Japanischer Kolonialismus, Zweiter Weltkrieg und Kalter Krieg

155mm GMC M40 Haubitzen unterstützen die 25. Infanterie Division in Munema (November 1951). Bild: U.S. Government

70 Jahre Korea-Krieg: Verlauf, Hintergründe, Interpretation - Teil 2: Hintergründe

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Im Zweiten Weltkrieg bekämpften die USA und die Sowjetunion als Alliierte nicht nur das Deutsche Reich in Europa, sondern auch Japan in Asien. Gemeinsam befreiten Moskau und Washington Korea von japanischer Fremdherrschaft, und gemeinsam wurde vereinbart, dass sich die japanischen Einheiten im Süden der Halbinsel den Amerikanern und im Norden den Sowjetrussen ergeben sollten. Als vorläufige Grenze zwischen den beiden Sektoren wurde der 38. Breitengrad definiert.

Doch als nach dem Sieg gegen die gemeinsamen Feinde Deutschland und Japan das Verbindende plötzlich wegfiel, verschlechterten sich auch die Beziehungen zwischen den USA und der UdSSR zunehmend. Dies führte in Europa dazu, dass aus den vier Besatzungszonen in Deutschland schlussendlich die BRD und die DDR entstanden. Fast zeitgleich wurden auch in Korea entlang der Demarkationslinie am 38. Breitengrad zwei Staaten gegründet. Anders als in Deutschland mündete die Spaltung dort aber 1950 in einen Krieg mit Millionen Toten.

In Teil 1 ging es um den Stellvertreterkrieg in Korea, in Teil 2 geht es nun um die Hintergründe.

Korea zwischen Amboss und Hammer der Großmächte

"Die Axt, der du vertraust, hackt dir in den Fuß."1
Koreanisches Sprichwort

Während sich die japanische Besetzung im Zweiten Weltkrieg als ausschlaggebend für die weitere Geschichte Koreas erwies, hat Fremdherrschaft auf der Halbinsel viel ältere Wurzeln: So war Korea bereits im 13. und 14. Jahrhundert ein Protektorat der Mongolen. Diese banden die lokalen Eliten, die sich schon damals vom japanischen Einfluss abzugrenzen suchten, in ihre Politik ein, was darin kulminierte, dass sich Ende des 13. Jahrhunderts auch viele Koreaner am Versuch beteiligten, Japan zu annektieren.

Hier lässt sich bereits ein für die weitere Geschichte Koreas fast schon konstitutives Element finden: Die Bewohner der Halbinsel fanden sich wiederholt zwischen Hammer und Amboss der Großmächte wieder, wobei meistens eine Macht aus dem Norden (Mongolen-Reich, später Russland bzw. ab 1917 die UdSSR, dann China) und eine aus dem Süden bzw. Südosten (Japan, später die USA) Druck erzeugten. Im schlimmsten Fall führte dies zu Stellvertreter-Kriegen, im besten Fall erreichte Korea durch geschicktes Lavieren zwischen den Großmächten mehr Unabhängigkeit.

Ende des 14. Jahrhunderts war Letzteres der Fall, was zur Gründung eines koreanischen Königreichs führte, das sich fast 250 Jahre lang behaupten konnte, bis es ab 1637 unter der Qing-Dynastie zum chinesischen Vasallen wurde. Als das Kaiserreich China jedoch 1895 den Ersten Japanisch-Chinesischen Krieg verlor, wurde Korea dank des dadurch gestiegenen japanischen Einflusses wieder autonom.

Rasch zeigte sich jedoch, dass sich die Machtbalance bloß verschieben sollte, erneut zuungunsten der Halbinsel: So geriet das 1897 neu ausgerufene koreanische Kaiserreich nun unter japanische Hegemonie, die sich nach der Niederlage Russlands im Russisch-Japanischen Krieg und dem damit vollzogenen Aufstieg Japans zur Großmacht weiter festigte.

