Kohlekommission: Deeskalation gefordert
Seite 3: Braunkohle - ein mieses Geschäft
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Manchmal - das hat sich in den letzten Jahren schon öfter gezeigt - müssen Energiekonzerne regelrecht zu ihrem Glück geprügelt werden. Es ist noch keine zehn Jahre her, da gab es an diversen Orten in Deutschland Pläne für neue Kohlekraftwerke. Die meisten davon scheiterten am Widerstand der ansässigen Bevölkerung, und jene Konzerne, die sich - mit einigem Einsatz an Polizeigewalt - durchsetzen konnten, wie etwa Vattenfall, haben eher Pech gehabt.
Vattenfalls beide Mega-Kraftwerksblöcke in Hamburg Moorburg laufen inzwischen, waren aber zum Beispiel 2017 nur zu 52,9 bzw. zu 55,8 Prozent ausgelastet, wie die Daten des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme zeigen. Gewinn dürften die Schweden damit also nicht gemacht haben.
Ganz ähnlich gelagert scheint der Fall bei RWEs Braunkohle zu sein. Das Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA) hat in einer Studie herausgefunden, dass der Esserner Konzern bis zu 100 Millionen Euro einsparen könnte, wenn er nicht mehr in die Laufzeitverlängerung seiner alten Braunkohlekraftwerke investieren würde.
Es ergibt keinen Sinn, Kapital in nur marginal profitable, beinahe 50 Jahre alte Kraftwerke zu stecken, damit diese den 2021 in Kraft tretenden Emissions-Standards gehorchen, wie RWE es vor hat.
Studien-Koautor Gerard Wynn
Die beiden Autoren haben ein Szenarium untersucht, in dem RWE den Braunkohleabbau in Hambach und im benachbarten Tagebau Garzweiler - beide im Rheinland westlich von Köln gelegen - halbieren würde. Damit würden Kraftwerkskapazitäten von 3,3 Gigawatt überflüssig.
Das wiederum könnte dafür genutzt werden, einige der ältesten Kraftwerkblöcke stillzulegen, die im Durchschnitt bereits 46 Betriebsjahre auf dem Buckel haben. Der verbleibende RWE-Kraftwerkspark hätte nach Angaben der Studie ein durchschnittliches Alter von 18 Jahren. Jährlich 26 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen - knapp drei Prozent der derzeitigen deutschen Emissionen - könnten so vermieden werden.
Öl-Erben gegen ExxonMobil
Das im US-amerikanischen Cleveland ansässige IEEFA widmet sich nach eigener Aussage der Forschung im Bereich Finanzen und Ökonomie in Energie- und Umweltfragen und fühlt sich "der Beschleunigung des Übergangs zu einer vielfältigen, nachhaltigen und profitablen Energiewirtschaft" verpflichtet.
Finanziert wird es von verschiedenen Stiftungen, darunter der Rockefeller-Familien-Stiftung, einer Organisation, die sich - anders als der Name erwarten lässt - für Umweltschutz und soziale Rechte einsetzt und sich dafür auch gerne mal mit Exxon Mobil anlegt.
Tatsächlich befindet sich dieser Teil der Erben John D. Rockefellers, der einst mit Erdöl zum reichsten Mann des Planeten wurde, im Dauerstreit mit ExxonMobil. 2016 hat die Stiftung angekündigt, ihre Anteile an ExxonMobil sofort abstoßen und ansonsten ihr Kapital schrittweise aus allen Geschäften mit fossilen Energieträgern abziehen zu wollen.
Das wäre dann die gute Nachricht der Woche gewesen. Kein Platz war hier unter anderem für den Versuchs Brandenburgs und Nordrhein-Westfalens, die Windenergie über eine Änderung des Baugesetzbuches weiter auszubremsen, oder den Rückgang an der Ausschreibung von Windenergieprojekten, den der Bundesverband Windenergie beklagt.