Klima- und Artenschutz: Warum die finanzielle Konkurrenz verheerend ist
Seite 2: Aufgeblasener Militärhaushalt verschlingt Milliarden
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Während Klima- und Naturschützer um ein paar Millionen streiten, fließen Milliarden in militärische Projekte: 100 Milliarden Euro soll das Kampfjet-System "Future Combat Air System" kosten, das Ursula von der Leyen und der französische Präsident Emmanuel Macron bereits 2019 auf den Weg brachten.
In einer immer unsicheren Welt müsse man gemeinsam Vorsorge treffen, begründet die Präsidentin der EU-Kommission diesen Schritt. Das "Luftkampfsystem der Zukunft", dass die Tornado-Kampfjets und den pannenanfälligen Eurofighter der Bundeswehr sowie die Rafale-Maschinen der französischen Luftwaffe ersetzen soll, soll voraussichtlich ab 2040 für noch mehr militärische Sicherheit sorgen.
100 Milliarden Euro schwer ist auch das Paket, das vor einem Jahr für die Bundeswehr angekündigt wurde. Viel zu wenig, jammern Militärexperten. Denn allein 13 Milliarden Euro würden von steigenden Zinssätzen verschlungen.
Was wäre, wenn dieses Geld statt dessen verstärkt in Arten- und Klimaschutz investiert würde? Immerhin sichert Beides unsere Lebensgrundlagen und damit die menschliche Ernährung. Ohne Nahrung und Wasser und bei 40 Grad in voller Montur in Panzern oder Kampfjets würden auch Soldaten wahlweise verdursten, verhungern oder ersticken.
Nach welcher Dringlichkeitsskala also werden die Gelder verteilt? Diese Frage muss erlaubt sein. Denn der Klimawandel ist ein bedeutender Grund für eine immer unsichere Welt. Wo er mit Bevölkerungswachstum, Wirtschaftskrisen, Urbanisierung, Umweltzerstörung und sozialer Ungleichheit zusammentrifft, kämpfen Menschen um Ressourcen und Lebensmittel oder fliehen in noch bewohnbare Regionen.
Glaubt man einer 2020 in London vorgestellten Analyse ("Erstes ökologische Bedrohungsregister" – ETR) des Institute for Economics and Peace (IEP) werden innerhalb der nächsten 30 Jahre etwa 1,2 Milliarden Menschen ihr Heimat verlassen.
Echte Vorsorge kommt an Klima- und Artenschutz nicht vorbei
Entweder man handelt nach dem Vorsorgeprinzip und tut alles dafür, dass wir eine bewohnbare Erde behalten – "oder man baut cloudbasierte Kampfjetsysteme, die uns die Unsicherheiten einer unbewohnbaren, chaotisch gewordenen Welt vom Hals halten", schrieb Greenpeace-Experte Benjamin Borgerding bereits 2019.
Hinzu kämen wohl absehbar teure Grenzregimes und Abschottungsmaßnahmen, um lästige Flüchtlinge aus der EU fernzuhalten, so der Greenpeace-Experte.
Der Staat habe den Auftrag, für die Sicherheit seiner Bürgerinnen und Bürger zu sorgen. Im Tausch dafür nehmen diese die Einschränkungen gewisser Freiheiten hin. Dennoch reagierten konservative Politiker mit "Beißreflexen", wenn es darum gehe, Freiheiten einzuschränken, um den Klimakollaps und das Ende von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten zu verhindern. Sie wehren Verbote ab oder verschleppen längst überfällige Vorhaben, wie zum Beispiel eine Steuer auf Kerosin. Warum eigentlich?
Würden die Verantwortlichen rational entscheiden, würden sie generationenübergreifend über eigene Ländergrenzen hinaus denken und handeln. Eine breite Investition in den Klima- und Artenschutz würde Konflikte um Ressourcen und globale Fluchtbewegungen verhindern oder zumindest abmildern. Am Ende würden sich somit auch etliche Militäreinsätze erübrigen.