Jeb Bush macht Kandidatur offiziell
In Umfragen liegt das republikanische Bewerberfeld eng beisammen
In Demokratien gibt es eine gewisse Tendenz, von Dynastien teilübernommen zu werde. Beispiele dafür sind Pakistan und die Bhutto-Familie, Indien und die Nehru/Ghandi-Dynastie oder Griechenland, wo sich die Familien Papandreou und Karamanlis generationenlang praktisch die Führung der großen Parteien teilten. Dass es diese Tendenz auch in den USA gibt, zeigt das gestern offiziell verkündete Antreten des George-Bush-senior-Sohns und George-Bush-junior-Bruders Jeb Bush bei der republikanischen Präsidentschaftskandidatenauslese im nächsten Jahr.
Der 62-Jährige, der von 1999 bis 2007 Gouverneur von Florida war, verkündete sein Antreten bei den Vorwahlen gestern auf einer großen Veranstaltung in Miami. Es war alles andere als eine Überraschung: In den letzten Wochen und Monaten hatte alles darauf hingedeutet, dass sich der Favorit des republikanischen Establishments und der Wahlkampfgeldgeber sehr intensiv und professionell betreut auf die Kandidatur vorbereitet - bis hin zu einer massiven Gewichtsabnahme und zu Reisen nach Deutschland, Polen und ins Baltikum, die wie Außenpolitikerfahrungs-Pflichttermine gestaltet waren.
Seinen Kampagenenslogans "Making a difference" sowie sein erstes Wahlkampfvideo hatte Bush bereits am Sonntag via Twitter vorgestellt. Darin lässt er sich von Amerikanern loben, die nicht der Kern der republikanischen Wählerschaft sind: Eine Schwarze aus Florida erzählt, wie sie durch Jeb Bushs Bildungsgutscheinprogramm auf eine Privatschule gehen konnte, wo sie sich von der zweimaligen Sitzenbleiberin zur ersten College-Absolventin ihrer Familie mauserte. Ein Mann mit starkem lateinamerikanischen Akzent führt seinen Aufstieg vom Müllsammler zum Account Manager auf George W. Bushs Unternehmenspolitik zurück. Eine ältere weiße Frau preist den ehemaligen Gouverneur für seinen Einsatz gegen häusliche Gewalt. Und die afrokolumbianische Mutter eines autistischen Kindes meint, dass ihm Behinderte wirklich am Herzen lägen.
Jeb Bush selbst wirkt darin in dem Video wie ein Arzt, der erklärt, er sei überzeugt davon, dass man alle Übel beseitigen könne, wenn man nur die richtigen konservativen Prinzipien richtig anwendet. Dazu brauche es aber das richtige Führungspersonal, das durchaus einen Unterschied mache. Und dass er dazu geeignet sei, das habe die Entwicklung Floridas während seiner Gouverneurszeit gezeigt. Gestern versprach er zusätzlich, das Wirtschaftswachstum um vier Prozent zu steigern und dadurch 19 Millionen neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Das alles ist darauf zugeschnitten, das Bush gegen Hillary Clinton antritt. Auch sie kann man als Exponentin einer Dynastie werten: Ihr Ehemann Bill war von 1992 bis 2000 US-Präsident. Und auch sie ist die Kandidatin des Establishments ihrer Partei, mit dem mit Abstand besten Zugang zu finanziellen Ressourcen. Alle anderen Bewerber bei den demokratischen Vorwahlen - der parteilose Sozialist Bernie Sanders, der Ex-Republikaner Lincoln Chafee (der 2003 anders als Hillary Clinton gegen den Irakkrieg stimmte) und der ehemalige Baltimore-Bürgermeister und Maryland-Gouverneur Martin O’Malley gelten als Außenseiter.
Bei den Republikanern ist Bush kein so eindeutiger Favorit: Einer vom Economist in Auftrag gegebenen YouGov-Umfrage vom 8. Juni führen dort derzeit der schwarze Neurochirurg Ben Carson und der kubanischstämmige Marco Rubio das Feld mit jeweils zehn Prozent an. Einen Punkt dahinter liegt der libertär beeinflusste Rand Paul, zwei Punkte dahinter Jeb Bush. Dann folgen mit jeweils sieben Prozent der Gewerkschaftsbrecher Scott Walker (der sein Antreten noch nicht offiziell erklärt hat), der Tea-Party-Texaner Ted Cruz, die Ex-HP-Chefin Carly Fiorina und Micke Huckabee, der Kandidat der christlichen Fundamentalisten.
Die Washington Post und der Fernsehsender ABC kamen dagegen Ende Mai auf jeweils elf Prozent für Paul und Walker, jeweils 10 für Bush und Rubio, neun für Huckabee und jeweils acht für Cruz und Carson. Bei Fox News führten Anfang Juni Jeb Bush und Scott Walker mit jeweils zwölf Prozent. Dort folgten Carson mit elf, Paul mit neun, Cruz mit acht und Rubio mit sieben Prozent.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.