ICANN gegen NSI

Der erste Bürgerkrieg des Internet

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Während der letzten Wochen ist ein Krieg über die Zukunft des Internet ausgebrochen. Nicht nur sind verschiedene Organisationen wie Ralph Naders CPT und Americans for Tax Reform darin verwickelt worden, auch der Kongress führte zwei Anhörungen durch und startete eine Überprüfung einer möglichen Absprache zwischen ICANN und dem Justizministerium und einer illegalen Spendenbeschaffung durch die Clinton-Regierung.

Für die meisten Gelegenheitsbeobachter scheint dies ein Kampf zwischen ICANN und Network Solutions zu sein. Aber in Wirklichkeit steht weitaus mehr auf dem Spiel.

Die Geschichte beginnt mit dem phänomenalen Erfolg des Internet. Das Internet, einst ein verschlafenes kleines Forschungsexperiment, das von der US-Regierung finanziert wurde, ist zu einer weltweiten Frontier für Freiheit, Ideen, Ausbildung, Unterhaltung und Kommerz geworden. Auf diesem Weg sind die informellen Prozesse zur Regulierung des Internet veraltet. Und wenn Regierungen und Organisationen sich den Problemen zuwendeten, die globale Entscheidungen verlangten, erkannten sie, dass es dafür niemanden gab..

Zur Lösung dieser Situation wären eine Reihe von Alternativen möglich. Eine Möglichkeit wäre, dass Gesetzgebungen von 200 Regierungen auf der ganzen Welt gebilligt werden. Das ist nicht sehr wahrscheinlich und bestimmt nicht sehr effizient. Stattdessen schlug die Clinton-Regierung eine in den USA ansässige nicht-kommerzielle Organisation vor, um die Verwaltung der koordinierten technischen Funktionen des Internet zu übernehmen. Diese neue Organisation würde sich auf Verträge stützen, die alle Rechte und Verpflichtungen für jeden Benutzer des Internet definieren. Letztes Jahr beschloss das Wirtschaftsministerium, dass ICANN diese Organisation sein sollte. Seit diesem Zeitpunkt stand sie im Mittelpunkt von Kontroversen.

Auf der anderen Seite dieser Debatte steht NSI. Dieses Unternehmen war Begünstigte eines Kooperationsabkommens der Regierung und hatte die exklusiven Rechte, alle Domains in den .com, .net und .org Top Level Domains (TLDs) zu registrieren. Auch wenn die meisten der Meinung sind, dass NSI ein ungerechtes Monopol besitzt, das dringend dem Wettbewerb geöffnet werden muss, gab es keine Übereinstimmung darüber, wie man dieses Monopol auflösen soll.

Aus der Perspektive von ICANN verwaltet NSI die TLDs, die der Allgemeinheit gehören und von ICANN kontrolliert werden sollen. ICANN beansprucht also höhere Eigentumsrechte bei allen Domainnamen. ICANNs Version des Wettbewerbs ist es, die Verwaltung "ihrer" TLDs dem billigsten Bieter zu übertragen und alle Weiterverkäufer von Domainnamen strikt zu lizenzieren, während die Netizen dazu gezwungen werden, einige sehr schwerfällige Praktiken in diesem Prozess zu akzeptieren.

Aus der Perspektive von NSI hat sich das Unternehmen ein Geschäftsfeld mit der Registrierung von Domainnamen und bestimmte Rechte auf geistiges Eigentum bei ihren Kundeninformation und Marken aufgebaut. Wenn ICANN daher höhere Rechte in Bezug auf die Allgemeinheit beansprucht, dann ist das aus dieser Perspektive nur ein Versuch, sich das Eigentum ohne finanzielle Entschädigung anzueignen. Die Version des Wettbewerbs von NSI geht dahin, dass von ICANN neue TDLs eingeführt werden und eine Konkurrenz zwischen den TDLs auf der Grundlage von Preisen und Service stattfindet.

Das ist in aller Kürze eine Darstellung des öffentlichen Streits, die zwei sehr unterschiedliche Zukünfte für das Internet hervorhebt. In der einen Zukunft besitzt/kontrolliert ICANN die dem Internet zugrundliegenden Vermögenswerte - die Domainnamen, die IP-Adressen und die Protokollzahlen. Das kann mit einem Top-down-Ansatz der Regulierung des Internet gleichgesetzt werden. In der anderen Zukunft wird der Privatbesitz oder die private Kontrolle durch das "gegenseitige Einverständnis der Regierten" koordiniert. Individuen und Organisationen besitzen weiterhin ihre jeweiligen Internetressourcen und "entscheiden" sich auf der Grundlage von Regeln, die von einem Bottom-up-Prozess des Konsens, zur gegenseitigen Verbindung.

Die Auseinandersetzung dreht sich letztlich um den Gegensatz zwischen öffentlichem und privatem Besitz, zwischen Sozialismus und Kapitalismus, zwischen den Rechten des Staates und denen des Individuums, und es ja keineswegs so, als hätten wir diese Vorstellungen nicht schon ausprobiert.

Die virtuelle Welt ist auf viele Weisen einfach eine Widerspiegelung unserer wirklichen Welt. Die Versuche, Ordnung in das Chaos des Cyberspace zu bringen, gleichen den Versuchen, Ordnung in die wirkliche Welt zu bringen. Das Internet ist das Internet, weil es bestimmte Vorstellungen einschließt - Freiheit, Privatbesitz, persönliche Entscheidungsfreiheit. Die Entscheidungen, die wir gerade im Begriff sind zu treffen, könnten das alles ändern. Hoffen wir, dass wir uns klug entscheiden.

Jay Fenello ist Präsident von Iperdome.