IS vor Damaskus
Kämpfe in Jarmuk, Nasib, Tikrit und Aden - Anschlag in Kenia [Update]
Gestern drangen Kämpfer der salafistischen Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) von Süden her in die Ortschaft Jarmuk vor, die nur etwa acht Kilometer vom Zentrum der syrischen Hauptstadt Damaskus entfernt ist. Die Palästinensermiliz Aknaf al-Makdis, die die Ortschaft verteidigen sollte, leistet den Dschihadisten nach eigenen Angaben aber noch Widerstand. Die 1957 als Siedlung für vertriebene Palästinenser errichtete Madina wurde schon einmal von Islamisten besetzt, konnte aber 2013 von der syrischen Armee befreit werden. Während der damaligen Kämpfe flüchteten etwa 140.000 der ursprünglich einmal 160.000 Bewohner.
Etwa 100 Kilometer weiter südlich eroberte die mit dem IS rivalisierende Terroristengruppe al-Nusra-Front Nasib, den letzten funktionierenden Grenzübergang von Syrien nach Jordanien. In der 270 Kilometer nördlich von Damaskus gelegenen Provinzhauptstadt Idlib, die die al-Nusra-Front am Wochenende eingenommen hat, kündigten die neuen Herren gestern an, die Scharia in salafistischer Auslegung anzuwenden: Für die Bewohner bedeutet dass, dass sie künftig mit Steinigungen, Enthauptungen und anderen Körperstrafen rechnen müssen.
Gut 650 Kilometer weiter östlich, im irakischen Tikrit, mussten die Dschihadisten dagegen eine Niederlage hinnehmen: Hier gelang es etwa 20.000 Kämpfern der schiitischen (und vom Iran unterstützten) Hashid-Shaabi-Miliz und weiteren 10.000 Soldaten der irakischen Armee, nach einer einmonatigen Offensive dem IS die 200.000-Einwohner-Stadt weitgehend zu entreißen. Ob das auf Dauer so bleiben wird, ist jedoch fraglich: Tikrit ist ganz überwiegend sunnitisch, weshalb die Bewohner, die nicht geflohen sind, die Schiiten als Besatzer ansehen.
2.400 Kilometer weiter südöstlich sind die Schiiten dagegen auf dem Rückzug: Hier entfernten sich die zaiditischen Huthi-Milizen nach intensiven Bombardements durch eine Sunnitenallienz unter Führung von Saudi-Arabien angeblich wieder aus dem Zentrum der alten südjemenitischen Hauptstadt Aden. Allerdings kommt es weiterhin zu schweren Kämpfen. Mittlerweile soll sich dort der Flüchtlingsstrom umgekehrt haben: Sunnitische Araber aus dem Jemen fliehen jetzt in kleinen Booten nach Dschibuti und Somalia, weil sie sich dort sicherer fühlen als im Jemen.
Mutmaßlich somalische Salafisten stürmten im kenianischen Garissa ein Universitätsgelände. Dabei töteten sie mindestens zwei Menschen und verletzten weitere 30 teilweise schwer. Außerdem sollen sie nach informationen der BBC Geiseln genommen haben. Den Sicherheitskräften gelang es bislang noch nicht, die Terroristen auszuschalten. [Update: Mittlerweile stieg die Zahl der gemeldeten Toten auf 147 - die Dschihadisten erschossen - beziehungsweise erschießen - offenbar gezielt christliche Studenten.]
Obwohl es noch kein Bekennerbotschaft gibt, spricht alles dafür, dass es sich bei den Tätern um Anhänger der al-Shabaab-Miliz handelt - wie bei mehreren ähnlichen Anschlägen in der jüngeren Vergangenheit. Sie wollen sich dafür rächen, dass kenianische Soldaten in Somalia an einem Anti-Terror-Einsatz teilnehmen. Langfristig schwebt ihnen ein Gottesstaat vor, der auch den somalisch besiedelten Osten Kenias und die von moslemischen Swahhili besiedelte Küste beinhaltet.
3.700 Kilometer weiter westlich, in der nigerianischen Hauptstadt Abuja, bekräftigte der designierte Präsident Muhammadu Buhari nach seiner Wahl noch einmal, dass der Kampf gegen die salafistische Anti-Bildungs-Sekte Boko Haram, die sich dem syrisch-irakisch-libyschen Kharidschitenkalifat angeschlossen hat, das vordringlichste Ziel seiner zweiten Amtszeit sein werde, die am 29. Mai beginnen soll. Buhari führte Nigeria vom Dezember 1983 bis zum August 1985 schon einmal - damals als Militärdiktator.
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