Kanzler-Duell spielerisch

Wurfgewaltiger Bundestagswahlkampf

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Seit Wochen befinden wir uns schon mitten im Wahlkampf und alle wichtigen und unwichtigen Politiker begeben sich auf Sommerreise, um Zootiere oder Kinderköpfe zu streicheln. Am 25. August startet das erste Kanzlerkandidaten-Fernsehduell. Vorab wird der Begriff des Kanzler-Duells ziemlich strapaziert. Kanzlerkandidat Guido Westerwelle von der "Möchte-Gern-18-Prozent-Partei" ist bestrebt, sich noch als dritter Gesprächspartner in die Runde einzuklagen. Wo politische Inhalte und Lösungen Mangelware sind und Wahlkampf zum Showkampf á la Amerika wird, haben zumindest Karikaturisten und Spielehersteller Hochkonjunktur. Warum also dem vermeintlichen Gegner nicht ein paar Gegenstände an den Kopf werfen? Oder sind wirklich nur Verbal-Attacken erlaubt?

Der Wahlkampf hat inzwischen auch in den Medien seinen Platz eingenommen. So gibt es wohl kaum noch einen Radiosender, der nicht die Gerd-Show sendet. Auch im Internet finden sich hin und wieder kleinere Spielchen, die sich mit der Wahlkampfthematik beschäftigen. Der Topas Verlag legt das Spielchen "Kanzler-Duell" für 9,99 Euro vor, beim dem man sich dem Wahlkampf spielerisch nähern darf. Wer sich das Comic-Spiel kauft, kann sofort die Wahlkampfschlacht eröffnen. Nachdem sich der Spieler für eine politische Partei entschieden hat, dürfen Rote Socken, Kohlköpfe, Tomaten, Äpfel oder Spiegeleier auf die bekanntesten Politiker geworfen werden. In 90 Sekunden sind so viele politische Persönlichkeiten zu treffen wie möglich. Allerdings gibt es Punktabzug, wenn man eigene Kandidaten erwischt.

Ziele sind unter anderem Ex-Verteidigungsminister Rudolph Scharping in einem Flugzeug, Joschka Fischer in einem Panzer oder Claudia Roth auf einem schnellen Fahrrad. Per Fallschirm schwebt Jürgen Möllemann auf den Spielbildschirm und Gregor Gysi rast mit einem Trabi kreuz und quer. Die drei Kanzlerkandidaten schlendern im Armani-Anzug, im Trachtenanzug mit kurzer Lederhose oder mit 18-Prozent-T-Shirt durch die Szenerie. Selbst Alt-Kanzler Helmut Kohl muss sich mit einem Geldkoffer in der Hand dem Spott der Spieler aussetzen.

Natürlich gibt es im Internet eine High-Score-Liste, damit sich die Spieler mit anderen Parteivertretern messen können. Auf der Website www.kanzlerduell-spiel.de finden sich eine spielbare Demoversion (ca. 7 MByte), ein Bildschirmschoner und diverse Windows-Hintergrundbilder. Einige Soundtracks vermitteln einen Eindruck der politischen Rhetorik im Bundeswahlkampf: "Politik ist etwas mehr als Spaß zu haben!" Wie immer auch eine Antwort auf die Frage, ob sich der Kauf des Spiels lohnt: Es ist ein typisches Kurzweilspiel im Moorhuhnstil, mit dem man sich ein paar Minuten zwischendurch die Zeit vertreiben kann. Manchen wird die Demoversion ausreichen, allerdings hört der Spaß nach 30 Sekunden schon wieder auf.