Ist das Atomkraftwerk Tihange noch gefährlicher als angenommen?
Seite 2: "Klemmte ein Ventil? Streikte eine Pumpe? Fielen Messgeräte aus oder zeigten sie falsche Daten an?"
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Die Beiträge im WDR und Monitor haben auch substanziell wenig geliefert. Darauf weist der Telepolis-Autor Detlef zum Winkel in einem ausführlichen Leserbrief hin. Die Journalisten seien in ihren Beiträgen "so unscharf geblieben", dass die belgische Atomaufsicht mit einer Gegendarstellung antworten und die deutsche Regierung sich auf den Standpunkt zurückziehen könne, Energiepolitik sei eine nationale Angelegenheit. Dafür seien die Journalisten verantwortlich, weil "Sie das Thema nicht konsequent bis zu Ende denken und bearbeiten".
Er stellt fest, dass wir in den Berichten über die konkreten Precursor-Vorfälle nur wenig erfahren haben. "Klemmte ein Ventil? Streikte eine Pumpe? Fielen Messgeräte aus oder zeigten sie falsche Daten an?" Aufklärung gäbe es keine, weshalb auch Detlef zum Winkel davon ausgeht, dass es altersbedingte Vorfälle sein dürften. Er fragt auch, warum die reale altersbedingte Versprödung nicht geklärt wird.
Dafür könnte man "einen oder mehrere der stillgelegten deutschen Reaktoren für Forschungszwecke freigeben", um die Streitfrage mit der belgischen Atomaufsicht überzeugend zu klären. "Bei einer solchen Untersuchung könnte allerdings herauskommen, dass auch die deutschen Reaktoren erhebliche Materialschwächen aufweisen und dass ihr Weiterbetrieb entsprechend den im Atomausstieg vorgesehenen Fristen eigentlich nicht mehr vertretbar ist." Und das ist eine These, warum sich auch Deutschland trotz der extremen Gefahren so verhält, wie es sich eben verhält.
Dass wir "die großen, starken und guten Deutschen" sind, die es wieder einmal besser wissen, wird die Belgier - zu Recht! - nicht überzeugen. "Überzeugen können wir sie nur, wenn wir zu einem Selbstversuch bereit sind und diesen auch durchführen", plädiert er für ein klares und konsequentes Vorgehen in Deutschland, um wirklich etwas zur Aufklärung zu tun. Es scheint, dass mit der populistischen Skandalisierung, wie gerade im Fall der Diesel-Abgase, vom eigentlichen Skandal abgelenkt wird. Der Skandal ist nicht, dass ein paar Affen den Abgasen ausgesetzt wurden, schließlich sind ihre Kollegen in Zoos in Berlin, Paris und Madrid oft höheren Konzentrationen ausgesetzt, sondern dass die Menschheit durch die Auto- und Atomkraftlobby zu Versuchskaninchen gemacht wird.