Kollaps der Silicon Valley Bank: Droht eine neue Bankenkrise?

Bild: Gerd Altmann auf Pixabay

Die Angst vor einer neuen Krise an den Finanzmärkten ist zurück. Nach der SVB-Pleite versucht die US-Regierung die Folgen abzufedern. Warum die Gefahr noch nicht gebannt ist.

Die Börsen in Europa reagierten am Montag empfindlich auf den Zusammenbruch der US-amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB). Der deutsche Aktien-Index DAX verlor mehr als drei Prozent, die Bankaktien verloren in einigen Ländern erheblich an Wert.

Nur mit einem leichten Minus lief dagegen der Handel an der New Yorker Börse aus – Panik schien es auf dem Parkett in Übersee nicht mehr gegeben zu haben. Das dürfte daran gelegen haben, dass die US-Behörden handelten: Mit der Garantie für die Einlagen der SVB wurde ein unkontrollierter Abfluss von Kapital verhindert. Zudem erarbeitete die US-Bankenaufsicht Pläne zur Notfinanzierung der Bank.

Der Hedgefonds-Manager Bill Ackmann sah darin den eigentlichen Grund, weshalb Schlimmeres verhindert wurde. Auf Twitter schrieb er: Hätten die Behörden nicht eingegriffen, "hätten wir am Montagmorgen einen Bank-Run der 1930er-Jahre gehabt, der enormen wirtschaftlichen Schaden und Not für Millionen von Menschen verursacht hätte".

Trotz der Intervention würden wohl weitere Banken scheitern, so Ackmann, aber man habe nun einen klaren Fahrplan, wie die Regierung mit ihnen umgehen werde. Die Regierung habe mit ihrem Handeln das Vertrauen in das Bankensystem gestärkt.

Das System der Einlagensicherung in den USA sah bislang vor, dass nur die ersten 250.000 US-Dollar jeder Einlage bei einer US-Bank durch die Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) versichert sind.

Aber das löste bei vielen Start-up-Unternehmen, die bei der SVB Kunden sind, die Befürchtung aus, einen Großteil ihres Betriebskapitals zu verlieren, das sie auf Konten bei der Bank hatten. Nach Angaben der FDIC waren Ende 2022 rund 89 Prozent der Einlagen in Höhe von rund 200 Milliarden US-Dollar bei der SVB nicht versichert. Das Verlustrisiko haben die US-Behörden durch die Garantie der Einlagen zumindest beschränkt.

Konservative in den USA sind dagegen weniger begeistert von der Bankenrettung. Sie sei das Ergebnis der gescheiterten Wirtschaftspolitik von US-Präsident Joe Biden, erklärte etwa David McIntosh, Präsident des Club for Growth, einer konservativen Gruppe, die für die Republikaner Kampagnen finanziert.

Das Agieren der US-Behörden werde alles noch schlimmer machen, so der Vorwurf, und andere Banken und ihre Kunden müssten den Preis dafür bezahlen.

Unternehmen, die nicht in der Lage sind, mit Risiken umzugehen, sollten scheitern dürfen, und die Steuerzahler sollten nicht gezwungen sein, die gut vernetzten und wohlhabenden Menschen zu retten, weil eine Bank den woken Zweck über kluge Investitionen gestellt hat. Die Änderung der Regeln nach dem Crash, um liberale Investoren auf Kosten der Steuerzahler zu stützen, ist reiner Vetternkapitalismus.

David McIntosh

Die populistische Rhetorik bietet einen Vorgeschmack auf den Präsidentschaftswahlkampf im kommenden Jahr. Doch sie geht an den Ursachen vorbei. Denn letztlich ist die SVB auch Opfer der steigenden Zinsen geworden, mit denen in hohe Inflation bekämpft werden soll.

Die SVB hatte in Zeiten niedriger Zinsen in lang laufende US-Staatsanleihen sowie in mit Immobilien besicherte Wertpapiere mit langer Laufzeit investiert, berichtete die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am Montag. Als die US-Notenbank die Zinsen anhob, verloren viele dieser Wertpapiere erheblich an Wert. Zugleich sei die SVB gezwungen gewesen, ihren Kunden höhere Zinsen anzubieten, damit diese ihre Gelder nicht abzögen.

Letztlich geriet die Bank dadurch in eine wirtschaftliche Schieflage. Und der Versuch, frisches Kapital über die Ausgabe neuer Aktien einzusammeln, scheiterte, was die Verunsicherung noch vergrößerte.

Die Gefahr durch die steigenden Zinsen für Unternehmen in den USA ist damit aber noch nicht gebannt. Denn viele Geschäfte sind über Schulden finanziert und oftmals können steigende Schuldzinsen nicht an Kunden weitergegeben werden.

So belasten die steigenden Leitzinsen etwa das Geschäftsmodell von sogenannten Business Development Companies (BDCs), die kleinere und mittlere Unternehmen in den USA finanzieren. Oder von Immobilienkonzernen, die oftmals ihre Projekte über Schulden finanziert haben, aber die steigenden Zinsen nicht sofort über höhere Mieten kompensieren können.

Ohne entsprechende Rücklagen sind diese Unternehmen dann gezwungen, "scheitern zu dürfen" – mit unbekannten Folgen.

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