"Jedes Polizeiauto sollte eine Mini-Antiterroreinheit mit schweren Waffen, Schusswesten und Helmen sein"
Die Polizei von New York wird mit militärischen Schusswesten und Helmen ausgestattet, die Polizisten fordern zudem Gewehre
Die Militarisierung der Polizei schreitet voran, obgleich US-Präsident Obama noch letztes Jahr ein Gesetz durchgesetzt hat, das den Kauf von militärischer Ausrüstung wie gepanzerte Fahrzeuge, Granatwerfer oder Bajonette für die Polizei unterbindet. Die martialische Ausrüstung lässt die Polizisten allerdings zunehmend wie im Feindesland erscheinen. Gerade hat William J. Bratton, der Leiter der Polizei von New York (NYPD) angekündigt, dass nun begonnen wurde, für 7,5 Millionen US-Dollar für die Polizisten Schutzausrüstung gekauft wird. Man müsse die Polizisten schützen, so dass sie die Bürger schützen kann, so die Parole.
Verwiesen wird auf die steigende Gewalt gegen die Polizei, die eine weitere Aufrüstung notwendig mache. Die Ereignisse des vergangenen Monats hätten aus der Sicht der Polizei den Schutz der Polizisten deutlich gemacht. Es habe im ganzen Land "lokale Terrorangriffe, Vorfälle von Massenmorden durch 'active shooters' und sogar direkte Angriffe auf Polizisten" gegeben. Dass die Polizisten in einem Land, das voll mit Waffen ist, zunehmend Angst haben, selbst Opfer zu werden, oder dazu neigen, sicherheitshalber selbst schnell von der Schusswaffe zum Eigenschutz Gebrauch zu machen. In diesem Jahr wurden nach Angaben der Washington Post 537 Menschen mit Schusswaffen von der Polizei getötet, während 32 Polizisten im Dienst durch Schüsse getötet wurden, 88 Prozent mehr als 2015.
Jetzt also wird jeder Einsatzwagen mit zwei militärischen Schusswesten Level III ausgestattet, die Brust und Rücken auch gegen Gewehrschüsse schützen. Zu den 6.000 Schusswesten kommen 20.000 militärische Helme, die bis September an alle Polizisten auf Streife ausgegeben werden, um sie gegen amoklaufende und/oder terroristische Massenmörder besser zu schützen. Bratton sagte, der Entschluss sei gekommen, nachdem er ein Video gesehen habe, wie ein Mann in Brooklyn auf zwei Polizisten geschossen habe. Das habe ihn an Dallas und Baton Rouge erinnert. Die Spezialeinheiten waren bereits mit den Schutzwesten ausgerüstet, die nun auch die Streifenpolizisten erhalten. Auch New Yorks Bürgermeister deBlasio bekräftigte die Anschaffung: "Wir müssen sicherstellen, dass wir jeder verfügbare Maßnahme ergreifen, um unsere Offiziere mit der neuesten Ausrüstung und Technik ausstatten."
Der Polizeiverband (PBA) kritisierte die Maßnahme als nicht ausreichend. Westen und Helme seien zwar ein Schutz, was die Polizisten aber auch bräuchten, seien Gewehre. Die Polizisten seien die ersten, die zu einem Tatort kämen und müssten entsprechend bewaffnet und geschult sein, "um unschuldiges Leben zu retten". Ohne Gewehre seien Polizisten und Öffentlichkeit in Gefahr. Zuvor hatte man schon eine Klage eingereicht, weil die Polizeiführung einen "unsicheren Arbeitsplatz" schaffe, wenn die Polizisten nicht die erforderliche Ausrüstung erhalten, um sich schützen zu können. Die NYPD hat mehr Einsatzkommandos mit besserer Ausrüstung geschaffen, der Präsident des Polizeiverbands hält dem entgegen, dass die ersten, die an den Tatort von Massenschießereien kommen, in der Regel die normalem Polizisten seien. Die Schießereien würden oft nur ein paar Minuten dauern und wären in der Regel vorbei, bis die Einsatzkommandos anrücken. Zudem würden jetzt Polizisten selbst angegriffen werden.
Auch andere Polizeivertreter hatten Obamas Versuch, die Militarisierung der Polizei zu bremsen, kritisiert. Die Angreifer hätten praktisch alle militärische Gewehre: "Perverserweise ist die Verfügbarkeit einer Menge an Ausrüstung, die es mit dieser Bewaffnung aufnehmen kann, reduziert worden, als sie am dringendsten gebraucht wird", so James Pasco vom größten Polizeiverband Fraternal Order of Police. Und Ray Hunt vom Polizeiverband Houston erklärte: "Wir bekämpfen heimische Terroristen, diese Schurken, die unsere Polizisten töten wollen, und heimischer Terrorismus verlangt nach einer starken Antwort. Die Menschen, die sich dem widersetzen, was sie Militarisierung der Polizei nennen, sind nicht diejenigen, die diese Uniform anziehen, losziehen und erschossen werden."
Pat Lynch, der Präsident der BPA, nimmt kein Blatt vor dem Mund und fordert offen die Militarisierung: "Jedes Polizeiauto sollte eine Mini-Antiterroreinheit mit schweren Waffen, Schusswesten und Helmen sein, und jeder Polizist sollte ausgebildet sein, um auf einen Terroranschlag reagieren zu können."