Das Ende der koreanischen Eigenständigkeit war eingeläutet: 1905 machte Japan Korea zum Protektorat, und der Annexionsvertrag von 1910 verwandelte es vollends in eine Kolonie. Zwar erfolgten unter japanischer Zwangsherrschaft auch einige infrastrukturelle Modernisierungen, die freie wirtschaftliche, gesellschaftliche, kulturelle und politische Entfaltung blieb den Menschen jedoch untersagt.

Die Rolle Japans in Korea während des Zweiten Weltkriegs

"Wir waren insgesamt 14. Zwei wurden erschlagen. Wenn Hunde sterben, vergräbt man sie. Aber sie haben uns nicht einmal wie Hunde behandelt … Von 9 Uhr morgens bis 21 Uhr abends kamen die einfachen Soldaten. Nach 21, 22 Uhr kamen dann die Offiziere. Die Offiziere haben uns nicht einmal wie Hunde behandelt. Sie kamen betrunken an und schnitten uns Wunden mit ihren langen Schwertern, wenn wir nicht das machten, was sie wollten."2
Seo-Un Chung

Im Krieg schrieb die japanische Armee schließlich ein weiteres Kapitel Kolonialgeschichte - das schrecklichste bis dahin. Es handelt sich um das bis heute emotional diskutierte Thema der Zwangsprostitution für das japanische Heer. In Japan wurden die oft sehr jungen Frauen, teilweise gerade 14 Jahre alt, die in den Bordellen der Armee festgehalten wurden, zynisch verbrämt als sogenannte "Trostfrauen" bezeichnet. Es waren halbe Kinder, die in Korea, aber auch in China und selbst innerhalb Japans als Zwangsprostituierte für die japanische Armee ihrer Freiheit beraubt, gefoltert und wieder und wieder vergewaltigt wurden. Der Historiker Bernd Stöver schätzt die Zahl auf insgesamt rund 200.000 Mädchen und Frauen, allein in Korea dürften es mehrere Zehntausend gewesen sein.3

Bis heute weigern sich nationalistische Kreise in Japan, die diesbezüglichen Fakten anzuerkennen, das Thema ist noch immer in weiten Teilen der Gesellschaft tabu. 2019 brachte der US-Japaner Miki Dezaki seinen Dokumentarfilm "Shusenjo: The Main Battleground of the Comfort Women Issue" in die Kinos, und während seine Arbeit in Südkorea auf großes Interesse stieß, wurde der Film in Japan weitgehend ignoriert, während Dezaki selbst sogar Drohungen gegen seine Person erhielt.4

Während die japanische Armee junge Koreanerinnen als Zwangsprostituierte folterte, zog sie die Männer für das kaiserliche Militär ein. Zwar desertierten manche und schlossen sich den Armeen der Alliierten an, der Aufbau eines eigenen koreanischen Heeres blieb jedoch unmöglich. Wer desertierte und weiterkämpfte, schloss sich dann meist entweder US-Truppen oder der Roten Armee an. Innerhalb letzterer befanden sich vor allem kommunistische Gruppen, darunter der spätere Staatschef Nordkoreas Kim Il-sung, der den Rang eines Hauptmanns erreichte.

Als der Zweite Weltkrieg auch im Pazifik durch die Kapitulation Japans zu Ende ging - in Korea ergab sich das Kaiserreich am 15. August 1945 -, mussten sich wie von den Alliierten vereinbart die japanischen Soldaten nördlich des 38. Breitengrads der Roten Armee und jene südlich des 38. Breitengrads der US-Armee ergeben. Wie in Deutschland sollte nun auch Korea von den Alliierten (allerdings ohne Briten und Franzosen) verwaltet werden. Wie in Deutschland geschah dies auch in Korea unmittelbar nach Kriegsende gemeinsam. Und wie in Deutschland führte es schlussendlich zur Teilung des Landes.

