Ist das Einfangen eines Asteroiden eine Schnapsidee?

Auf Mission, einen Asteroiden zu fangen. Bild: Nasa

Kritik an der geplanten Nasa-Mission, die auch ein Zwischenschritt zum bemannten Marsflug sein soll

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Das Projekt der Nasa, einen kleinen Asteroiden einzufangen, ihn nahe an die Erde in eine translunare Position zu bringen und ihm eine neue Flugbahn zu geben, ist ehrgeizig. Schließlich wurde noch nie derartiges gemacht, gedacht ist die Asteroid Initiative als Vorspiel für die bemannte Raumfahrt, für eine Mission zum Mars. Bis 2017 will die Weltraumbehörde ein Roboter-Raumschiff mit einem mächtigen Ionenantrieb (Solar Electric Propulsion, SEP) entwickelt und fertiggestellt haben, mit dem ein Asteroid mit einer Größe von 7-10 Metern und einem Gewicht bis zu 500 Tonnen eingefangen und in den erdnahen Raum gebracht werden kann, um dort ab 2021 von Menschen auf dem Raumschiff Orion untersucht zu werden.

Kaum von Nasa-Direktor Charles Boden bestätigt, hagelt es aber schon Kritik aus berufenem Mund, wie Science berichtet. Bezweifelt wird nicht nur, ob die Mission überhaupt gelingen kann, sondern auch, ob die darüber hinaus erwarteten Erkenntnisse zur Erkennung und Abwehr von Asteroiden, die auf die Erde einschlagen können, zur Ausbeutung von deren Ressourcen oder zum Testen einer längeren bemannten Raumfahrt nicht nur in der Vorstellung eintreten werden. Im Haushaltsentwurf für 2014 wird für den Start des Projekts schon einmal 105 Millionen US-Dollar gefordert.

Kritiker weisen darauf hin, dass das Projekt von einer kleinen Gruppe in der Nasa-Zentrale ohne ausreichende Beratung durch Experten aufgrund von zwei Workshops ausgeheckt wurde, um für Aufmerksamkeit zu sorgen. 2010 hatte Obama die Nasa als Vorstufe der Mars-Mission beauftragt, Astronauten zu einem Asteroiden zu bringen. Auf den Workshops stellte sich aber heraus, dass es nicht möglich sein würde, dies bis 2025 zu machen, weswegen der Plan entstand, mit einem Roboterraumschiff einen Asteroiden einzufangen und in Erdnähe zu holen.

Schon 2010 war bereits der noch aus der Bush-Zeit stammende Plan aufgegeben worden, eine permanente Basisstation auf dem Mond für die Weiterfahrt zum Mars zu errichten (Kein amerikanischer Mann auf dem Mond). Wenn man den Asteroiden in Erdnähe holen würde und nicht tief im Weltraum mit einer bemannten Mission besucht, könnte man freilich damit auch keine Erfahrungen für eine Mission wie die geplante zum Mars machen. Man hätte nur irgendwie die Wünsche des Präsidenten erfüllt. Die Frage ist allerdings sowieso, ob es, wie geplant, eine bemannte Marsmission geben wird. Nicht zuletzt wird darüber die Finanzierung entscheiden (Für den Mann auf dem Mond fehlt das Geld). Falls Mars One tatsächlich in die Gänge kommen und die ersten vier Astronauten 2022 zum Mars bringen sollte, wäre die Nasa-Mission, vorgesehen ab 2035, wohl auch endgültig gestorben (Mars One hat die erste Bewerbungsrunde eröffnet).

Bild: Nasa

. Grundlage der Mission war etwa, dass man von der Erde aus jährlich etwa 5 Asteroiden ausmachen könne, die für die Mission geeignet seien. Astronomen vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) haben allerdings erst einen im März entdeckt, der dann auch nicht zum Einfangen geeignet schien. Asteroiden dürfen nicht zu groß, nicht zu schwer und nicht zu lang sein, sie dürfen sich nicht zu schnell drehen und vor allem müssten sie zur rechten Zeit wieder in die Nähe der Erde kommen. Schon das Identifizieren ist schwierig, weil man in der Regel nur ein paar Tage Zeit hat, ihn zu beobachten. Und weil ein Kandidat nach dem Zeitplan bis 2016 gefunden werden müsste, um die Mission 2017 zu starten, scheint man bei der Nasa einen großen (Zweck)Optimismus zu pflegen.

Sieht ein bisschen nach James Bond aus. Bild: Nasa

Auch sonst ist die Kritik groß. Selbst wenn die Mission gelänge, sei fraglich, was man aus einem 10-m-Asteroiden, der in der Atmosphäre sowieso verglühen würde, zur Asteroidenabwehr lernen könne. Und ob der Asteroid geeignet ist, um Aufschlüsse über ausbeutbare Ressourcen zu erhalten, wird auch bezweifelt.

(Gewicht des Asteroiden wurde korrigiert, d. Red.)