Klimaforscher mahnen stärkere Emissionsreduktion bis 2030 an
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Die Energie- und Klimawochenschau: Von Eisverlusten in Grönland sowie den Streitthemen Kohleausstieg und Diesel-Fahrverbote
In Deutschland ist ein vergleichsweise kalter März zu Ende gegangen, der - je nach herangezogener Referenzperiode - um 1 Grad oder sogar 1,8 Grad Celsius kälter war als der Durchschnitt und wir können uns endlich über frühlingshafte Temperaturen freuen. Anders als hierzulande war der März in der Arktis allerdings zu warm, was sich auch in der Eisbedeckung des Nordpolarmeers widerspiegelt.
Nach der dunklen Jahreszeit erreicht diese im März ihr Maximum. So geschehen dieses Jahr am 17. März, allerdings mit der zweitgeringsten Ausdehnung in den letzten 39 Jahren seit Beginn der Satellitenmessungen. Ebenfalls betroffen von steigenden Temperaturen in der Polarregion ist Grönland. Sollte dessen Eispanzer einmal abschmelzen, würde der Meeresspiegel um durchschnittlich sechs Meter ansteigen.
Anhand von Eisbohrkernen haben Klimaforscher nun berechnet, dass die grönländischen Gletscher heute schneller schmelzen als in den letzten 450 Jahren und vermutlich länger. Die Eisbohrkerne sind eine Art Klimaarchiv für Hunderte von Jahren. Die Klimawissenschaftler von vier Universitäten der USA wählten für ihre Messungen eine Region in Westgrönland, in dem die Gletscher zwar im Sommer zu schmelzen beginnen, das Schmelzwasser aber nicht abfließt, sondern im Winter in tieferen Schichten erneut gefriert. So konnten sie die jährlichen Schmelzprozesse über lange Jahre nachvollziehen.
Ein besonders starkes Abschmelzen trat schon immer dann auf, wenn sich Hochdruckgebiete über Grönland befinden, oder das umgebende Meerwasser besonders warm war. Zusätzlich zu solchen Wetterlagen ist Grönland - verursacht durch menschliche Treibhausgasemissionen - heute aber um 1,2 Grad wärmer als 1890.
Verstärkter Klimaschutz bis 2030, um Folgekosten zu vermeiden
Der grönländische Eisschild ist ein Argument dafür, die Treibhausgasemissionen schnell zu senken. Ein nicht ganz neues Argument sind die Folgekosten des Klimawandels. So haben Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung in einer neuen Studie vorgerechnet, dass Emissionen bis zum Jahr 2030 rasch sinken müssten, um hohe Folgekosten für die Klimastabilisierung zu vermeiden und auch, um möglichst wenig Kohlendioxid wieder der Atmosphäre entziehen zu müssen. In Zahlen bedeutet dies, die Emissionen müssten mindestens 20 Prozent unter dem liegen, was die Staaten bereits im Rahmen des Pariser Klimaabkommens zugesagt haben. Bekanntermaßen reichen die bisherigen Selbstverpflichtungen nicht aus, um auch nur eine Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad einzuhalten.
"Um das Klima zu stabilisieren, bevor die Erwärmung die in Paris gesetzte Grenze überschreitet, müssen wir entweder enorme Anstrengungen unternehmen und die Emissionen bis 2030 halbieren sowie bis 2050 Emissionsneutralität erreichen - oder die Emissionsreduktionen müssten durch CO2-Abscheidungstechnologien ergänzt werden. In unserer Studie versuchen wir zum ersten Mal, die Mindestanforderungen an das nachträgliche Herausholen von CO2 aus der Atmosphäre zu ermitteln - und was ein verstärktes kurzfristiges Handeln hier bewirken kann", sagt Jessica Strefler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Hauptautorin der in Environmental Research Letters veröffentlichten Analyse.
Auch die Klimaszenarien des Weltklimarats rechnen damit, dass CO2 wieder aus der Erdatmosphäre herausgeholt werden müsste - eine Technik, die umstritten und nicht vollständig erprobt ist. In ihrer neuesten Studie berechnen die Klimaforscher des PIK, wie es möglich wäre, die Menge des in der zweiten Jahrhunderthälfte aus der Atmosphäre zu extrahierenden Kohlendioxids auf unter 5 Milliarden Tonnen zu begrenzen. "Würde diese Menge von 5 Milliarden Tonnen beispielsweise halbiert, müssten die jährlichen CO2-Emissionsminderungen zwischen 2030 und 2050 verdoppelt werden, um die 2-Grad-Grenze noch einzuhalten. Zudem müssten schon vorher auch die kurzfristigen Emissionsreduktionen deutlich erhöht werden, da die bisher von den Unterzeichnern des Pariser Abkommens zugesagten Bemühungen nicht ausreichen, um die Erwärmung unter 2 Grad Celsius zu halten, wenn sie nicht mit der Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre kombiniert werden", erklärt der Co-Autor Nico Bauer.
Auch kurzfristige und unabhängig vom Szenario sinnvolle Handlungsansätze geben die Wissenschaftler der Politik. In Deutschland wären dies etwa ein schneller Ausstieg aus der Kohleverstromung und die Einführung eines Mindestpreises für CO2, letzteres zusammen mit anderen europäischen Ländern.