Infowar im Luftkrieg

Die US-Luftwaffe entwickelt Infowar-Systeme, um Computer feindlicher Luftabwehrstellungen manipulieren zu können

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Während des letzten Joint Expeditionary Force Experiment 2002 (JEFX), das im Sommer im Rahmen des Millenium Challenge 2002 stattfand (Informationstechnik für die Kriegsführung), hatte die amerikanische Luftwaffe auch Infowar-Techniken gestestet, um Computer- und Radarsysteme einer feindlichen Luftabwehr zu täuschen oder sie auch ganz steuern zu können.

Bei dem Experiment ging es darum, mit Simulationen und einigen Flugdemonstrationen die "kill chain" des Findens, Verfolgens, Bewertens und Zuschlagens für die Luftwaffe schneller und leistungsfähiger zu machen, die Aufklärung über eine Kampfzone zu verbessern, Technologien einzusetzen, die auf Stützpunkten viele Prozesse automatisieren sollen, und überhaupt Computer sowie Netzwerke auf neue Weise zu nutzen. Bei solchen Experimenten handelt es sich nicht um Übungen im Feld, sondern um Versuche, die vorwiegend Informationen zum Testen und für weitere Entwicklungen generieren sollen.

RC-135 Rivet Joint

Im Rahmen der JEFX 02 wurden, wie Aviation Week & Space Technology berichtet, auch mit Aufklärungsflugzeugen vom Typus RC-135 River Joint oder EC-130 Compass Call Versuche durchgeführt, wie sich in Ergänzung oder anstelle von Präzisionsbomben Luftabwehrstellungen durch Angriffe auf die Computernetze ausschalten, aber eben auch manipulieren lassen. Diese Experimente mit dem Namen Suter 1 und 2 wurden im Geheimen ausgeführt, so dass Näheres nicht bekannt ist. Über die Verbindung zwischen Electronic Warfare und Ausschaltung der feindlichen Luftabwehr hinaus dienen diese Experimente zur "schnellen Koordination vieler intelligenter Sensoren, um mobile Boden-Luft-Raketen und ihre Kommandostationen zu erkennen und zu lokalisieren."

Offenbar aber ist es gelungen, durch die mit Satellitenverbindungen zur NSA verbundenen Aufklärungsflugzeuge und den entsprechenden Systemen in "feindliche" Systeme einzudringen und zu sehen, was dort auf dem Radarschirm erscheint. Wenn ein Flugzeug vom Feind ausgemacht worden ist, so wird es dadurch möglich, der Luftabwehr auszuweichen, bevor es in den Zielbereich gerät. Wenn es nicht entdeckt wird, kann es die Luftabwehrstellung angreifen.

Mit den neuen Infowar-Kapazitäten einer EC-130 Compass Call sei es auch bereits gelungen, in "feindliche" Computersysteme einzudringen und die Kontrolle über sie zu übernehmen, so dass falsche Ziele eingegeben, irreführende Informationen gesendet oder gar die Sensoren manipuliert werden können. Man habe es bereits geschafft, für einige Zeit falsche Ziele in ein Luftabwehrsystem einzugeben. Da aber mit Compass Call nur senden, aber nicht feststellen kann, was dadurch in einem angegriffenen Kommunikationssystem geschieht, müsse noch Rivet Joint in den Angriff integriert werden, um falsche Befehle in ein solches System einzugeben.

EC-130 Compass Call

Nach General Jumper sei das unter Suter getestete System vielversprechend. Ziel der Entwicklung sei es, ein Radarsystem so auszutricksen, dass es nicht Boden-Luft-Raketen abfeuert. Bei einem Krieg gegen den Irak dürfte das System aber wohl noch nicht zum Einsatz kommen. Dafür trainiert die Luftwaffe während der Kontrolle der Flugverbotszonen schon den Beschuss von Luftabwehranlagen trainiert und kundschaftet das Schlachtfeld aus. Durch die Ausweitung der Ziele, die seit einiger Zeit von den Piloten unter Beschuss genommen werden können, finden auch echte Schussübungen statt. Begründet wird die Ausweitung des Einsatzes durch die angeblich vermehrten Versuche der irakischen Luftabwehr, britische oder amerikanische Flugzeuge ins Visier zu nehmen.

Man habe auch bereits viel Zeit darauf verwendet, so ein anderer Offizier der Luftwaffe, die elektronischen Signaturen und die Sendebereiche der Systeme auszukundschaften. Im Falle eines Krieges seien die Stellungen im Westen am wichtigsten, da diese Jordanien und Israel am nächsten liegen. Angeblich seien hier auch die meisten der Boden-Luft-Raketen stationiert worden, die im ersten Golfkrieg nicht zerstört worden sind.