Kooperation zwischen Türkei und IS: Neue Vorwürfe

Seite 2: Eine Liste der Vorwürfe

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Seit spätestens 2014 häufen sich belastenden Indizien zur Zusammenarbeit zwischen der Türkei und dem IS - unter anderem ein Forschungsbericht der Columbia University, Geheimdienstprotokolle, von türkischen Journalisten veröffentlicht, TV-Berichte (Weltspiegel), Zeitungsberichte über Waffenlieferungen an der türkisch-syrischen Grenzen (siehe Türkei: Waffenlieferungen und Unterstützung des IS).

In einem Newsweek-Bericht von 2014 wird ein ehemaliger Kommunikationstechniker des IS mit Aussagen zitiert, wonach er laufend IS-Hauptleute und Kommandanten mit türkischen Regierungsvertretern verbunden habe. Im Herbst vergangenen Jahres berichtete Al-Monitor über umfangreiche Waffenexporte der Türkei an den IS.

Auch über die Behandlung verletzter IS-Kämpfer in türkischen Krankenhäusern wurde schon mehrfach berichtet. Man darf gespannt sein, was in der IS-Hochburg Rakka gefunden wird, sobald die Befreiung gelingt. Nach Medienberichten bereitet sich die Anti-IS-Koalition zusammen mit den SDF auf die Befreiung vor.

Erdogan: "Inakzeptabel und amoralisch, darüber zu sprechen"

Die türkische Regierung hüllt sich gegenüber diesen Vorwürfen in Schweigen oder versucht diejenigen, die belastende Dokumente vorlegen, zum Schweigen zu bringen, wie dies aktuell der Prozess gegen die beiden Cumhuriyet Journalisten aller Welt vorführt.

Präsident Erdogan hatte im Dezember 2015 am Rande des Weltklima-Gipfels in Paris erklärt:

Die Vorwürfe, dass die Türkei Öl bei IS kauft, sind inakzeptabel und es ist amoralisch, darüber zu sprechen. Solche Themen können nicht einfach so angeschnitten werden, es müssen Beweise vorgelegt werden. Falls es solche Dokumente gibt, müssen sie gezeigt werden. Falls diese Tatsache bewiesen wird, werde ich nicht länger auf diesem Sessel bleiben.

Die Veröffentlichung der oben genannten Dokumente aus asch-Schaddadi durch die RT-Reporter setzen die Indizienkette fort, britische Politiker folgern daraus, dass nun ernsthafte Fragen zu beantworten seien. Eine genaue Überprüfung der Vorwürfe und des Materials durch unabhängige, internationale Prüfer wäre ein Anfang.