Klimaschutz trifft Geldbeutel: Wer zahlt den höchsten Preis?

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Wer zahlt für die Wärmedämmung – und wie viel? Bild: Engoman23, gemeinfrei

(Bild: earth phakphum / Shutterstock.com)

Die Kosten der Klimawende treffen nicht alle gleich. Eine neue Studie zeigt alarmierende Zahlen. Besonders eine Gruppe trifft es härter als gedacht.

Eine neue Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) beleuchtet die sozialen Folgen der deutschen Klimapolitik. Die Forscher analysierten, welche Bevölkerungsgruppen besonders stark durch steigende Energiekosten aufgrund von CO2-Preisen belastet werden.

Ärmere Haushalte sind überproportional betroffen, da sie einen größeren Anteil ihres Einkommens für Energie ausgeben, heißt es sinngemäß in der Studie. Während reichere Haushalte absolut gesehen zwar mehr für Energie aufwenden, macht dies relativ zu ihrem Einkommen einen geringeren Anteil aus. Diese sogenannte regressive Wirkung von CO2-Preisen auf Kraft- und Heizstoffe zeige sich speziell in Schleswig-Holstein als auch deutschlandweit. Notwendig sei daher eine Kompensation der Belastungen.

Vor allem Eigentümer schlecht isolierter Häuser mit Ölheizung und Pendler mit längeren Fahrstrecken haben erhebliche Mehrkosten zu stemmen, heißt es in dem Papier.

Im Wärmesektor sehen die Wissenschaftler die größten Herausforderungen. Die notwendigen Investitionen für neue Heizungstechnologien und energetische Sanierungen sind für rund 35 Prozent der Menschen immens. Besonders gefährdet: ältere Menschen mit geringem Einkommen in schlecht gedämmten Häusern auf dem Land – die sogenannte Aufbaugeneration.

Als wichtige Maßnahme für einen sozialen Ausgleich diskutieren die Forscher daher die Rückerstattung von Einnahmen aus CO2-Preisen an die Bürger in Form eines Klimagelds. Würde dieses gleichmäßig pro Kopf ausgezahlt, wären ärmere Haushalte im Durchschnitt sogar besser gestellt als ohne CO2-Bepreisung, während reichere draufzahlen müssten. Allerdings könne auch ein solches Klimageld Härtefälle nicht gänzlich verhindern.

Entscheidend für das Gelingen der Transformation sei daher ein förderliches Umfeld für Infrastruktur wie erneuerbare Energien, Wärmenetze und öffentlichen Nahverkehr. Es sei eine staatliche Aufgabe zu investieren und damit auch ärmeren Haushalten klimafreundliches Heizen und Mobilität zu ermöglichen: "Maßnahmen in den Klimasozialplänen können direkte Zahlungen an einkommensschwache Haushalte, die besonders unter den Belastungen im Gebäude- und Verkehrssektor leiden, sowie Maßnahmen und Investitionen, die Kleinunternehmen, einkommensschwache Haushalte und besonders stark betroffene Mobilitätsnutzer*innen beim Übergang zu klimafreundlichen Alternativen finanziell unterstützen sollen, beinhalten."

Die Studie zeigt, dass die soziale Dimension von Klimapolitik von Anfang an mitgedacht werden muss. Dennoch blieben Risiken: Die Studie weist darauf hin, dass soziale Fragen bei Klimapolitik zwar zentral sind und von Anfang an mitgedacht werden müssen. Eine begleitende, generell starke und an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtete Sozialpolitik sei daher für das Gelingen der Transformation ebenso wichtig, beides müsse zusammen gedacht werden.

Eine Untersuchung im Auftrag der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hatte im vergangenen Jahr ergeben: Eine Mehrheit der Arbeitnehmer in Deutschland unterstützt die Energiewende, will aber eine stärkere Bindung an soziale Kriterien und gute Arbeitsbedingungen.

Demnach halten 59 Prozent der Befragten die Energiewende für unabdingbar, um die Klimaziele zu erreichen. Gleichzeitig befürchten aber 37 Prozent eine geringere Versorgungssicherheit und 42 Prozent rechnen nicht mit sinkenden Preisen.

Die Zustimmung zur Energiewende variiert je nach Parteipräferenz deutlich: Während über 80 Prozent der Anhänger von Grünen, SPD und Linken sie für unverzichtbar halten, sind es bei CDU/CSU und FDP 67 Prozent, beim BSW 41 Prozent und bei der AfD nur 24 Prozent. Die Angst vor Preissteigerungen und Jobverlusten ist bei AfD- und BSW-Wählern überdurchschnittlich hoch.