Extreme Ungleichheit: Superreiche zerstören das Klima in extremen Maß

KI-generierte Illustration zeigt ein Luxusschiff und einen Jet vor einer Stadt mit Wolkenkratzern und rauchenden Schloten. Im Vordergrund stehen als Zaungäste aufgereiht Personen, die mit einem ärmölicheren und einfacheren Leben verbunden werden

Bild: KI-generierte Illustration

Ein aktueller Bericht von Oxfam vergleicht das Ausmaß des CO2-Fußabdrucks von Superreichen mit dem Rest der Welt. Das Ergebnis sollte wachrütteln.

Der neue Bericht "Carbon Inequality Kills der NGO Oxfam untersucht die verschiedenen Aspekte des CO2-Verbrauchs der reichsten Menschen des Planeten mit den Durchschnittsmenschen sowie den Ärmsten.

Für jede Diskussion über eine Klimapolitik, die soziale Gerechtigkeit ernst nimmt, sind die Ergebnisse von höchster Bedeutung.

Zerstörerische Lebensweise

Zuerst analysiert Oxfam den CO2-Verbrauch, der durch die exquisite Lebensweise der Ultrareichen entsteht. Die Presseerklärung von Oxfam fasst dies im einleitenden Satz so zusammen:

Der CO2-Fußabdruck eines superreichen Europäers, der fast eine Woche lang Superjachten und Privatjets benutzt hat, entspricht dem lebenslangen CO2-Fußabdruck einer Person, die zu den ärmsten ein Prozent der Welt gehört.

Die weiteren Ergebnisse:

• Ein ultrareicher Europäer fliegt im Durchschnitt 140 Mal pro Jahr. Dabei produziert er so viel CO2 wie ein repräsentativer Europäer in über 112 Jahren.
• Auf seinen Yachten verbraucht ein ultrareicher Europäer im Durchschnitt so viel CO2, wie ein normaler Europäer in 585 Jahren.

Bedenkliche Investitionen

Oxfam untersucht auch den CO2-Verbrauch, den die Art der Investitionsentscheidungen der Superreichen verursachen. Diese Perspektive ist umso wichtiger, als das exzessive und ungezügelte Konsumverhalten der Superreichen nur einen Teil des CO2-Verbrauchs erklärt, den sie verantworten.

Zudem sind die Investitionsentscheidungen der reichsten Menschen der Welt natürlich von besonderer Bedeutung im Hinblick darauf, welcher Art die größten Unternehmen der Welt sind.

Das reichste Prozent der Menschen kontrolliert 43 Prozent des weltweiten Finanzvermögens. Milliardäre kontrollieren (entweder als CEOs oder Hauptinvestoren) ein gutes Drittel der 50 größten börsennotierten Unternehmen der Welt und 7 der 10 größten.

Dabei entfallen fast 40 Prozent der Investitionen von Milliardären, die in der Oxfam-Studie untersucht wurden, auf stark verschmutzende Branchen wie Öl, Bergbau, Schifffahrt und Zement. Die Gesamtemissionen der Investitionen von 36 der reichsten Milliardäre in der EU entsprechen den jährlichen Emissionen von über 4,5 Millionen Europäern.

Multimillionäre und Zerstörung der Wirtschaft

Ausgehend von der Feststellung, dass "höhere Temperaturen aufgrund steigender Emissionen sich auf das jährliche Wirtschaftswachstum auswirken" und sich "Veränderungen in der Wirtschaftsleistung aufgrund von Veränderungen in der Arbeitsproduktivität, der landwirtschaftlichen Produktivität und dem Energieverbrauch ergeben" untersucht Oxfam die Auswirkungen der Superreichen auf die Wirtschaft.

Die Ergebnisse sind erschreckend:

• Von dem Jahr 1990 bis 2050 belaufen sich die wirtschaftlichen Kosten, die durch das Verhalten des reichsten ein Prozent der Weltbevölkerung entstehen, auf 52,6 Billionen Dollar.

• Ein Großteil des Schadens 44 Billionen Dollar – wird in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu spüren sein.

