Klimaneutrale Zukunft: Eignen sich LNG-Terminals für grüne Gase?
Deutschland benötigt LNG-Terminals, um künftig den Bedarf an Erdgas decken zu können. Doch lassen sie sich auch auf Wasserstoff oder Ammoniak umrüsten? Eine neue Studie kommt zu einem ernüchternden Ergebnis.
In den kommenden Jahren entstehen an Küsten von Nord- und Ostsee Terminals, an denen Flüssiggas angelandet werden kann. Stade, Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Lubmin sind die Orte, an denen sie errichtet werden sollen. Eine Frage dabei lautet: Werden sie in Deutschland eine Zukunft haben?
Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) hat untersucht, was notwendig wäre, um diese Anlagen zukunftsfähig zu machen, sodass sie statt Erdgas auch grünen Wasserstoff oder Ammoniak aufnehmen können. Erstellt wurde die Studie im Auftrag der European Climate Foundation (ECF).
Es ist nicht ausgeschlossen, dass die LNG-Terminals zu einem Milliardengrab werden. "Derzeit ist unklar, ob die Terminals mit ihren hohen Investitionskosten in Zukunft weiter nutzbar sind", sagte Matia Riemer, Co-Autorin der Studie. Um das Risiko gering zu halten, sollte schon in der Planungsphase ein Konzept für deren Umstellung auf andere Energieträger erstellt werden.
Es hänge von vielen Faktoren ab, ob es machbar ist, die Terminals auf die Nutzung von verflüssigtem Wasserstoff oder Ammoniak umzustellen, erklärte Projektkoordinator Florian Schreiner. "Zum einen ist die zukünftige Nachfrage nach beiden Energieträgern ungewiss und wir benötigen verlässlichere Bedarfsprognosen, um die Planungssicherheit zu verbessern", sagte er.
Wieso bei Umrüstung hohe Kosten entstehen
Es sei aber auch notwendig, Industrie, Infrastrukturentwickler, Wissenschaft, Politik und andere Interessengruppen zusammenzubringen. Nur so könnte verhindert werden, dass man sich langfristig auf eine fossile Infrastruktur festlege. Und nur dadurch könne für Investoren Planungssicherheit geschaffen werden, da die Infrastruktur schließlich über Jahrzehnte genutzt werden soll.
LNG-Terminals und -Tanker (11 Bilder)
Die physikalischen Eigenschaften stellen die verwendeten Materialien vor besondere Herausforderungen. Die Stähle, die verbaut werden sollen, müssen eine große Breite von Temperaturen aushalten können. Denn verflüssigtes Erdgas ist -163 °C kalt, Ammoniak wird dagegen schon bei -33 °C flüssig, während das bei Wasserstoff erst bei -253 °C der Fall ist.
Die Anlagen werden auch verschiedenen Sicherheitsanforderungen gerecht werden müssen. Ammoniak ist korrosiv und giftig, Wasserstoff macht das Material spröde und birgt ein hohes Explosionsrisiko.
Auch wenn die Anlagen so geplant werden, dass sie künftig Ammoniak verwenden können oder dass sie als "H2-ready" gelten, werden erhebliche technische Anpassungen notwendig, wenn die Energieträger umgestellt werden. Und damit entstehen zum Teil erhebliche Kosten, heißt es beim Fraunhofer ISI.
Denn es sei nicht möglich, "die entsprechenden Terminalkomponenten gleichzeitig mit verschiedenen Energieträgern zu betreiben oder flexibel von einem zum anderen zu wechseln ohne Anpassungen". Die Forscher schätzen, dass etwa 30 Prozent der Investitionskosten der LNG-Terminals für die Umrüstung auf Ammoniak aufgewandt werden müssen. Bei Wasserstoff sollen es sogar 50 Prozent sein.
DUH: Besser gleich Wasserstoff-Terminals bauen
Das nimmt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) nun zum Anlass, um "vor explodierenden Kosten und fossilen Überkapazitäten" zu warnen. "Die inflationsmäßige Nutzung des Begriffs ‚H2-ready‘ durch die Industrie ist nur eine Nebelkerze, um den LNG-Terminals einen grünen Anstrich zu verleihen", erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner am Donnerstag.
Die Studie des Fraunhofer ISI zeige eindeutig, so Müller-Kraenner weiter, dass LNG-Terminals ungeeignet seien, um Wasserstoff oder dessen Derivate zu importieren. Weil bei der Umrüstung ein Großteil der ursprünglichen Kosten erneut anfielen, sei die Frage offen, ob "eine Umrüstung im Vergleich zu einem Neubau ökonomisch überhaupt sinnvoll ist".
Deshalb solle gleich so geplant werden, dass eine Infrastruktur für den Import von grünem Wasserstoff geschaffen werde. "Alles andere ist eine Verzögerungstaktik, um fossile Geschäftsmodelle weiter künstlich am Leben zu halten", so Müller-Kraenner.
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