Denn eine Reihe von Ereignissen, die den aufkeimenden Kalten Krieg immer sichtbarer machen sollten, führte dazu, dass aus der gemeinsamen Verwaltung eine getrennte wurde. Aus dem ideologisch unterschiedlich motivierten Widerstand gegen Japan, als Koreaner in der US-Armee und in der Roten Armee kämpften, wurde auch auf der Halbinsel ein Kalter Krieg. Die Ost-West-Spannungen befeuerten die Gegensätze, bis es zum Bürgerkrieg kam, der zum Stellvertreter-Krieg ausuferte. Am Schluss standen zwei getrennte koreanische Staaten.

Der Kalte Krieg als Brandbeschleuniger: Langes Telegramm, Truman-Doktrin und Marshallplan

"USSR still lives in antagonistic ‘capitalist encirclement’ with which in the long run there can be no permanent peaceful coexistence."5
George Kennan

Als sich die diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und der UdSSR nach dem als Verbündete gewonnenen Zweiten Weltkrieg und dem damit verbundenen Wegfall der gemeinsamen Feinde absehbar verschlechterten, warf der Systemunterschied zwischen beiden Staaten bereits lange Schatten. Auf der einen Seite standen die Prinzipien Open-Door-Policy und individuelle Freiheit, auf der anderen ökonomische Gleichheit und Weltrevolution.

Ausgehend von diesen unvereinbaren Gegensätzen verglich der Historiker Louis J. Halle die zwei Hauptakteure des Kalten Krieges in seinem Buch Ende der 1960er-Jahre mit einem Skorpion und einer Tarantel, die zusammen in ein Glas eingeschlossen sind und deren Selbsterhaltungstrieb sie dazu zwingt, sich bis zum Tod zu bekämpfen. Ein Nebeneinander ist unter den gegebenen Voraussetzungen nicht möglich, denn in dem Moment, in dem eines der beiden Tiere den Kampf aufgibt, wird es sofort vom anderen getötet.6

Halles biologistische Metaphorik ist indes weniger eine historisch akkurate Beschreibung denn selbst Ausdruck des Kalten Krieges. Denn einerseits sind menschliche Gesellschaftssysteme nicht vergleichbar mit Individuen und Menschen nicht reduzierbar auf die überschaubare Komplexität von Spinnentieren, und andererseits wirken sich solche fatalistischen Metaphern auch hemmend auf die menschliche Kreativität zur Lösung anspruchsvoller Herausforderungen sowie lähmend auf die Friedensfähigkeit aus. Und zudem hat die Geschichte in Form von Nikita Chruschtschows Doktrin der "friedlichen Koexistenz",7 aber auch Michail Gorbatschows Abrüstungs- und Entspannungspolitik die Annahme vom unausweichlichen Kampf bis aufs Blut widerlegt.

George F. Kennan (1947). Bild: Harris & Ewing / Library of Congress

So eignet sich Halles Metapher denn auch am ehesten für die Beschreibung der von ihm analysierten ersten Jahre des Kalten Krieges bis zum Tod Stalins. Denn 1946 hatten die USA tatsächlich eine Wende in ihrer Politik weg von der Kooperation der Kriegsjahre hin zu einer Konfrontationspolitik eingeleitet. Die UdSSR sei eine potenziell expansionistische und feindselige Macht, die keine friedliche Koexistenz mit den USA anstrebe und mit der es demzufolge eben auch kein dauerhaft friedliches Nebeneinander geben könne - so lässt sich im Wesentlichen das berühmt gewordene "Long Telegram" des stellvertretenden Missionschefs der US-Botschaft und späteren erfolglosen Botschafters in Moskau,8 George F. Kennan, vom Februar 1946 zusammenfassen:

"In summary, we have here a political force committed fanatically to the belief that with US there can be no permanent modus vivendi that it is desirable and necessary that the internal harmony of our society be disrupted, our traditional way of life be destroyed, the international authority of our state be broken, if Soviet power is to be secure."9

Bei Kennans Telegramm handelte es sich allerdings um Empfehlungen, die der Diplomat aufgrund seiner Beobachtungen in Moskau gab, und um Interpretation an der Grenze zur Projektion. Doch der Erfolg des Langen Telegramms hing eben auch damit zusammen, dass die herrschenden Kreise in Washington eine antikommunistische Interpretation antizipierten. Kennan selbst stufte Macht, Größe und Vorgehen der UdSSR unabhängig von deren Selbstdarstellung und der amerikanischen Projektion von der "Roten Gefahr" sachlicher ein:

