Interpol-Chef ruft zum Kampf gegen Verbrechen im Internet auf
68. Generalversammlung in Seoul diskutiert zukünftige Strategien.
Rund 900 Vertreter der 177 Interpol-Mitgliedsstaaten haben sich in Seoul zur 68. Generalversammlung der Internationalen Kriminalpolizeilichen Organisation (IKPO-Interpol) versammelt. Die Generalversammlung will zur Verbesserung der internationalen Zusammenarbeit einen Musterentwurf für bilaterale polizeiliche Kooperationsvereinbarungen verabschieden.
Im Zentrum der Beratungen stand die Umsetzung des im letzten Jahr verabschiedeten Strategischen Entwicklungsplanes für die Institution IKPO. Der Präsident des Bundeskriminalamtes Leo Schuster erklärte, dass die Umsetzung dieses Planes in den nächsten Jahren das "wichtigste Ziel" der Organisation sein werde, da er "den Herausforderungen neuer Kriminalitätsformen, der zunehmenden Globalisierung von Kriminalität und dem Wandel in der Informationstechnologie" Rechnung trage.
Interpol-Chef Toshinori Kanemoto forderte die Anbieter von Online-Zugängen zur Zusammenarbeit mit der Polizei auf. Die moderne Technologie von Computern in privaten Haushalten stelle die Ermittler vor neue Fahndungsprobleme, sagte Toshinori. Die Kooperation mit Internet-Providern sei sehr wichtig geworden, weil in den vergangenen Jahren immer mehr Terroristen das Netz für ihre Zwecke missbrauchten: Im Web machten Verbrecher Werbung für ihre Organisationen, rekrutierten Mitglieder, sammelten Geld, verkauften Waffen oder würden Geld waschen. Auch die Anzahl der Homepages, auf denen Kinder zum sexuellen Missbrauch angeboten würden, hätte drastisch zugenommen.
Der deutschen Delegation, die vom Präsidenten des Bundeskriminalamtes, Dr. Kersten, geleitet wird, gehören auch der Direktor des schleswig-holsteinischen Landeskriminalamtes, Hans-Eberhard Gersonde und der Direktor des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen, Hartmut Rohmer, als Vertreter der Polizeien der Länder an.
Interpol wurde 1923 gegründet und unterhält ihr Generalsekretariat in Lyon/Frankreich sowie ein Nationales Zentralbüro in jedem Mitgliedstaat. Das Nationale Zentralbüro für die Bundesrepublik Deutschland ist das Bundeskriminalamt in Wiesbaden. Ziel von Interpol ist eine möglichst umfassende, gegenseitige Unterstützung aller Kriminalpolizeibehörden weltweit. In diesem Jahr erörterte die Generalversammlung unter anderem die Themen Menschenhandel, Schleusungskriminalität, Terrorismus, Korruption und Organisierte Kriminalität.