Klimaschutzes bekannt, sah in ihrem Bericht die Chance auf einen tatsächlichen Systemwechsel verpasst.
Eine Neuausrichtung der Agrarpolitik sei in der kommenden Haushaltsperiode 2021 bis 2027 nicht gelungen, das alte System werde in seinen Grundzügen beibehalten. Mit einem Volumen von 345 Milliarden Euro stellen die Aufwendungen für den Agrarsektor den mit Abstand größten Haushaltsposten dar, der rund ein Drittel des europäischen Gesamtbudgets 2021-27 umfasst.
Vor allem wurde das alte Subventionsprinzip beibehalten, wonach Landwirte und Agrarkonzerne steuerfinanzierte Fördermittel abhängig von der Größe ihrer Anbauflächen erhalten, was vor allem Großbetriebe bevorzugt. Rund 70 Prozent des Agrarhaushalts der EU flossen bisher in diese flächenbasierten, direkten Subventionen an die Agrarunternehmen, der Rest ging in regionale Strukturförderungsprogramme.
In der Bundesrepublik erhalten ab 2012 Agrarunternehmen einen Betrag von 300 Euro je Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, was einem jährlichen Gesamtbetrag von fünf Milliarden Euro entspricht.
Kampf um Subventionen und Definitionen
Die Subventionsgelder Brüssels fließen somit vor allem in Regionen, in denen eine intensive, industrielle Landwirtschaft betreiben wird, während Anbaugebiete mit hoher Artenvielfalt und einem geringen Ausstoß von Treibhausgasen benachteiligt würden, berichtete die Süddeutsche Zeitung unter Verweis auf entsprechende Studien im vergangenen August.
Die Zahlungen, die Landwirte erhielten, die sich um den "Erhalt der Artenvielfalt", um Klima- und Umweltschutz kümmerten, seien viel zu gering: Bei rund 54 Milliarden Euro an Subventionen, die alljährlich an landwirtschaftliche Betriebe ausgezahlt würden, seien nur "vier Prozent ausdrücklich für klima- und umweltfreundliche Produktionsmethoden vorgesehen", bemerkte etwa die Süddeutsche.
Dennoch feierte Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner im vergangenen Oktober die europäische Agrarreform als einen Durchbruch zu einer ökologischen Transformation. Worin soll nun der von Klöckner bejubelte "Systemwechsel" eines in Jahrzehnten von der europäischen Agrarlobby geformten Subventionsregimes bestehen?
Ein Teil der Direktsubventionen an die Agrarunternehmen soll nun an die Teilnahme an Klima- und Umweltschutzprogrammen gekoppelt werden, die im Brüssler Fachjargon passenderweise als Eco-Schemes bezeichnet werden. Das europäische Parlament einigte sich auf einen Öko-Anteil von 30 Prozent bei diesen Direktsubventionen, der aber bei den darauf folgenden Verhandlungen auf Agrarministerebene aufgrund fleißiger Lobbyarbeit des europäischen Agrarverbandes Copa-Cogeca auf 20 Prozent gedrückt werden konnte.
Schon die Vorlage des EU-Parlaments, die einen Kompromiss der Konservativen, Sozialdemokraten und Liberalen bildet, wurde von der Eurofraktion der Grünen kritisiert. Die Teilnahme an diesen Programmen ist für die Bauern freiwillig, sie verlieren aber bei einer Verweigerung die entsprechenden Gelder. Zudem gelten diese Bestimmungen nicht etwa ab dem kommenden Jahr, sondern erst ab 2023, weil die derzeitigen Regelungen schlicht verlängert wurden - hierbei diente die Pandemie zur Legitimierung dieses Aufschubs.
Schließlich hat es die Agrarlobby geschafft, eine zweijährige Übergangszeit zu erwirken, in der die Annahmebereitschaft der Ökoprogramme durch die Agrarunternehmen eruiert werden solle. Die Folge: Anstatt ab 2021, wird die Ignorierung der Eco-Schemes erst ab dem Jahr 2025 tatsächlich zu Einnahmeausfällen bei den europäischen Agrarbetrieben führen.
Doch entscheidend ist in diesem Zusammenhang, was unter dem Label der "Eco-Schemes" verkauft werden wird, die von Klöckner & Co. als Einsteig in den "Systemwechsel" gefeiert werden. Und hier scheinen der Fantasie der EU-Länder keine Grenzen gesetzt. Den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union soll es in den kommenden Jahren nämlich weitgehend freistellt werden, wie sie die entsprechenden Umwelt-Programme konkret ausgestalten.
Schließlich fungieren die EU-Subventionen oftmals auch als politisches Schmiermittel, um reaktionäre Machtstrukturen in postdemokratischen Peripheriestaaten - etwa im Ungarn Orbans - durch eine entsprechende Günstlingswirtschaft funktionsfähig zu halten. Daran wird sich somit bis auf Weiteres nichts ändern, da beispielsweise Orbans Landwirtschaftsminister künftig sich seine eigenen Eco-Schemes ausdenken kann, um die Klientel der ungarischen Rechtspopulisten weiterhin mit europäischen Subventionen zu versorgen.
"Weitermachen" - bis zum Kollaps von Ökosystemen
Selbst die FAZ bemerkte hierzu, dass der EU buchstäblich die Zeit davonlaufe, da Brüssel bis 2030 den Ausstoß von Treibhausgasen eigentlich um 55 Prozent absenken wolle - da könne doch der Agrarsektor nicht bis 2025 "weitermachen wie bisher".
Was dieses "weiter so" konkret bedeutet angesichts einer europäischen Agrarpolitik, die sich nahezu total der destruktiven Scheinrationalität kapitalistischer Verwertungsinteressen unterordnet, macht eine Meldung des Fachblattes Top-Agrar deutlich, wonach etwa auf der Schwäbischen Alb ein drastischer Insektenrückgang von 97 Prozent festgestellt worden sei. Entomologen warnten vor einem Kollaps des gesamten Ökosystems.
Als Ursache wurden die Folgen der "industriellen Landwirtschaft" benannt, deren Fortbestand von der Brüssler Agrarlobby bis 2027 gesichert wurde: Monokulturen, jahrzehntelanger, exzessiver Einsatz von Pestiziden, weitflächige Überdüngung, bei der die Sonderabfälle der europäischen Fleischfabriken als Dünger auf den Feldern entsorgt werden, sowie die zunehmende Flächenversiegelung.
Ohne Insekten bricht aber ein großer Teil der Nahrungsmittelversorgung zusammen, da die Produktion von rund einem Drittel aller Nahrungsmittel von der Bestäubung durch Insekten - zu 80 Prozent durch Bienen - abhängig ist. Spätestens dann wird sich ja herausstellen, ob man Agrar-Subventionen auch essen kann.
Von Tomasz Konicz erschien zu diesem Thema im Mandelbaum Verlag das Buch Klimakiller Kapital. Wie ein Wirtschaftssystem unsere Lebensgrundlagen zerstört.