Kommt uns der Terminator bald holen?
Seite 2: The invisible touch
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Was nun in im Namen der Digitalisierung auf uns zukommt, das liegt vielleicht in den Händen der Generation, die derzeit in Rente geht.
Die sind die letzten, die noch wissen, wie die Welt vor der Digitalisierungsrevolution ausgesehen hat, die noch ohne Google Maps durch fremde Städte kamen oder bei McDonald die Pommes bei einem Menschen bestellten anstatt an einem Bestellterminal.
Aber nicht nur darum hängt von unseren Alten hängt ab, wie die Jungen ausgebildet werden, die dann die nächste KI-Generation programmiert und damit die Zukunft. Sondern nur die sind noch so geschult, dass sie mit dem Ende von "R.U.R." etwas anfangen können.
Da tritt ein Roboter-Päärchen auf, bestehend aus Primus und Helena. Der Fabrikdirektor als allerletzter verbleibender Mensch auf Erden will einen der beiden Roboter zu Untersuchungszwecken opfern, um das Geheimnis Mensch für den Rest der maschinellen Gemeinschaft nutzbar zu machen. Natürlich fällt die Wahl dabei auf Helena.
Dass weibliche Wesen bei gleicher Qualifikation immer den Kürzeren ziehen war schon 1920 nichts Neues. Aber Primus liebt seine Helena so sehr, dass er sich an ihrer Stelle anbietet, und das wiederum berührt den Direktor so sehr, dass er beide gehen lässt.
Dazu zitiert er die Schlusspassage der Genesis, die heutzutage fast nur die Fachleute von der katholischen Kirche und eben die älteren unter uns kennen. Alle anderen verbinden Genesis mit der Datenbank für deutsche Statistiken, einem Luxusautomobil von Hyndai oder Phil Collins.
Geld ist nicht alles, aber viel
In der biblischen Schöpfungsgeschichte gleichen Namens erteilt Gott Adam und Eva den Auftrag, sich zu mehren und die Erde zu bevölkern. Was sie dann auch taten, und mittlerweile erschaffen sie Roboter, spielen selbst Gott und machen das Gleiche wie ihre literarischen Abbilder bei Čapek.
Dort wurde der Endpreis für einen Roboter durch Einsparungsmaßnahmen in der Produktion von einem fünfstelligen Dollarbetrag auf 120 gedimmt. Das ist betriebswirtschaftlich gesehen natürlich super, aber dadurch wurde zwar alles billiger, aber nicht besser – so wie so vieles heutzutage auch, wie zum Beispiel Allgemeinbildung, Zeit für stilvolle Umgangsformen und Überblickswissen.
An solchen Dingen sollten wir nicht sparen und nur noch auf die Betriebswirtschaftslehre und Konsum setzen. Denn Geld ohne das, was typisches Menschsein ausmacht, kann nicht das alleinige Maß aller Dinge sei. Weil sonst über kurz oder lang keiner mehr Geld verdient – oder wenn, dann keinen Spaß mehr daran hat.
Eine Welt voller ZDF-Roboter wäre das, voller Zahlen, Daten und Fakten. Das Schlimme daran ist: Ohne gute Allgemeinbildung, Anstand und Überblickswissen wüssten Menschen in einer solchen Welt gar nicht, was ihnen entgeht.
Unsere heutigen 3D-Drucker können zwar mittlerweile deutlich mehr generieren als nur Fleischbatzen, sondern sie liefern schon funktionsfähige Organe und Ihren. Aber wirklich starke KI haben auch große Forschungsinvestitionsmengen an Geld noch nicht erkaufen können.
Im Namen der Menschlichkeit
Anders war es bei Čapek: Was die Roboter Primus und Helena da im Abgang performen, ist reine Menschlichkeit. Wenn nun aber sogar tschechische Roboter vor mehr als 100 Jahren aus dem kognitiven Nichts heraus Menschlichkeit entwickeln konnten, warum sollten wir unsere Menschlichkeit nicht retten können?
Wir könnten es zumindest sicherheitshalber einmal ausprobieren. Nicht umsonst heißt ein seit diesem Jahr erscheinendes Magazin über die Auswirkungen von KI auf Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Kultur "human".
Da hat mal jemand mitgedacht. Ist auch an der Zeit, denn nicht erst sei Čapek, sondern spätestens auch seit 9/11 ist bekannt, dass die Kunst Ereignisse vorwegnimmt. Ein Real Revival des Terminators ist also nicht auszuschließen bzw. es gibt noch den andren Aspekt, dass es etwa um 2026 einen Informationskollaps der KI geben soll, wenn sie bis dahin alle im Netz verfügbaren Informationen internalisiert hat.
Dann wäre es gut, notfalls auch ohne KI denken zu können. Denn schon jetzt käuen die Programme nur Bekanntes wieder und Studien zeigen, dass die Ergebnisse dann immer dümmer werden.
Wie bei dem bei Kindergeburtstagen beliebten Spiel "Stille Post" ist so etwas lustig, solange uns die Kinder nicht regieren. Regierte uns KI, möge Gott bewahren, dass es dann alles sehr still wird. KI hat Zugang zu vielen Informationen, aber keine Ahnung davon, wie diese Informationen dann miteinander vernetzt werden, um wie typisch menschliches Bewusstsein zu erzeugen.
Denn wir haben sie auch nicht. Das ist einerseits schade.
Aber andererseits ist aus der Systemtheorie bekannt, dass jedes System irgendwo einen blinden Fleck der Argumentation hat, an dem es sich selbst nicht nachweisen kann: wie der blinde Fleck im Auge.
Der ist völlig unproduktiv, sollte aber trotzdem tunlichst nicht wegrationalisiert werden. So wie im Namen der Industrie und der MINT-Fächer alles Menschliche jenseits von Zahlen, Daten und Fakten, alles Künstlerische und Ungewöhnliche aus dem System geworfen wird.
Aufgemerkt: Dass die Freundin von Primus Helena heißt, war vielleicht Absicht? Der Name bedeutet "die/das Schöne". Als Personifikation des Schöngeistigen ist Helena typischerweise voll verpeilt, hat Konzentrationsprobleme, findet Vögel total faszinierend und es tut ihr alles weh.
Wem es als Mensch ähnlich geht, ist zu bemitleiden und wahrscheinlich nicht arbeitstauglich. Andererseits sind solche Systemfehler-Performer vielleicht genau diejenigen, die unsere Welt vor der Roboterpokalypse retten können? Wer, wenn nicht sie?
Leider hat sich Čapek dazu im Detail nicht näher geäußert. Nur indirekt. Denn er war einer dieser Künstler und hat vor total langer Zeit etwas geschrieben, was heute noch gelesen wird. Also sind wir vielleicht doch noch zu retten.