Kommen nach Covid-19 Masern-, Polio- oder Choleraepidemien?
Die mit Covid-19 verbundenen Maßnahmen haben Impfprogramme gegen andere Krankheiten eingeschränkt oder unterbrochen
Für manche Impfgegner sind alle Impfungen des Teufels, Produkte einer Pharmaindustrie, die den Menschen schaden und/oder Mittel einer Verschwörung zur Einrichtung einer neuen Weltordnung über eine Seuche, einen Finanzcrash und Impfungen, an denen viele Menschen sterben. Es gibt selbst verstiegene Theorien, die behaupten, es gebe überhaupt keine Viren, sie seien mitsamt der Seuchen lediglich Erfindungen, bei den PCR-Tests würden nur menschliche Zellpartikel erfasst. Impfungen sind mit mehr oder weniger großen Risiken verbunden, wie das bei allen Mitteln und Techniken der Fall ist.
Die von der WHO ab 1967 weltweit durchgeführte Pockenimpfung hat besonders eindrucksvoll demonstriert, dass man auf diese Weise die Menschen von einer gefährlichen, meist tödlichen Infektionskrankheit befreien kann. Seit 1980 gilt die Welt als pockenfrei. Die Zahl der Polio-Fälle ist seit dem Start der Impfkampagne im Jahr 1988 nach der WHO um 99,99 Prozent zurückgegangen. Fälle gibt es vor allem in Pakistan und Afghanistan, die Poliomyelitis (Kinderlähmung) tritt auch in kleinen Zahlen in vielen afrikanischen Ländern auf. Das Risiko einer internationalen Verbreitung steigt wieder. Eine Polio-Infektion verläuft in 90 Prozent der Fälle asymptomatisch, also noch ausgeprägter als bei Covid-19. Bis zu 10 Prozent erkranken schwerer mit Fieber und Hirnhautentzündung, bei 1 Prozent kommt es zu Lähmungen, die auch tödlich enden können.
Schon im April warnte Unicef, dass mit der Coronavirus-Pandemie und den Lockdowns in vielen Ländern die Impfprogramme eingestellt wurden. "Mit Unterbrechungen in den Impfprogrammen aufgrund der Covid-19-Pandemie steht das Schicksal von Millionen junger Leben auf dem Spiel", sagt Unicef-Berater Robin Nandy. Schon zuvor waren die Masernimpfprogramme deutlich zurückgegangen, nicht nur in Südasien und vor allem Afrika, auch in den westlichen Ländern, weswegen es in den USA, in Großbritannien und Frankreich zu Masernausbrüchen im letzten Jahr gekommen war. Jetzt werden wegen Covid-19 Impfstoffe nicht mehr geliefert, sind Angestellte im Gesundheitswesen mit Covid-19 beschäftigt, es fehlt Geld, auch aufgrund der wirtschaftlichen Folgen von Covid-19, und dazu kommt noch eine wachsende Impfskepsis.
Mit Covid-19 verbreiten sich andere Infektionskrankheiten, weil weniger geimpft wird
In West- und Zentralafrika sind nur noch 70 Prozent gegen Tetanus, Diphtherie und Pertussis (Keuchhusten), 70 Prozent gegen Polio und 71 Prozent gegen Masern geimpft. Die Bekämpfung von Covid-19 dürfe nicht zur verstärkten Wiederkehr anderer Infektionskrankheiten führen. Nach der WHO wurden bis Mitte April Masernimpfprogramme bereits in 24 Ländern eingestellt, es bestehe das Risiko, dass 117 Millionen Kinder in 37 Ländern keine Impfung erhalten. Nach der Masern und Rubella Initiative sind es mittlerweile 29 Länder, in denen das Masernimpfprogramm wegen Covid-19 eingestellt wurde, 13 würden dies in Betracht ziehen. Chibuzo Okonta, Präsident von Médecins Sans Frontières (MSF) West Africa, sagt, es bestehe jetzt das Risiko, dass in einigen Monaten eine andere Epidemie mehr Kinder töten wird als Covid-19.