• Allein die Investitionsemissionen der 50 reichsten Milliardäre der Welt in einem Jahrzehnt (zwischen 2018 und 2028) werden bis zum Jahr 2050 einen wirtschaftlichen Schaden von 250 Milliarden Dollar verursachen.

Des Weiteren: Die Emissionen der reichsten ein Prozent in der EU haben seit 1990 bereits zu einem Rückgang der globalen Wirtschaftsleistung um 179 Milliarden internationale US-Dollar geführt. Die größten Auswirkungen in der Zukunft werden ungleich verteilt sein.

Weltweit werden die Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen zwischen 1990 und 2050 durch die Klimakrise etwa 2,5 Prozent ihres BIP verlieren. Die Länder mit hohem Einkommen hingegen werden wirtschaftliche Gewinne erzielen.

Gerechtigkeit sieht anders aus.

Multimillionäre und Hunger

Philip Alston, UN-Sonderberichterstatter für extreme Armut und Menschenrechten, bringt die Klima-Ungerechtigkeit pointiert so auf den Punkt: "Der Klimawandel ist unter anderem ein gewissenloser Angriff auf die Armen."

Die Untersuchung von Oxfam belegt diese Aussage. Investitionsverhalten und Lebenswandel der Superreichen haben tödliche Folgen für die weltweite Ernte:

• In drei Jahrzehnten (1990-2019) hat das Verhalten des reichsten ein Prozent der Welt bereits Ernteverluste verursacht, die zwischen 1990 und 2023 genug Kalorien für die Ernährung von 14,5 Millionen Menschen pro Jahr hätten liefern können.

• Zwischen den Jahren 2023 und 2050 könnten die Ernteverluste, die durch vier Jahrzehnte der Konsumemissionen der reichsten zehn Prozent der Welt (Achtung, denn hier berücksichtigt Oxfam nicht nur die Superreichen, sondern durchaus auch einen größeren Teil der Deutschen) verursacht werden, genug Kalorien liefern, um 148,8 Millionen Menschen pro Jahr zu ernähren.

Multimillionäre und Übersterblichkeit

Oxfam untersuchte auch die Auswirkungen der Investitionsentscheidungen und Lebensweise der Superreichen auf die weltweite Übersterblichkeit:

• In den vier Jahre von 2015 bis 2019 reichen die Verbrauchsemissionen der des reichsten Prozents der Welt aus, um zwischen den Jahren 2020 und 2120 nicht weniger als 1,5 Millionen zusätzliche Todesfälle zu verursachen.

• Mehr als drei Viertel der zusätzlichen hitzebedingten Todesfälle werden in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen auftreten. Während die Reichen es sich leisten können, sich zu schützen, verursachen ihre übermäßigen Emissionen anderswo Todesfälle. Der Schaden ist extrem ungleich und ungerecht verteilt.

• Die Auswirkungen der Verbrauchsemissionen der reichsten zehn Prozent der Welt belaufen sich für den gleichen Zeitraum auf fast 4,8 Millionen zusätzliche Todesfälle.

Schockierendes Fazit

Die begrenzte Menge an CO2, die wir gefahrlos ausstoßen können, wird als Kohlenstoffbudget bezeichnet. Voraussichtlich wird die Menschheit, den bisherigen Verbrauch angenommen, in vier Jahren dieses Budget aufgebraucht haben. Um die Dimensionen des Verhaltens der Reichen und Superreichen zu verstehen, ist vielleicht ein Vergleich hilfreich, den Oxfam anstellt:

• Wenn jeder Mensch so viel CO2 verbrauchen würde wie das reichste Prozent, wäre das verbleibende Kohlenstoffbudget in weniger als fünf Monaten aufgebraucht.


• Wenn jeder Mensch so viel CO2 verbrauchen würde, wie die 50 reichsten Milliardäre der Welt durch ihre Privatjets und Yachten, wäre das verbleibende Kohlenstoffbudget in nur zwei Tagen aufgebraucht.

