Japan will mit Robotern Arbeitskräftemangel auf Baustellen ausgleichen
Angesichts der demografischen Entwicklung und der Abwehr von Zuwanderung soll mit Robotern, KI und dem Internet der Dinge eine "drastische Steigerung der Produktivität" bewirkt werden
Japan ist skeptisch gegenüber Zuwanderern und überhaupt Ausländern, entsprechend zurückhaltend ist man mit der Gewährung von Asylanträgen, am besten sollen qualifizierte Ausländer nur begrenzte Zeit im Land sein. Der Ausländeranteil an der Bevölkerung liegt bei unter 1,8 Prozent, nur ein Drittel hat eine unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung (Japan nimmt bis 2021 höchstens 300 syrische Flüchtlinge auf). Dabei vergreist das Land, sinkt die Einwohnerzahl und die Menschen halten sich auch zunehmend beim Sex zurück (Sex ist Mühsal.)
Die japanische Lösung ist bekanntlich, statt auf Zuwanderung und Ausländer auf Roboter zu setzen, die die Arbeit leisten sollen, für die keine Menschen mehr vorhanden sind. Der Arbeitskräftemangel nimmt dramatisch zu. Die Menschen scheinen wie in der Altenpflege durchaus Roboter als Helfer und Begleiter anzunehmen, aber es gibt auch Probleme, etwa bei der Bewältigung des Fukushima-Unglücks. Mangels geeigneter Roboter ist auch noch nach 6 Jahren nicht genau bekannt, wie es in den drei Reaktoren aussieht, in denen eine Kernschmelze geschehen ist. Es gibt erste Aufnahmen, aber Roboter sind daran gescheitert, weiter in den Sicherheitsbehälter von Reaktor 2 vorzudringen. Gerade erst musste ein Versuch mit einem anderen Roboter abgebrochen, den Sicherheitsbehälter von Reaktor 1 zu erkunden, weil die Kamera nicht funktionierte.
Aber auf den Baustellen, so berichtet Japan Times, hat in den letzten Jahren die Zahl der eingesetzten Roboter kräftig zugenommen. Die Lage ist auch hier dramatisch. Die Baubranche geht davon aus, dass es 2025 um die 1,28 Millionen Bauarbeiter weniger geben wird als noch 2014. Schon jetzt ist nach Regierungsangaben die Personalstruktur veraltet. 2015 waren bereits 30 Prozent der Bauarbeiter über 55 Jahre, während nur 10 Prozent unter 29 Jahren waren. Es kommen also viel zu wenige junge Menschen nach.
In anderen Industrieländern werden gerade in Baubranche, ebenso wie in der Pflegebranche viele Zuwanderer angestellt, um den Arbeitskräftemangel auszugleichen. Japan muss mithin mit der Roboterisierung und/oder der Produktivität auf die Tube drücken, um die fehlenden Arbeitskräfte durch Roboter oder Automatisierungsprozesse auf den Baustellen zu ersetzen. In den nächsten 10 Jahren werden nach dem Sprecher des Baukonzerns Kajima 900.000 Arbeiter angestellt werden können, aber es werden 300.000 fehlen. Alle Baukonzerne beeilen sich daher, eine Lösung zu finden, wenn die Einwanderung tabu ist.
Kajima hat testweise damit begonnen, unbemannte und mit GPS ausgestattet Lastwagen, Bulldozer und Straßenwalzen auf Baustellen einzusetzen. Über ein Tablet kann so ein Arbeiter fünf vorprogrammierte Fahrzeuge verschiedene Arbeiten verrichten lassen, beispielsweise Erde abzuladen, den Boden zu verdichten und ihn dann zu glätten. Das würde die Arbeitsproduktivität pro (menschlichem) Kopf erhöhen bzw. es können eben Arbeiter ersetzt werden. Der Konzern will nicht nur selbst mit diesen Maschinen arbeiten, sondern setzt darauf, sie auch an andere Baufirmen verkaufen zu können.
Ein anderer Konzern hat einen Roboter mit einem Arm entwickelt, der schwere Stangen heben kann. Normalerweise seien 6-7 Arbeiter notwendig, um eine 200 kg schwere Stahlstange zu befördern, mit dem Roboter seien nur noch drei erforderlich. Es werden auch Drohnen eingesetzt, um mit dem Blick von oben Maschinen am Boden zu steuern.
Klar ist vorerst, dass viele Arbeiten von Maschinen alleine noch nicht ausgeführt werden können, überdies müssen Roboter an die unterschiedlichen Gegebenheiten auf Baustellen anders programmiert werden, da sie im Unterschied zu Fertigungsanlagen in Industriegebäuden mobil sein müssen. Man steht ganz am Anfang. Aber man hofft darauf, Robotern zunehmend zumindest schwere Arbeiten überlassen zu können. Das würde auch die Arbeit in der Baubranche wieder attraktiver machen. Die jungen Menschen würden von langen Arbeitszeiten, geringen Löhnen und harter Arbeit abgeschreckt. Da könnten allerdings auch höhere Löhne etwas bewirken, während es zweifelhaft ist, ob die Arbeit am Bau mit mehr Maschinen begehrter wird, es könnten vielleicht mehr Frauen arbeiten, womit viele Armeen schon ihr schwindendes Männerpersonal zu kompensieren suchen, aber gleichzeitig auch auf Roboter, KI und Mensch-Maschine-Schnittstellen bzw. -Kooperation setzen.
Das Ministerium für Land, Infrastruktur und Verkehr hat die Kampagne i-Construction und 2015 die i-Baukommission gestartet, um die Einführung von Informationstechniken und innovative Techniken wie das Internet der Dinge und KI für den Baubereich zu beschleunigen. Gefördert werden öffentliche Bauprojekte, die Roboter, Drohnen und andere Maschinen einsetzen: "Wenn wir an die Arbeiterknappheit in 10 Jahren denken, dann ist jetzt die letzte Chance, zu investieren und radikale Reformen in der Baubranche durchzuführen", sagt Yasushi Nitta, zuständig für die Planung öffentlicher Bauprojekte im Ministerium. Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter sinkt, so geht das Ministerium im i-Bau-Bericht 2016 aus, jährlich um 1 Prozent. Es sei daher eine "drastische Verbesserung der Produktivität auf der Baustelle" erforderlich.