Indien will aus der Kohle aussteigen

Windkraftanlagen in Indien. Bild: Vestas / CC BY 2.0

Regierung stellt rund vier Milliarden Euro für den Umstieg bereit. Besonders der Solarausbau nimmt an Fahrt auf.

Indien will verstärkt in den Umbau seiner Energieversorgung investieren und langfristig von Kohle, Erdöl und Erdgas wegkommen, auch wenn es derzeit von den Nato-Sanktionen gegen Russland profitiert und verstärkt Erdöl von dort importiert.

Im Anfang Februar vorgestellten Haushalt sind umgerechnet etwas mehr als vier Milliarden Euro für die „Dekarbonisierung von Industrie und Landwirtschaft“ vorgesehen. Geplant ist unter anderem die Erzeugung von sogenanntem grünem Wasserstoff, also Elektrolyse mit Strom aus erneuerbaren Quellen.

Indische Beobachter sehen darin einen wichtigen, aber noch nicht ausreichenden Schritt des Riesenlandes, das mit inzwischen rund 1,4 Milliarden Einwohnern gerade das schrumpfende China als Nummer eins eingeholt hat.

Bisher zwei Tonnen pro Kopf und Jahr

Indien ist zwar inzwischen nach China und den USA mit 2,71 Milliarden Tonnen in 2021 der drittgrößte Emittent des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2). Aber umgerechnet auf die Einwohner sind das bisher nur zwei Tonnen pro Kopf und Jahr, was lediglich ein Viertel des entsprechenden deutschen Werts (678 Millionen Tonnen CO2 geteilt durch 84 Millionen Einwohner) ist.

Ganz zu schweigen von den bereits in den letzten rund 150 Jahren in der Erdatmosphäre angereicherten historischen Emissionen, zu denen Deutschland an vorderster Front (nach den USA, China, Russland, Brasilien und Indonesien) beigetragen hat, während Indiens Anteil bis vor wenigen Jahren verschwindend gering war.

Mehr noch als Deutschland hat Indien zwar einerseits mächtige Kapitalinteressen in der Kohleindustrie, hat aber andererseits immerhin einen Kohleausstieg in Aussicht gestellt, wenn auch nur einen sehr langfristigen. Auf der UN-Klimakonferenz 2021 im britischen Glasgow versprach Premierminister Narendra Modi, 2002 einer der Verantwortlichen für das sogenannte Gujarat-Pogrom, dass sein Land bis 2070 auf netto null herunterfahren werde. Alles, was dann noch emittiert wird, würde auf anderem Wege kompensiert.

Indien hatte Ende 2022 nach Angaben des Ministeriums für Neue und Erneuerbare Energie in Neu-Delhi Solaranlagen mit einer Leistung von 63,3 Gigawatt (GW) installiert. Hinzu kamen Windkraftanlagen mit einer Leistung von knapp 42 GW sowie verschiedene andere Formen erneuerbarer Energieträger wie kleine Wasserkraftwerke und Biomasseanlagen mit zusammen nicht ganz 15 GW.

Das hört sich nicht nach allzu viel für ein so großes Land an, aber immerhin hat das Land seit längerem mit Suzlon einen eigenen, auch international tätigen Hersteller von Windkraftanlagen. Außerdem scheint insbesondere der Ausbau der Solarenergie gerade erheblich an Fahrt aufzunehmen.

2022 kamen nach den oben verlinkten Regierungsangaben Anlagen mit einer Leistung von 9,3 GW hinzu, womit sich die Stromproduktion von etwas mehr als einem modernen Atomkraftwerk ersetzen ließe. In Indien ist es schon seit einigen Jahren günstiger, statt neuer Kohlekraftwerke neue Solaranlagen zu bauen, da diese billigeren Strom liefern können.

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