Chiara Putaturo, EU-Steuerexpertin von Oxfam bringt die Ergebnisse auf den Punkt:

Die Superreichen in Europa behandeln unseren Planeten wie ihren persönlichen Spielplatz. Ihre schmutzigen Investitionen, ihre Privatjets und Jachten sind nicht nur Symbole des Überflusses, sondern tragen zu Ungleichheit, Hunger und sogar zum Tod bei.

Lösungsvorschläge

Putaturo fordert:

Die Superreichen müssen die Rechnung für ihren CO2-Fußabdruck bezahlen, nicht die normalen Europäer. Das bedeutet mehr Steuern für die Superreichen, wie Vermögenssteuern, und höhere Steuern auf Superjachten und Privatjets.

Damit befindet sie sich bei dem Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty in bester Gesellschaft, der schon seit Jahren auf den engen Zusammenhang zwischen Ungleichheit, gerechter Klimapolitik und notwendiger Umverteilung hinweist, wenn er betont:

Es ist unmöglich, den Klimawandel ernsthaft zu bekämpfen, ohne eine tiefgreifende Umverteilung des Wohlstands, sowohl innerhalb der Länder als auch international.

Thomas Piketty

Oxfam beendet den aktuellen Bericht mit einer Reihe von Lösungsvorschlägen, die hier angeführt werden sollen:

1. Reduzierung der Emissionen der Reichsten

Maßnahmen zur Bekämpfung der übermäßigen, den Planeten zerstörenden Emissionen können nicht länger warten. Um die Zukunft des Lebens auf unserem Planeten zu sichern, müssen die Regierungen:

a. Gerechte und ehrgeizige Klimapläne aufstellen und umsetzen, um die Emissionen gemäß den Anforderungen des Pariser Abkommens zu reduzieren. (…) Die reichen Länder des Globalen Nordens - in denen viele der reichsten Menschen der Welt leben und in der Vergangenheit gelebt haben - haben zu 92 Prozent der zusätzlichen Emissionen beigetragen. Sie tragen die größte Verantwortung für die Senkung der Emissionen und müssen dies als erste und am schnellsten tun. (...)

b. Besteuerung der Superreichen, um ihren übermäßigen Konsum und ihre Investitionen sowie ihre Rolle bei der Unterstützung umweltverschmutzender Industrien einzudämmen. Dies bedeutet:

– Einführung einer Reihe von dauerhaften progressiven Einkommens- und Vermögenssteuern für die reichsten 1 Prozent der Welt. Eine Steuer von 60 Prozent auf die Einkommen der reichsten 1 Prozent der Einkommensbezieher weltweit würde die Emissionen um mehr als die Gesamtemissionen Großbritanniens im Jahr 2019 verringern. Die Steuersätze müssen auch hoch genug sein, um die wirtschaftliche Ungleichheit spürbar zu verringern: Solange die Zahl und der Reichtum der Superreichen wächst, werden auch ihre Konsum- und Investitionsemissionen steigen.

– Erhebung eines zusätzlichen höheren Steuersatzes auf Vermögen und Einkommen (von Privatpersonen und Unternehmen) aus umweltschädlichen Investitionen, um die Kohlenstoffverschmutzung gezielt zu bekämpfen. Zum Beispiel eine Steuer auf den Anteil der Gewinne aus dem Verkauf von fossilen Brennstoffen oder von Produkten, die mit ihnen betrieben werden. Die Steuersätze sollten hoch genug sein, um von Investitionen in umweltschädliche Industrien abzuschrecken.

– Besteuerung der übermäßigen Gewinne von Unternehmen, die durch eine unverhältnismäßige Kontrolle der Märkte oder durch außergewöhnliche Gewinne erzielt wurden.

c. Verbot oder Strafbesteuerung von kohlenstoffintensivem Luxuskonsum.

Damit folgen die Lösungsvorschläge von Oxfam prinzipiell der Grundaussage des japanischen Philosophen Kohei Saito, die er in seinem aktuellen Buch "Systemsturz" formuliert:

Eine Politik, die sich dem Klimawandel stellen will, muss das Kapital herausfordern.