"Soviet power, unlike that of Hitlerite Germany, […] does not take unnecessary risks. Impervious to logic of reason, and it is highly sensitive to logic of force. For this reason it can easily withdraw - and usually does when strong resistance is encountered at any point. Thus, if the adversary has sufficient force and makes clear his readiness to use it, he rarely has to do so. If situations are properly handled there need be no prestige-engaging showdowns."10

Allerdings lässt sich hier im Umkehrschluss folgern, dass die Sowjetunion militärische Zurückhaltung als Schwäche interpretieren würde, eine Einschätzung, welche die Falken im Pentagon vermutlich in ihrer Position bestärkte und die sich im Korea-Krieg eskalationsbeschleunigend auswirkte. Kennan schätzte auch die militärischen Fähigkeiten der UdSSR realistisch ein:

"Gauged against Western World as a whole, Soviets are still by far the weaker force. Thus, their success will really depend on degree of cohesion, firmness and vigor which Western World can muster. And this is factor which it is within our power to influence."11

Weit entfernt vom blinden Hass gegen alles Kommunistische, wie ihn Joseph McCarthy verbreitete, riet der Diplomat Kennan der Regierung in Washington zu einem sachlichen, distanzierten und von rationalen Überlegungen geleiteten Umgang mit Moskau:

"Our first step must be to apprehend, and recognize for what it is, the nature of the movement with which we are dealing. We must study it with same courage, detachment, objectivity, and same determination not to be emotionally provoked or unseated by it, with which doctor studies unruly and unreasonable individual."12

Am Schluss des Telegramms warnte Kennan sogar ausdrücklich davor, dass der Zweck keineswegs die Mittel heilige:

"Finally we must have courage and self-confidence to cling to our own methods and conceptions of human society. After all, the greatest danger that can befall us in coping with this problem of Soviet communism, is that we shall allow ourselves to become like those with whom we are coping."13

Während sich also die diplomatischen Verhältnisse zwischen den USA und der UdSSR ab 1946 wegen oder trotz Kennans Langem Telegramm dramatisch verschlechterten, führte ein weiterer und schließlich entscheidender Schritt nur ein Jahr später zur Spaltung Europas und der Welt. Es war das am 5. Juni 1947 präsentierte Programm zum Wiederaufbau Europas (European Recovery Program), bekannt unter dem Namen Marshall-Plan,14 das in den osteuropäischen Staaten an Stalins Njet scheiterte und damit auf Jahre hinaus Fakten schuf.

Zwar war die Ablehnung der US-Kredite aus Sicht der Kommunisten konsequent, da man sich sonst bestimmten Spielregeln des freien Marktes hätte beugen müssen, doch die Tatsache, dass die Entscheidung in Moskau und gegen den Willen mancher Regierenden der betroffenen Staaten gefällt worden war (so musste die Tschechoslowakei ihre Zusage auf Druck der UdSSR wieder zurückziehen; die von der Annahme oder Ablehnung betroffene Bevölkerung wurde nirgendwo gefragt), verdeutlichte, dass sich die Sowjetunion von der Rhetorik der Befreier im Zweiten Weltkrieg nun zur Realität der Besatzer gewandelt hatte.

Knapp drei Monate zuvor hatte Truman vor dem US-Kongress eine Rede gehalten, in der er Unterstützung für Griechenland und die Türkei forderte, um die besagten Länder vor einer Annäherung an die Sowjetunion zu bewahren. Am Schluss seiner Rede sagte der Präsident:

"The free peoples of the world look to us for support in maintaining their freedoms. If we falter in our leadership, we may endanger the peace of the world - and we shall surely endanger the welfare of this Nation. Great responsibilities have been placed upon us by the swift movement of events."15

Die als "Truman-Doktrin" bekannt gewordene Rede sicherte prinzipiell allen "freien Völkern", also allen kapitalistischen Ländern, Unterstützung zu. Gemeint waren insbesondere jene Staaten, in denen eine kommunistische Machtübernahme möglich schien. Aus Sicht Washingtons war eine solche Einflussnahme ebenso nachvollziehbar wie Moskaus weltweite Unterstützung kommunistischer Parteien und Gruppierungen.

