Kohlekompromiss aufgekündigt

Seite 2: Divestment als Hebel im Klimaschutz?

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Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) beschäftigt sich in einer neuen Publikation mit Kippelementen im positiven Sinne: Gefragt wurde nach sozio-ökonomischen Kippelementen, "durch welche ein Übergang zu einer tiefgreifenden globalen Dekarbonisierung mit der notwendigen Geschwindigkeit auf den Weg gebracht werden könnte".

Als sechs mögliche gesellschaftliche Interventionen benennen die Autoren: die "Abschaffung von Subventionen für fossile Energien bei gleichzeitiger Förderung der dezentralen Energieerzeugung; den Umbau zu treibhausgasneutralen Städten; ein Ende von Investments in Vermögenswerten, die mit der Nutzung fossiler Energien verbunden sind; die klare Benennung der moralischen Dimensionen der fossilen Energienutzung; deutlich verbesserte Klimabildung mit entsprechendem gesellschaftlichem Engagement; sowie eine durchweg transparente Offenlegung von Treibhausgasemissionen".

Das stärkste kurzfristige Transformationspotenzial liege dabei im Bereich der Finanzmärkte. "Wenn Finanzströme weg von Unternehmen der fossilen Industrien und hin zu nachhaltigen Investitionen umgelenkt werden, könnte ein Kipppunkt an den Finanzmärkten erreicht werden - etwa wenn Nationalbanken und Versicherungen vor den globalen Folgen von sogenannten "gestrandeten Vermögenswerten" warnen.". Bei den gesellschaftlichen Kippelementen gehe es darum, "eine sich selbst verstärkende Dynamik in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft auszulösen, mit der sich eine neue klimafreundliche und nachhaltige Haltung verbreitet", so Ko-Autor Hans-Joachim Schellnhuber.

Dass es mit dem Divestment aus fossilen Energien aber noch nicht so weit her ist, zeigt ein Bericht der Aachener Zeitung, wonach die Bundesregierung seit 2014 mit staatlichen Exportkreditgarantien für die Ausfuhr von Kohle- und Gaskraftwerken und anderer fossiler Technologien in Höhe von 13 Milliarden Euro gebürgt hat.

Wie der Guardian berichtet, fließt auch aus Großbritannien noch reichlich Geld in fossile Projekte in Afrika. So brüstet sich zwar die britische Regierung damit, dass auf dem am vergangenen Montag ausgerichteten Wirtschaftsgipfel mit afrikanischen Staaten Investitionen in grüne Technologien in Höhe von 50 Millionen Pfund beschlossen wurden. Was die Regierung allerdings nicht verkündet, ist, dass 90 Prozent der beschlossenen Energieinvestitionen in den fossilen Sektor fließen.

Und zu guter Letzt noch das Wunder der Woche: Der Automobilclub ADAC spricht sich nicht mehr eindeutig gegen ein Tempolimit auf Autobahnen aus. Er spricht sich allerdings auch nicht dafür aus. Nach einer aktuellen Umfrage unter der ADAC-Mitgliedschaft ist ungefähr die Hälfte gegen und die andere Hälfte für ein Tempolimit.