Konsumverhalten junger Chinesen: Sparen und Genießen statt Immobilienkauf
Chinas Jugend passt sich an: Sparen liegt im Trend. Was bedeutet das für die Zukunft der zweitgrößten Volkswirtschaft?
Chinas Jugend hat ihr Konsumverhalten auf das aktuell angespannte Wirtschaftsklima angepasst, berichtet die South China Morning Post.
Einer aktuellen Umfrage des chinesischen Wochenmagazins China Newsweek zu Folge planen fast 80 Prozent der Befragten in diesem Jahr keinen Immobilienkauf und beschränken sich auf unmittelbar notwendige Ausgaben.
Durchwachsenes Bild der aktuellen Lage
Im Rahmen der Ende August veröffentlichten Erhebung wurden 7725 Personen im Alter von 16 bis 40 Jahren quer durch China befragt, wobei 48,5 Prozent aus den größten Städten des Landes kamen.
Auf der Habenseite steht, dass die Einkommen zwar leicht sinken, die Erwartungen generell jedoch eher in Richtung Stabilität deuten.
Rund 40 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass ihr verfügbares Jahreseinkommen gleich bleibt, knapp ein Viertel erwartet einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Über 14,6 Prozent berichten von einem deutlichen Einkommensrückgang und nur 3,4 Prozent von einem deutlichen Einkommenszuwachs.
Bei den Ersparnissen gaben 17,6 Prozent der Befragten an, keine Rücklagen zu besitzen. 55,5 Prozent haben weniger als 200.000 Yuan (25.000 Euro) gespart. Bei den monatlichen Lebenshaltungskosten geben 78,8 Prozent an, weniger als 5.000 Yuan (640 Euro) auszugeben, während nur 4,3 Prozent mehr als 10.000 Yuan (1300 Euro) ausgeben.
Immobilienmarkt unattraktiv für junge Käufer
Lediglich 7 Prozent der Befragten haben bereits Wohneigentum erworben oder planen dies innerhalb eines Jahres zu tun, während 79,9 Prozent im laufenden Jahr keinen Immobilienerwerb planen.
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Dies spiegelt die nachlassende Konsumneigung auf dem chinesischen Immobilienmarkt wider, die die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt weiterhin belastet.
Ausgaben für Essen, Reisen und Bildung
Die Umfrage zeigt auch, dass die meisten Ausgaben im Bereich Essen und Trinken getätigt werden. 37,1 Prozent der Befragten sind bereit, mehr für Essen und Trinken auszugeben, gefolgt von Reisen, Aus- und Weiterbildung sowie Aufführungen und Ausstellungen.
Reduziert werden sollen hingegen die Ausgaben für Kleidung, Schuhe, Taschen sowie Schönheits- und Kosmetikbehandlungen.
Bei den bevorzugten Reisezielen dominieren inländische Nischenziele mit 41 Prozent, gefolgt von städtischen Sehenswürdigkeiten, benachbarten Grafschaften und beliebten inländischen Reisezielen. Nur 13 Prozent bevorzugen beliebte Überseeländer.
Auswirkungen auf die Wirtschaft
David Wong, Dozent an der Hang Seng Universität in Hongkong, interpretiert die Ergebnisse als Anzeichen für eine schwierigere Erholung der Binnennachfrage, die sich auch auf ausländische Investitionen in den chinesischen Verbrauchermarkt auswirken könnte.
Die Berufsaussichten für junge Menschen in China haben sich inmitten des wirtschaftlichen Abschwungs verschlechtert, wie die Arbeitslosenquote von 18,8 Prozent in der Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen ohne Studenten im August zeigt.
"Angesichts der geringen Einkommens- und Beschäftigungsstabilität werden junge Menschen keine langfristigen Investitionen tätigen oder in großem Umfang konsumieren. Mehr Mittel werden hingegen für den Lebensunterhalt und den Konsum verwendet werden", sagte Wong gegenüber der Zeitung.
Ob das Timing der jüngsten Rentenerhöhungen angesichts der weiter hohen Jugendarbeitslosigkeit glücklich gewählt war, scheint in diesem Zusammenhang fraglich. Chinas Jugend sieht augenblicklich zwar keiner Katastrophe entgegen, wartet jedoch auf Signale der Besserung.