So konnte die UdSSR die kommunistischen Machtübernahmen in der Tschechoslowakei 1948 und auf Kuba 1959 als Erfolg verbuchen, während die USA erfolgreich Griechenland und die Türkei an sich banden. Long Telegram, Truman-Doktrin und Marshall-Plan verfestigten schließlich ab 1947 zusammen mit der Stabilisierung der sowjetischen Herrschaft in Osteuropa die entstandenen Blöcke. Der Kalte Krieg, der sich bereits vorher angedeutet hatte, war zur Realität geworden, und er sollte dies bis 1991 bleiben.

Erfolg und Scheitern der UNO

"If the United Nations once admits that international disputes can be settled by using force, then we will have destroyed the foundation of the organization and our best hope of establishing a world order."16
Dwight D. Eisenhower

Die Spannungen der Weltmächte wirkten sich unmittelbar auf die Lage in Korea aus: Nachdem dort die Verhandlungen zwischen Moskau und Washington bis 1947 ergebnislos blieben, brachten die USA die Korea-Frage vor die UNO. Entgegen aller Annahmen schien die UN-Resolution 112 (II) "The problem of the independence of Korea" vom 14. November 1947 eine Lösung zu bringen: So sollten alle ausländischen Truppen abgezogen, eine UN-Kommission für Korea (die UNTCOK, die UN Temporary Commission on Korea) geschaffen und freie Wahlen im ganzen Land vorbereitet werden.17 Analog zu Deutschland sollte Korea als geeintes Land in eine kontrollierte Selbstverwaltung entlassen werden, und analog zu Deutschland scheiterte das Vorhaben.

Daran waren die USA maßgeblich beteiligt, da sie mit Syng-man Rhee einen ihnen genehmen Kandidaten für Korea unterstützten. Rhee, ein methodistischer Christ, der 1910 in Princeton promoviert hatte und während des Zweiten Weltkriegs als ein (freilich nicht demokratisch legitimierter) Repräsentant der koreanischen Exilregierung in Washington lebte, kehrte im Oktober 1945 mit US-Unterstützung nach Korea zurück. Er sollte bis zu seinem erzwungenen Rücktritt 1960 als langjähriger Diktator Südkoreas Entwicklung lenken. Anfangs ein Washington genehmer Vasall, musste sich Rhee schließlich der Entscheidung Präsident Eisenhowers beugen, den Krieg zu beenden. Wäre es nach Rhee gegangen, hätten die Kämpfe im Sinne MacArthurs ausgedehnt und bis zum militärischen Sieg über den Norden weitergeführt werden sollen. Dass ein solcher schlichtweg nicht möglich war, wollte er lange nicht akzeptieren.

Die beiden Politiker, die sich in Korea schließlich durchsetzten – der US-unterstützte christliche Autokrat Rhee und der Kommunist Kim Il-sung – hätten gegensätzlicher nicht sein können. Während Kim im Norden aber eine relativ breite Zustimmung der linken Kräfte, auch von geflohenen Kommunisten und Intellektuellen aus dem Süden, hinter sich vereinen konnte, stand Rhee von Beginn an als Exilkoreaner für die Interessen einer japan- und US-freundlichen koreanischen Oberschicht. Entsprechend gewann er trotz Washingtons Hilfe die ersten "freien" Wahlen am 10. Mai 1948 nur deshalb, weil linke Parteien diese boykottierten.

