IWF: Globale Staatsverschuldung steigt auf 100 Billionen US-Dollar
Wenn sich die Finanzchefs der Welt am Montag in Washington treffen, steht ein Thema ganz oben auf der Agenda: die globale Staatsverschuldung und ihre Folgen.
Die weltweite Staatsverschuldung hat ein Rekordniveau erreicht. Wie der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem jüngsten Fiscal Monitor berichtet, wird die Verschuldung bis Ende dieses Jahres auf 100 Billionen US-Dollar oder 93 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts ansteigen. Treiber dieser Entwicklung sind hauptsächlich die USA und China.
IWF-Chefin Georgieva warnt vor "schwieriger Zukunft"
Wenn sich die Finanzminister und Notenbankchefs der 189 Mitgliedsländer am Montag in Washington zur Jahrestagung des IWF treffen, dürfte die Schuldenlast eines der drängendsten Themen sein. IWF-Chefin Kristalina Georgieva findet in einer Rede im Vorfeld deutliche Worte:
Unsere Prognosen deuten auf eine unerbittliche Kombination aus niedrigem Wachstum und hoher Verschuldung hin – eine schwierige Zukunft.
Die Regierungen müssten daran arbeiten, Schulden abzubauen und Puffer für den nächsten Schock aufzubauen, so Georgieva.
Hohe Schulden machen Staaten anfällig für Krisen
Denn die Risiken einer hohen Verschuldung sind beträchtlich. Wie der IWF in seinem Bericht ausführt, können hohe Schuldenstände negative Marktreaktionen auslösen und den Spielraum für fiskalpolitische Maßnahmen im Krisenfall einschränken.
In einem extrem ungünstigen Szenario, so die IWF-Analyse, könnte die Verschuldung in drei Jahren sogar auf 115 Prozent des BIP ansteigen – fast 20 Prozentpunkte mehr als in der Basisprognose.
Dies ist darauf zurückzuführen, dass ein hoher Schuldenstand heute die Auswirkungen eines schwächeren Wachstums oder restriktiverer finanzieller Bedingungen und höherer Spreads auf den künftigen Schuldenstand verstärkt.
IWF mahnt Regierungen zum Handeln
Doch trotz nachlassender Inflation und sinkender Zinsen, die den Regierungen eigentlich die Chance geben sollten, ihre Staatsfinanzen in Ordnung zu bringen, sieht der IWF kaum Anzeichen für ein entschlossenes Gegensteuern.
"Die aktuellen Pläne zur Haushaltsanpassung reichen bei weitem nicht aus, um sicherzustellen, dass die Verschuldung mit hoher Wahrscheinlichkeit stabilisiert oder reduziert wird", heißt es im Fiscal Monitor. Der Fonds fordert die Regierungen daher auf, harte Entscheidungen zu treffen, um die Verschuldung zu stabilisieren.
Besonders im Blick hat der IWF dabei die USA, Brasilien, Frankreich, Italien, Südafrika und Großbritannien, wo die Verschuldung den Prognosen zufolge weiter steigen wird. Aber auch viele Schwellen- und Entwicklungsländer stehen vor wachsenden Schuldenbergen.
Schuldenlast erschwert Kampf gegen Armut und Klimawandel
Die hohe Verschuldung droht nicht nur das Wachstum zu bremsen, sondern lässt den Staaten auch weniger Mittel, um drängende Probleme anzugehen. Die IWF-Chefin warnt davor, dass die schwache Konjunktur den Ländern die Mittel für die Armutsbekämpfung und den Kampf gegen den Klimawandel entziehen könnte.
Um die Schuldenlast zu bewältigen, werde es nicht ohne Einschnitte gehen, macht der IWF klar. Doch angesichts des Drucks, saubere Energie zu finanzieren, die alternde Bevölkerung zu unterstützen und die Sicherheit zu erhöhen, sei die politische Bereitschaft für Ausgabenkürzungen gering. Die "Risiken für die Schuldenaussichten" seien daher "stark nach oben gerichtet", so der Fonds.