IS tötet auch zweite japanische Geisel
Die japanische Regierung will nun die Unterstützung für den Kampf gegen den Terror ausbauen
Auch die zweite japanische Geisel ("Dieses Messer wird Euer Albtraum werden"), der Journalist Kenji Goto, wurde offenbar vom IS getötet. Ein Video, lanciert von Al-Furqan-Media, zeigt am Ende eines etwa einmütigen Clips die Leiche des enthaupteten Mannes, der im Oktober letzten Jahres in die Hände der Dschihadisten geriet. Laut britischen Medien-Berichten gilt das Video als authentisch, Ablauf und Art der Aufnahmen seien typisch. Al-Furqan gilt als Medienstation des IS.
Die "Botschaft an die japanische Regierung", wie das Vodeo betitelt wird, hat als ausführenden Mörder einen IS-Mann, der mit auffälligem britischen Akzent spricht, weswegen einige britische Zeitungen "Jihadi John" als Täter identifizierten.
Auch wenn das Video, mittlerweile von leichter zugänglichen Orten entfernt, in der Berichterstattung noch mit üblichen Vorbehalten ("nicht 100 prozentig authentifiziert") versehen wird, haben Politiker, wie US-Präsident Obama, der britische Premier Cameron und die japanische Führung mit scharfen Verurteilungen auf die Ermordung des Journalisten reagiert.
Er werde "den Terroristen niemals vergeben. Japan wird sich niemals dem Terrorismus beugen und ist entschlossen, seiner Verantwortung beim Kampf der internationalen Gemeinschaft gegen den Terrorismus gerecht zu werden", wird Ministerpräsident Shinzo Abe zitiert.
Laut Informationen des Guardian könnte der Gewaltakt der IS-Dschihadisten Abe in einem Kurs bestätigen, der auf einen Ausbau der militärischen Schlagkraft hinausläuft. Schon soll das Verteidigungsbudget unter Abe stark angewachsen sein. In Japan unterliegt die Armee jedoch in Folge des zweiten Weltkriegs besonderen verfassungsmäßigen Einschränkungen - die Ausrichtung auf Verteidigung gibt strenge Vorgaben. Abe könnte durch die IS-Morde an den beiden Japanern nun Argumente bekommen, die Verfassung in diesem Punkt aufzuweichen - und sich im "Krieg gegen den Terror" stärker zu engagieren.
Bislang ist der Beitrag Japans zur Anti-IS-Koalition vergleichsweise zurückhaltend. Das Land beteiligt sich mit Ausbildern und vor allem mit beachtlicher finanzieller Hilfe: Die 200 Millionen Dollar, die Shinzo Abe arabischen Ländern im Kampf gegen den Terrorismus zugesagt hatte, entsprachen genau der Lösegeldsumme, die der IS in einem ersten Video forderte, das die beiden japanischen Geiseln präsentierte und die japanische Finanzgabe an die arabischen Länder als "dumme Entscheidung" mit bösen Konsequenzen herausstellte.
Die japanische Regierung weigerte sich von Beginn an, Lösegeld zu bezahlen. Man werde nun die humanitäre Hilfe ausbauen, sagte Abe heute Morgen: "Japan wird entschlossen seine Verantwortung in der internationalen Gemeinschaft beim Kampf gegen den Terrorismus übernehmen." Ob ihm die japanische Öffentlichkeit bei diesem Kurs folgt, wird von Beobachtern bezweifelt.
Zuletzt hatte es noch eine vage Hoffnung gegeben, dass Kenji Goto möglicherweise gegen im Austausch mit Sajida al-Rishawi freikomme. Die Frau ist wegen einer Vorbereitung zu einem Selbstmordattentat in Jordanien inhaftiert ist und hat engste, auch familiäre, Verbindungen zur al-Qaida. Anscheinend ist sie dem IS, der dafür seine Lösegeldforderung fallen ließ, wichtig. Der Deal kam jedoch nicht zustande, da auch ein jordanischer Pilot in den Händen der IS zum Austauschgeschäft gehörte. Jordanien wollte sichergehen, dass der Mann noch lebt. Diese Garantie blieb aus.