Jedem Bot sein Blog
R.Robot räumt auf mit den linken Weicheiern dieser Welt
Die Welt der konservativen Warblogs ist um einen ganz besonders engagierten Vertreter reicher: R.Robot zaudert nicht, wenn es darum geht, liberalen Geistern fehlenden Patriotismus und altlinke Reflexe zu unterstellen. Doch was R.Robot antreibt, ist nicht ideologischer Eifer, sondern ein simples Skript.
Der elfte September hat der Weblog-Szene eine bemerkenswerte Eigendynamik beschert. Waren die Web-Kolumnen vorher nur Eingeweihten bekannt, so sorgte der Terroranschlag für eine wahre Leser- und Schreiberschwemme. Anfangs wollten viele einfach nur ein neues Forum des Austauschs, suchten nach Informationsquellen und Meinungen jenseits der Massenmedien. In den folgenden Monaten mauserte sich jedoch ein ganz besonderer Schlag von Bloggern zu Stars der Szene: Die Warblogger. Sie sind erzkonservativ, unterstützen den Krieg gegen Afghanistan und natürlich auch den gegen Husseins Irak. Sie opfern täglich Stunden dafür, ihre Auffassung zu verteidigen und ihre Gegner in Grund und Boden zu reden. Am bekanntesten sind Andrew Sullivan, Glenn Reynolds a.k.a. Instapundit und Tim Blair. In ihrem Schatten tummeln sich dutzende von Seiten, die sich wie ihre Vorbilder in mehr oder weniger eloquentem Geraune ergehen.
Ein alternatives Universum des kreischenden Rationalisierens.
Doch Sullivan und Co. können jetzt einpacken. Das Zeitalter von R.Robot hat begonnen. Er nennt Al Gore einen Feigling, Linke sind für ihn zwangsläufig "zynisch", Hillary Clinton Teil des "linken Ladendiebstahl-Establishments". Demokraten rät er, mit all ihrem Amerika-Hass doch gleich in den Irak umzusiedeln. Der einem Irak-Krieg gegenüber kritisch eingestellte Senator Robert Byrd ist ein Stalinist, und Saddam Hussein sollte gelyncht und anschließend zum Baptismus konvertiert werden.
Mittlerweile sind als Reaktion auf das Weblog bereits erste Fan- und Gegner-Websites im Netz aufgetaucht. R.Robot zeigt sich unbeeindruckt und agitiert ohne Pause weiter. Alle paar Minuten feuert er eine neue Salve gegen die verweichlichten Demokraten ab, Tag und Nacht. Das beste daran: Seine Kolumne ist interaktiv. Wer immer schon mal böse Worte über seinen Lieblings-Linken hören wollte, hat hier per Web-Formular Gelegenheit dazu. Ausgedacht hat sich all das John Gorenfeld. Eigentlich hatte er für seinen Bot eine Karriere als automatisierter Rock-Kritiker anvisiert. Doch nachdem sich der Rolling Stone offenbar unbeeindruckt zeigte, musste R.Robot auf Demokraten-Bashing umsatteln.
Ehrlich gesagt kann er das auch viel besser. Noch eine kleine Kostprobe gefällig? Bitte sehr:
Letzte Woche ging Telepolis so weit, den Mainstream komplett zu verlassen und in eine Art alternatives Verlierer-Universum des kreischenden Rationalisierens einzutreten.