Kaschmir: Abschüsse und Verkäufe

Eine indische Suchoi Su-30MKI. Foto: Alan Wilson. Lizenz: CC BY-SA 2.0

Der Konflikt zwischen Indien und Pakistan ist in gewisser Weise auch ein Stellvertreterkrieg, in dem sich russische mit amerikanischen und chinesischen Waffen messen

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Am 14. Februar starben bei einem Anschlag der Terrorgruppe Jaish-e-Mohammed (JEM) im indischen Teil Kaschmirs über 40 Polizisten der Spezialeinheit CRPF. Seitdem kam es zu Bombardements, Luftkämpfen und anderen Gefechten mit indischer und pakistanischer Beteiligung. Aussagen darüber, was bei diesen Kämpfen herauskam, lassen sich jedoch nur sehr begrenzt treffen. Das liegt vor allem daran, dass das pakistanische und das indische Militär Informationen herausgeben, die sich sehr stark widersprechen, aber von den staatsnahen Medien in den jeweiligen Ländern trotzdem als Wahrheit präsentiert werden.

Das klappt auch deshalb gut, weil das Militär Versuche anderer Medien, Sachverhalte durch Inaugenscheinnahme aufzuklären, bislang erfolgreich unterbinden kann. So ist beispielsweise der Zugang zu einem bewaldeten Areal in der entfernteren Umgebung der pakistanischen Ortschaft Balakot gesperrt. Dort bombardierte Indien am 26. Februar ein mutmaßliches Camp der JEM. Nach indischen Angaben wurden dabei zahlreiche Terroristen getötet, nach pakistanischen gab es dort weder Tote noch ein Camp (vgl. Indischer Luftangriff auf Terrorcamp in Pakistan).

Hat Pakistan mit dem Abschuss einer MiG-21 durch eine F-16 gegen Lieferabkommen mit den USA verstoßen?

Am Tag nach diesem Bombardement kam es zu einem Luftkampf, nach dem Pakistan den Abschuss von zwei indischen und Indien den Abschuss einer pakistanischen Maschine meldete (vgl. Kaschmir: Drei Flugzeuge abgeschossen). Gesichert ist, dass ein indischer Pilot über dem pakistanisch kontrollierten Teil Kaschmirs abgeschossen wurde. Pakistan übergab diesen Piloten - Abhinandan Varthaman - nämlich am 1. März am Grenzübergang Wagah den indischen Behörden, nachdem er sich vorher in pakistanischen Medien positiv über den Umgang mit ihm geäußert hatte.

Varthaman flog bei seinem Abschuss eine Mikojan-Gurewitsch MiG-21, die noch in der Sowjetunion hergestellt wurde. Der indischen Version nach wurde sie von einer F-16 abgeschossen. Als Beleg dafür präsentierte das indische Verteidigungsministerium Raketentrümmer, die von einer AIM-120 AMRAAM stammen sollen. So eine Luft-Luft-Rakete kann von einer F-16 abgeschossen werden, aber nicht von einer chinesischen Chengdu JF-17, dem anderen Kampfflugzeug der pakistanischen Luftwaffe. Der New York Times zufolge könnte der Grund, dass Pakistan bislang keine näheren Angaben über die Siegermaschine macht, darin liegen, das das Land mit so einem Einsatz einer F-16 gegen Lieferabkommen mit den USA verstoßen hat.

Angeblich 44 JEM-Verdächtige festgenommen

Neben dem Abschuss einer MiG-21 meldeten pakistanische Medien auch den Abschuss eines neueren russischen Flugzeugs der indischen Luftwaffe: Einer Suchoi Su-30MKI. Indische Medien berichten dagegen vom Abschuss einer pakistanischen F-16 durch eine indische MiG-21, was Pakistan bestreitet.

Sollte das einer so alten sowjetischen Maschine tatsächlich gelungen sein, wäre das nicht unbedingt gute Werbung für den F-16-Hersteller Lockheed Martin, der Indien seine F-16-Weiterentwicklung F-21 als Lizenzprodukt verkaufen will. Für den russischen Kampfflugzeughersteller Suchoi wäre wiederum der Abschuss einer Su-30MKI durch eine preisgünstige Chengdu JF-17 eine Blamage (auch wenn die Su-30MKI nur als Lizenzprodukt in Indien gebaut wird).

Diese Fragen sind auch von politischer Bedeutung, weil die indische Armee gerade massiven Modernisierungsbedarf angemeldet hat und meint, dass 68 Prozent ihrer Gerätschaften durch neue ersetzt werden sollten. Das Land hat mit inzwischen fast 1,4 Milliarden zwar ähnlich viele Einwohner wie China, aber mit umgerechnet etwa 50 Milliarden Euro einen nur ein Viertel so großen Verteidigungshaushalt, dessen Löwenanteil in den Sold für 1,2 Millionen Soldaten fließt.

Der Konflikt könnte sich allerdings beruhigen, wenn sich Meldungen bestätigen, dass die pakistanische Staatsführung gegen die bislang zwar offiziell verbotenen aber inoffiziell geduldeten Verursacher des Terroranschlages in Kaschmir vorgeht. Inzwischen sollen 44 Verdächtige in Haft genommen worden sein - darunter ein Bruder und ein Sohn des mutmaßlichen JEM-Anführers Maulana Masood Azhar, der sich noch auf freiem Fuß befindet.

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