Afrikanische Staaten planen eigene Bank für fossile Energieprojekte

Frau kauft Holzkohle

Holzkohlemarkt in Kampala, Uganda. Foto: Vlad Karavaev, shutterstock

Ziel des neuen Finanzinstituts soll die Erschließung von Öl und Gas für den Eigenbedarf sein ‒ entgegen westlichen Interessen. Doch es gibt Hürden.

Angesichts des zunehmenden Drucks westlicher Finanzinstitute, die Erschließung von Öl- und Gasvorkommen aufzugeben, planen afrikanische Länder die Gründung einer eigenen Finanzierungseinrichtung für solche Projekte. Laut einem Bericht der Financial Times haben die 18 Mitgliedsstaaten der "African Petroleum Producers Organization" (APPO) vereinbart, jeweils 83 Millionen US-Dollar, insgesamt 1,5 Milliarden Dollar, dafür bereitzustellen.

Um das Vorhaben zu starten, benötigt die Staatengruppe jedoch insgesamt fünf Milliarden Dollar. Die African Export-Import Bank (Afrexim Bank) wird diesen Betrag verdoppeln, sodass eine Lücke von noch zwei Milliarden Dollar verbleibt, die von externen Institutionen wie Staatsfonds, privaten Fonds und anderen Banken gefüllt werden muss.

Während Afrika der Kontinent mit dem geringsten CO2-Fußabdruck ist, verfügt er gleichzeitig über große, noch unerschlossene Öl- und Gasvorkommen. Unter dem Druck westlicher Regierungen, die den Übergang zu erneuerbaren Energien vorantreiben wollen, haben internationale Kreditgeber wie die Weltbank und die Afrikanische Entwicklungsbank (ADB) aufgehört, Gelder für fossile Energieprojekte bereitzustellen.

Kleiner CO2-Fußabdruck, große fossile Energievorkommen

So sind die USA der zweitgrößte Anteilseigner der ADB. Und während Beamte der Biden-Regierung kürzlich den jüngsten Boom bei US-amerikanischem Schieferöl und -gas gelobt haben, verhindern andere Vertreter dieser Regierung in der ADB Öl- und Gasförderprojekte in Afrika. Dies schränkt die Möglichkeiten der afrikanischen Länder ein, ihre eigenen Ressourcen zu nutzen.

Zudem sehen sich die afrikanischen Regierungen mit dem Boykott von privaten Banken und neuerdings auch von Versicherungen konfrontiert, die ihrerseits dem wachsenden Druck von Klimaaktivisten ausgesetzt sind, die darauf bestehen, dass Afrika der Kontinent mit den geringsten Emissionen bleiben muss.

Also soll Afrika die Ära der Kohlenwasserstoffe hinter sich lassen und direkt von Holzkohle auf Wind- und Sonnenenergie umsteigen. Internationale Kreditgeber wie die Weltbank und die ADB wären selbstverständlich bereit, solche Projekte zu finanzieren. Doch dabei gibt es ein Problem.

Die plötzliche grüne Energiewende ist unmöglich

Kein afrikanisches Land befindet sich in einem Entwicklungsstadium, in dem es plötzlich eine grüne Energiewende einleiten kann. Die weitverbreitete Armut bedeutet im Gegenteil, dass 600 Millionen Menschen keinen Zugang zu Strom haben und bis zu einer Milliarde Menschen mit Holzkohle, Dung und Brennholz kochen müssen.

Da ist es schon ein Fortschritt, wenn die Menschen in die Lage versetzt werden, mit Gas oder Benzin zu kochen. Beides lässt sich in haushaltsüblichen Mengen verfüllen und notfalls auch abseits fester Straßen transportieren. Denn die Stromnetze in Afrika sind, soweit vorhanden, völlig überlastet. Ein Smart-Grid, der bisher nicht einmal in Deutschland funktioniert, hat in Afrika keine Chance.

Vielen afrikanischen Ländern fehlen zudem die Voraussetzungen, um Solar- und Windparks im industriellen Maßstab wirtschaftlich zu betreiben. Daher sehen sie in der Nutzung ihrer Öl- und Gasreserven eine Chance für Entwicklung und Armutsbekämpfung. Doch dafür muss ein bedeutender Teil des afrikanischen Kohlenwasserstoffreichtums noch erschlossen werden.

Infrastruktur fehlt

Laut der African Energy Chamber, einer Lobbygruppe, die sich für die Entwicklung lokaler Öl- und Gasvorkommen einsetzt, warten 125 Milliarden Barrel Öl und 620 Billionen Kubikfuß Erdgas darauf, erschlossen zu werden. Teilweise zeigen zumindest die großen Ölkonzerne Interesse an der Erschließung dieser Ressourcen.

Beispiele hierfür sind Namibia, das bis 2035 den Rang des fünftgrößten Ölproduzenten Afrikas anstrebt, sowie Uganda und Senegal, zusätzlich zu den etablierten Produzenten wie Nigeria, Angola und Libyen. Mit Ausnahme von Uganda sind alle diese Länder Mitglieder der APPO. Es ist also denkbar, dass die Erdölriesen unter Umgehung westlicher Banken künftig mit Institutionen wie einer afrikanischen "Energiebank" zusammenarbeiten werden.

Die Gründung einer afrikanischen Energiebank könnte einen Wendepunkt darstellen, indem sie es den afrikanischen Staaten ermöglicht, ihre eigenen Entwicklungspläne unabhängig von westlichen Finanzinstitutionen zu finanzieren und gleichzeitig ein Stück Souveränität über natürliche Ressourcen zurückzugewinnen.

Souveränität über natürliche Ressourcen zurückgewinnen

Zwar kommen auch eine Menge Impulse zur Entwicklung afrikanischer Karbonressourcen aus China, doch verfolgen diese Akteure auch ihre eigene Agenda.

Nachdem sich westliche Geldgeber zunehmend abwenden, könnte die geplante Energiebank also eine wichtige Finanzierungsquelle darstellen. Es bleibt abzuwarten, ob die angestrebte Summe von fünf Milliarden Dollar erreicht werden kann und wie sich die Erschließung der afrikanischen Kohlenwasserstoffreserven auf die globalen Klimaschutzbemühungen auswirken wird.