Während die Masern sich in einigen Ländern wieder ausbreiten, tritt nach Covid-19 die Diphterie wieder in Pakistan, Nepal und Bangladesch auf, im Yemen sowie in Bangladesch, Kamerun oder Mosambique verbreitet sich die Cholera, in mehreren Ländern ist ein mutierter Poliovirus aufgetreten. "Immunisierung ist eines der mächtigsten und grundlegendsten Mittel zur Verhinderung von Krankheiten in der Geschichte der öffentlichen Gesundheitsfürsorge", sagt WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. "Die Unterbrechung der Impfproramme aufgrund der Covid-19-Pandemie bedroht, Jahrzehnte des Fortschritts gegen Krankheiten, die wie Masern durch Impfungen verhindert werden können, rückgängig zu machen." 2018 soll es etwa 10 Millionen Masern-Fälle und 242.000 damit verbundene Todesfälle vor allem in armen Ländern gegeben haben.
Gibt es ein Impf- oder Pharmakartell? Schwer vorstellbar
Manche vermuten hinter der Covid-19-Pandemie ein irgendwie geartetes Impfkartell, zu dem die Bill und Melinda Gates Stiftung ebenso gehören soll wie die WHO und bis auf wenige Ausnahmen die Kaste der Virologen und Epidemiologen. Das Kartell - oder die Verschwörung - wolle nun insgeheim über die Inszenierung von Covid-19 in Absprache mit den unterschiedlichsten Regierungen in Aushebelung der Demokratie ein milliardenschweres Impfprogramm durchsetzen und damit weitere Pläne verfolgen wie Immunitätsausweise oder auch die Implantierung von Identitätschips. Dabei wird offenbar in Kauf genommen, dass die Wirtschaft zusammenkracht und viel Geld verloren wird, während in der Tat Pharmafirmen aber nicht im Tross, sondern in Konkurrenz zueinander einen neuen Impfstoff herstellen wollen und die Länder gegeneinander kämpfen, um als erste damit versorgt zu werden. Die Geschäftsgrundlage für die Entwicklung ist überdies unklar, denn noch ist nicht klar, ob es wirklich einen verlässlichen und für Menschen ungefährlichen Impfstoff geben wird.
Andreas von Westphalen schrieb vor kurzem auf Telepolis: "Bei chronischen Krankheiten können große Pharmaunternehmen über Jahre oder sogar Jahrzehnte hinweg die gleichen Medikamente an Patienten verkaufen. Impfstoffe - die zur Vorbeugung von Krankheiten entwickelt wurden - werden oft nur einmal verwendet und sind daher in der Regel nicht so rentabel." Daher würden sich Pharmaunternehmen meist auch nicht für die aufwendige Impfstoff-Forschung interessieren. Wenn nicht gerade wie jetzt eine Notsituation gegeben ist, in der der erste, der einen Impfstoff liefert, schnell Milliarden umsetzen kann - auf Kosten der anderen Pharmakonzerne. Und wenn dann die eine Pandemie das Geschäft mit anderen Impfstoffen gefährdet, kann man sich auch fragen, wie hier das koordinierte Impf- und Pharmakartell zustande kommen soll, das manche hinter Covid-19 sehen.
Mit Impfstoffen werden zwar Milliarden verdient, aber für die Pharmakonzerne sind sie nur ein kleiner Teil des Geschäfts, das mit anderen Medikamenten gemacht wird. Das kann man schon daran sehen, dass die Impfstoffumsätze der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in Deutschland 2018 bei etwa 1,3 Milliarden Euro lagen, insgesamt gaben sie für Medikamente über 38 Milliarden aus. Der Umsatz der Pharmabranche lag 2018 bei 42,8 und 2019 bei 41,5 Milliarden Euro. Bei den Top-Indikationen der GKV rangierten Impfstoffe 2017 an zehnter Stelle mit 1,2 Milliarden, an erster Stelle lagen antineoplastische Mittel zur Krebsbehandlung mit 4,2 Milliarden, gefolgt von Immunsuppressiva mit 3,8 Milliarden und Antidiabetika mit 2,6 Milliarden.
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