Korrektur, aber keine Entwarnung

UNAIDS revidiert Zahl der globalen HIV-Fälle nach unten

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Neue Zahlen des UN-Aids-Programms UNAIDS und der Weltgesundheitsorganisation WHO legen nahe, dass die Zahl der Neuinfizierungen mit HIV seit Ende der 90er Jahre - weltweit betrachtet - kontinuierlich im Sinken begriffen ist. Demnach haben sich vor zehn Jahren noch jährlich mehr als 3 Millionen Menschen mit dem HI-Virus neu angesteckt, während für dieses Jahr "nur" noch von schätzungsweise 2,5 Millionen Neu-Infektionen ausgegangen wird. Damit gestehen die beiden Organisationen gleichzeitig ein, dass ihre globalen Schätzungen in den Jahren zuvor zu hoch ausgefallen waren: Nach Berücksichtigung neuer Erhebungsmethoden schätzen UNAIDS und WHO die Zahl der Infizierten weltweit nicht mehr auf knapp 40 Millionen, sondern auf rund 33 Millionen Menschen.

Rund ein Drittel der Korrektur geht darauf zurück, dass die Zahl der Infizierten in Indien www.avert.org/indiaaids.htm drastisch nach unten revidiert wurde - um rund die Hälfte auf etwa 2,5 Millionen. Dort - sowie in vielen afrikanischen Staaten - haben die nationalen Behörden in Zusammenarbeit mit UNAIDS eine neue Erhebungsmethode eingeführt, die die Schätzungen nicht mehr aus den in Geburtskliniken durchgeführten Erhebungen extrapoliert, sondern aus Untersuchungen in willkürlich im ganzen Land ausgewählten Haushalten. In fünf weiteren afrikanischen Ländern (Angola, Kenia, Nigeria, Mosambik und Simbabwe) hat diese neue Erhebungsmethode ebenfalls zu deutlichen Korrekturen geführt.

Allerdings sprechen die neuen globalen Daten nach Ansicht der Experten ganz und gar nicht dafür, dass das dramatische Ausmaß der Aids-Epidemie jetzt ebenfalls als verringert angesehen werden darf. In den Ländern des südlichen Afrikas, wo die Infiziertenraten nach wie vor bei 15 Prozent und höher liegen, kann laut UNAIDS nicht die Rede davon sein, dass man die Epidemie in den Griff bekomme. In einzelnen anderen Regionen - insbesondere in Russland und der Ukraine - nimmt die Zahl der Neuinfizierten sogar weiterhin mit jedem Jahr zu. Dort werden Programme zu Prävention und Behandlung noch immer sträflich vernachlässigt.

Experten weisen außerdem darauf hin, dass die Zahl von mehr als 30 Millionen Infizierten weiterhin eine enorme Herausforderung bedeutet und dass erst zwei Millionen von rund sechs Millionen bedürftigen Aidskranken eine medizinische Behandlung erhalten. Der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria betont in einer Pressemitteilung kurz nach Bekanntgabe der neuen Zahlen von UNAIDS und WHO, dass selbst konservativste Schätzungen über den Mittelbedarf zur Durchführung umfassender Programme zur Prävention und Behandlung die Ressourcen, die bisher zur Verfügung stehen, "bei weitem" übertreffen.

Im September hatten Regierungen aus aller Welt dem Fonds, der nationale Programme zur Bekämpfung der drei Krankheiten Malaria, Tuberkulose und Aids finanziell unterstützt, zwar Zusagen von rund 10 Milliarden US-Dollar gegeben. Das war eine höhere Summe als erwartet, aber immer noch 8 Milliarden weniger, als vom Fonds nach eigenen Angaben benötigt. Denn alleine 6,5 Milliarden Dollar sind notwendig, um die bereits bestehenden Programme fortführen zu können. Francoise Ndayishimiye vom Nationalen Aidsrat Burundi erklärte laut der Nachrichtenagentur epd, dass die neuesten Zusagen immerhin Grund für "ein bisschen Dankbarkeit" seien.