Klimapolitik ignoriert Wissenschaft

Seite 2: Besserer Waldschutz gefordert

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Bereits seit Mitte Oktober ist eine Delegation Indigener unterwegs in Europa, um sich für einen verbesserten Waldschutz und die Stärkung ihrer Rechte im Rahmen des internationalen Klimaabkommens einzusetzen. Die "Guardians of the Forest" präsentierten am 1. November in Berlin auch neue wissenschaftliche Studien zur Bedeutung des Waldschutzes durch die indigene Bevölkerung.

"Wir sind eine erprobte Lösung für den Langzeitschutz von Wäldern, deren Überleben grundlegend ist, um unsere Klimaziele zu erreichen. Trotzdem sind wir im Gegenzug nur mit Menschenrechtsverletzungen, Gewalt gegen unsere Gemeinden, Kriminalisierung unserer Völker und Mord an unseren Führungspersonen konfrontiert", erklärte Mina Setra, stellvertretende Generalsekretärin der indonesischen Peoples' Alliance of the Archipelago.

Wissenschaftler der Universität Ecuador untersuchten 15 Jahre lang die Entwaldungsraten im Amazonasgebiet und stellten fest, dass die Entwaldung außerhalb von indigenen und geschützten Gebieten fünfmal so schnell verläuft wie innerhalb. Über 50 Prozent des im Amazonas gebundenen Kohlenstoffs entfällt ebenfalls auf die indigenen und geschützten Gebiete. Allerdings bestünde auch hier aufgrund von Bergbau- und Erdölkonzessionen ein großer Druck von außen, so Carmen Josse, wissenschaftliche Direktorin der Fundación Ecociencia. "Die Ergebnisse sind Beweis dafür, dass wir mit den indigenen Gruppen zusammenarbeiten müssen", meinte die Forscherin.

Richard Houghton, Ökologe am Woods Hole Research Center in den USA, vertritt die Auffassung, dass Landnutzungsänderungen eine größere Aufmerksamkeit beim Klimaschutz zukommen sollte. Wäldern könnte eine viel größere Rolle als Kohlenstoffsenken zuteil werden. Dazu müsste die Entwaldung aber gestoppt, degradierte Wälder wieder hergestellt und junge Wälder ungestört wachsen gelassen werden.

Carol Gonzalez, Koordinatorin des indigenen Dachverbandes im Amazonasgebiet COICA betonte, dass die Vergabe von Landtiteln und Demarkation indigener Territorien die besten Instrumente zum Waldschutz wären. Gelder für den Klimaschutz müssten allerdings direkt bei den indigenen Waldbewohnern ankommen. "Nur 15 Prozent der Mittel kommen in den Gemeinden an, mit dem Rest wird die Bürokratie der Regierung bezahlt."