Doch nachdem Rhee und die USA die von der UNO geplante gesamtkoreanische Wahl mit der Abstimmung über einen südkoreanischen Präsidenten torpediert hatten, reagierte der Norden am 9. September 1948 darauf mit der Gründung der Demokratischen Volksrepublik Korea, deren Präsident Kim Il-sung, der Großvater des aktuellen Herrschers Kim Jong-un, wurde. Beide Regierungen erhoben den Anspruch, ganz Korea zu vertreten, und suchten militärische Hilfe beim jeweiligen Verbündeten.

Während sich der immer autoritärer herrschende Syng-man Rhee im Süden nur dank Manipulationen, Wahlfälschungen und US-Unterstützung an der Macht halten konnte, genoss Nordkoreas Präsident Kim Il-sung als Widerstandskämpfer des Zweiten Weltkriegs eine deutlich breitere Unterstützung der Bevölkerung. Außenpolitisch setzte Kim auf die Hilfe Moskaus, um nicht nur dem Druck aus Seoul und Washington, sondern auch aus Beijing etwas entgegenzusetzen.

Diese Grundkonstanten des Konflikts haben sich bis heute kaum verändert. Nach dem Ende der UdSSR 1991 übernahm Beijing quasi Moskaus Erbe, inzwischen hat sich Russland wieder einen gewissen Einfluss zurückerobert. Und bis in die Gegenwart nutzen die USA Südkoreas Abhängigkeit von einem Verbündeten gegen den Druck aus dem Norden, um ihren Einfluss auf Südostasien aufrecht zu erhalten. Nach wie vor sind rund 30.000 US-Soldaten in Südkorea stationiert, das von Washingtons Militärhilfe abhängig ist, um sich vor einem befürchteten Angriff des Nordens zu schützen. Pjöngjang wiederum betrachtet, angesichts der Kriegserfahrungen verständlich, die US-Truppen als potenzielle Invasoren und rüstet unter Hinweis auf die angebliche oder tatsächliche Bedrohung weiter auf.

Doch der Reihe nach: Nachdem Syng-man Rhee im Süden am 10. Mai 1948 die ersten freien Wahlen gewann - allerdings, was sich als Hypothek erweisen sollte, unter Boykott der linken Parteien -, reagierte der Norden am 9. September 1948 mit der Gründung der Demokratischen Volksrepublik Korea, deren Präsident Kim Il-sung, der Großvater des aktuellen Herrschers Kim Jong-un, wurde. Beide Regierungen erhoben den Anspruch, ganz Korea zu vertreten, und suchten militärische Hilfe beim jeweiligen Verbündeten. Während sich der immer autoritärer herrschende Syng-man Rhee im Süden nur dank US-Unterstützung an der Macht halten konnte, baute Nordkoreas Diktator Kim Il-sung auf die Hilfe Moskaus, um nicht nur dem Druck aus Seoul und Washington, sondern auch aus Beijing etwas entgegenzusetzen.

Douglas MacArthur und Syng-man Rhee (1948). Bild: public domain

Zugleich nutzt die nordkoreanische Herrscherdynastie der Kim den Konflikt als Rechtfertigung für ihren Machterhalt. Für beide Koreas gilt, dass sie sich nach wie vor zwischen Hammer und Amboss der Weltmächte befinden. Historisch gewachsene unterschiedliche politische Systeme, eine jahrzehntelange Konfrontationspolitik und westliche Wirtschaftssanktionen gegen Nordkorea verschärfen die Situation zudem.

In diesem Kontext weichen Zeichen gegenseitiger Annäherung, wie es die Errichtung eines gemeinsamen Verbindungsbüros zwischen Nord- und Südkorea 2017 in Kaesong im Norden war, rasch wieder neuen Feindseligkeiten, vor allem, wenn sich die Spannungen zwischen den beiden "Schutzmächten" China und USA weiter verschärfen. So erfolgte im Kontext neuer Wirtschaftssanktionen zwischen Washington und Beijing vor kurzem auch eine Eskalation zwischen Pjöngjang und Seoul, als der Norden als Reaktion auf eine Herrscher-kritische Flugblattaktion aus dem Süden sowie auf die anhaltenden Sanktionen das Verbindungsbüro sprengte.18