IT-Initiative gegen Rechts
"Hate is bad for small planets"
Mit einem Plakat "Hate is bad for small planets" startete gestern auf der CeBIT 2001 in Hannover eine Initiative der IT-Unternehmen gegen rechte Gewalt und Ausländerfeindlichkeit. Die Auftaktveranstaltung findet am 27.03.01 ab 18 Uhr im Deutschen Pavillon statt. Die Initiatoren sehen sich in der Verantwortung, deutliche Zeichen für ein friedliches Miteinander aller Kulturen zu setzen und wollen vor allem die Arbeit der Amadeu-Antonio-Stiftung unterstützen.
Nur mit einer internationalen Zusammenarbeit und Hilfe von ausländischen Fachkräften kann sich die IT-Branche nach eigenen Angaben weiter entwickeln. Mit der Greencard-Intitiative, die Bundeskanzler Gerhard Schröder im letzten Jahr anlässlich der CeBIT-Eröffnung ins Rollen gebracht hat, sind inzwischen rund 6.000 Fachkräfte ins Land gekommen. Besonders viele IT-Kräfte fanden einen neuen Arbeitplatz in mittelständischen Unternehmen.
Doch noch ist der Bedarf nicht gedeckt und weitere Schreckensbilder werden an die Wand gemalt. So sollen in den nächsten fünf Jahren sehr viele IT-Professoren in Pension gehen. Dem wissenschaftlichen Nachwuchs fehlen dann nicht nur die Ausbilder, sondern auch die Entfaltungsmöglichkeiten. Die IT-Unternehmen sind deshalb der Auffassung, dass die Greencard-Initiative ausgeweitet werden müsse. Schröder hat deshalb noch in dieser Legislaturperiode die Verabschiedung des Zuwanderungsgesetzes angekündigt. Doch rechtsradikale Taten und Propaganda schrecken viele ausländische Fachleute ab, sich um die freien Arbeitsplätze zu bemühen. Das Deutschlandbild ist von rechtsextremistischen Tätern und Opfern geprägt.
Die Zahl ausländerfeindlicher Gewalttaten hat sich im vergangenen Jahr um 40 Prozent erhöht. Immer mehr Internetseiten werden mit rechtsextremistischen Inhalten verbreitet und zeichnen ein gänzlich anderes Bild der Bundesrepublik. Rechte Propaganda zeigt aber auch den Jugendlichen ein falsches Bild der Nazi-Gräueltaten. Anetta Kahane von der Amadeu-Antonio-Stiftung und Heiko Gebhard vom Stern berichten von rechtsfreien Räumen in einigen östlichen Gemeinden. "Kaum ein Jugendklub in Gera steht nicht unter dem Einfluss rechter Jugendlicher", informierte Frau Kahane die anwesenden Firmen- und Medienvertreter. Dabei betonte sie ausdrücklich, dass es sich nicht mehr um subkulturelle Einflüsse handelt, sondern um eine fest verwurzelte rechte Kultur. Es fehlen Mittel, um nicht von der rechten Kultur überrollt zu werden. In manchen Bereichen kann man sich nicht mehr frei bewegen, ohne von rechten Schlägertrupps attackiert zu werden, erzählte Heiko Gebhard, der zu den Initiatoren der Stern-Aktion Mut gegen rechte Gewalt gehört.
"Als Transporteure und Bereitsteller dieser Inhalte sind auch die Firmen in der IT-Branche in der Pflicht, den Demokratieaspekt der Meinungsfreiheit zu fördern und gleichzeitig dessen Missbrauch zu verhindern."
Die IT-Unternehmen haben sich gegenseitig Mut zur Initiative gemacht. Mit zu den Initiatoren gehören der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM, dem 1.300 Unternehmen aus dem IT- und Kommunikationssektor angehören. Zu den Gründungsmitgliedern zählen ebenfalls der Internet-Provider Nextra und der Fachverlag CMP-WEKA. Besonders Nextra will sich verstärkt um den Aufbau der IT-Initiative kümmern und denkt unter anderem über eine Stelle für die Koordination nach. Auch die Initiative d21, Talkline und der Stern geben ihre Unterstützung.
Klare Signale setzen
"Wir wollen ein ganz klares Signal auch ins Ausland geben, dass ausländische Mitbürger hier willkommen sind" oder "Man muss sich weltoffen zeigen", waren die einleitenden Worte zur Initiative, die Ethik und Toleranz als Gebot der Stunde verstehen. Mit der Initiative wolle man auch über gemeinsame Maßnahmen nachdenken, wie man sich gegen rechtsextremistische Umtriebe im Internet wehren könne. Doch allen Gründungsteilnehmern fiel außer Filtern oder Sperren auch keine geeigneten Schritte ein.
Dagegen konnte Frau Kahane Amadeu-Antonio-Stiftung von geeigneten Maßnahmen berichten, wie man sich in Chaträumen erfolgreich gegen rechte Ideologien wehren könne. Häufig werden Foren und Chats aufgegeben, wenn sich die Rechten breit machen, dagegen will man verstärkt Argumentationshilfen entwickeln. Beispielsweise könne man auch Domains besetzen, um eigene Inhalte verbreiten zu können. Ein Beispiel ist die Site Nazi.de. Hier erfolgt eine direkte Umleitung zur Seite "Blick nach rechts".
"Das Internet steht für Demokratie, es bietet jedem Menschen an jedem Ort der Welt den gleichen Zugang zu einer gleichen Anzahl von Informationen, Daten, Bildern und Tönen, unabhängig von Geschlecht, Alter, Hautfarbe, politischer Weltanschauung und religiösem Bekenntnis. Jeder kann sich über das weltweite Netz informieren und sich jedem Menschen mitteilen - sei es über E-Mail oder über eine eigene Homepage. Das Internet fördert globale Demokratie, denn es kennt keinerlei Unterschiede und steht für Meinungsfreiheit und Chancengleichheit."
Die Amadeu-Antonio-Stiftung wurde in Erinnerung an das erste Todesopfer rassistischer Gewalt nach dem Mauerfall gegründet. Der Angolaner Amadeu Antonio war 1990 in Brandenburg zu Tode geprügelt worden. Die Stiftung soll in erster Linie von den Sach- und Geldspenden profitieren, um damit weiterhin Opfern rechtsextremistischer Gewalttaten Hilfen anzubieten und Projekte zu betreuen. Darüber hinaus sollen Konzepte entwickelt werden, die die Medienkompetenz bei Jugendlichen stärken sollen. Ebenso sollen Vor-Ort-Initiativen und das Aussteigerprogramm Exit Unterstützung finden.
Jeder ist der Initiative willkommen und kann seine Unterstützung durch die Einbindung des Banners mit dem "Green Ribbon" auf seiner Website dokumentieren. Die hellgrüne Farbe soll die Hoffnung auf eine gewaltfreie Zukunft und auf eine Gesellschaft ohne Fremdenhass symbolisieren. Mit diesem äußeren Zeichen reiht man sich ein in die Tradition der Schleifen mit anderen Farben wie der roten als Aids-Solidarität oder der blauen gegen Zensur im Internet. Spendenwillige werden aufgefordert, die Telefonnummer 0190 070 700 zu wählen, dann wird Talkline die fünf Mark direkt an die IT-Initiative zur Unterstützung der Amadeu-Antonio-Stiftung überweisen.