Klimaschutz-Profite: Kohlekraftwerke durch 100 Prozent erneuerbare Energien ersetzen

Seite 2: Fünf Billionen Euro erforderlich an Investitionen

Der Hauptgewinner dieser unternehmerischen und rentablen Investition ist der Klimaschutz: Bis 2030 könnten weltweit etwa zehn Gigatonnen jährliche Treibhausgasemissionen vermieden werden.

Der ökonomische Vorteil von Ökostromanlagen zeigt sich bereits heute in den USA, wo allein in den letzten zehn Jahren etwa die Hälfte der Kohlekraftwerke stillgelegt wurde, und einem sich ebenfalls ab 2024 abzeichnenden Rückgang der Kohlekraftwerke in China.

Diese aktuellen bzw. sich abzeichnenden Rückgänge der Kohleverstromung in den USA und China werden sich weiter beschleunigen und auf andere Länder ausdehnen, da in den kommenden Jahren die Erzeugungspreise von Strom aus neuen Solar-, Windkraft- und Großbatterien weiter fallen werden.

Weltweit sind laut der Studie von Coal Switch Investitionen in Höhe von fünf Billionen Euro erforderlich, die über die dreißigjährige Lebensdauer des Systems zehn Billionen Euro Gewinn bringen. Dies entspricht einem unverschuldeten internen Zinsfuß (Renditeeffekt der Investition) von sechs Prozent. Zusätzliche Gewinne in Höhe von sechs Billionen Dollar werden jedoch durch niedrigere Betriebskosten erzielt, was den internen Zinsfuß entscheidend auf zehn Prozent erhöht.

Sechs Prozent sind für entwickelte Märkte bereits ausreichend hoch. Man sollte eine kommerzielle Finanzierung für sie bekommen. Die Renditen von Staatsanleihen liegen bei etwa vier Prozent, sodass diese riskantere Investition finanziert werden kann.

Risikominimierung durch öffentlichen Sektor

In Schwellenländern können die Anleiherenditen bis zu sechs oder acht Prozent betragen, und sie haben ein geringeres Risiko als SwitchCoal. Die erforderlichen Renditen sind eher höher, sodass eine Risikominderung durch den öffentlichen Sektor benötigt wird, z.B.

- durch Übernahme von Erstverlustgarantien, oder

- billige subventionierte Kredite (Bridgetown Proposal), oder

- indem die Strompreise nicht gesenkt werden, um sicherzustellen, dass die zusätzlichen Gewinne den Kraftwerksbetreibern für die Finanzierung zur Verfügung stehen.

Weiterhin schlagen die Autoren der Switch-Coal-Studie vor, dass das UN-Motto "act on climate" nun geändert werden sollte auf "act on climate & profit from it", was einen neuen Mindset widerspiegelt und für pragmatische und profitable Klimalösungen steht.

Der von Switch Coal beschriebene Ansatz ist tatsächlich eine realistische Chance, bis 2030 noch massiv CO2 einzusparen, wobei viele Länder davon auch noch in Milliardenhöhe profitieren. Switch Coal ist daher unverzichtbar für die Welt, um wirksamen Klimaschutz zu schaffen und ist unabhängig von allen Beschlüssen auf den UN-Klimakonferenzen, weil dies alle Marktakteure selbst wirtschaftlich rentabel tun können.

Hans-Josef Fell ist Präsident der Energy Watch Group und Mitautor des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG). Von 1998 bis 2013 war er für die Grünen im Bundestag. Er hat zahlreiche Preise und Auszeichnungen für sein Engagement erhalten. Fell ist Botschafter für 100 Prozent Erneuerbare Energien und Sprecher der Bürgerinitiative Bürger Solarfabrik.