Krise in Venezuela: Maduro rationiert den Strom

Proteste am Sonntag in der Dunkelheit. Screenshot

Einschnitte bei der Versorgung gelten für einen Monat. Proteste von Anhängern der Regierung und Opposition

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Nach wiederholten Stromausfällen in Venezuela hat Präsident Nicolás Maduro eine Rationierung der Stromversorgung angekündigt. Alle öffentlichen Einrichtungen, darunter Schulen und Behörden, sollen ab 14 Uhr schließen, sagte er am Sonntag im öffentlichen Fernsehen. Die Regelung soll zunächst für einen Monat gelten. Der linksgerichtete Staatschef warf der Opposition und den USA erneut "terroristische Angriffe" auf das Stromnetz des Landes vor. In den vergangenen Wochen ist es in Venezuela - parallel zur Zuspitzung der innenpolitischen Krise - zu wiederholten schweren Stromausfällen gekommen. Am Freitag gab es in Caracas und 20 der insgesamt 23 Teilstaaten keinen Strom. In mehreren Regionen dauerten die Probleme am Wochenende weiter an.

Bei Protesten gegen die Unterbrechung der Stromversorgung ist es zu heftigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften gekommen. Die Polizei trieb die Demonstranten am Samstag in der Hauptstadt Caracas mit Tränengas auseinander. Auch in anderen Teilen des Landes kam es zu Protesten. Regierung und Opposition riefen ihre Anhänger zu neuen Demonstrationen in der kommenden Woche auf.

Das Analyseinstitut Ecoanalítica geht davon aus, dass die finanziellen Verluste durch die Stromausfälle in Venezuela alleine im März einen Schaden von zwei Milliarden US-Dollar verursacht haben. "Laut Ecoanalítica werden die Verluste und Schäden, die durch die Stromkrise im März verursacht wurden, auf 2,106 Milliarden US-Dollar geschätzt, was 2,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes entspricht", sagte Asdrúbal Oliveros, Direktor der Organisation, nach Angaben der regierungskritischen Tageszeitung El Nacional.

Am 7. März war es in Venezuela zum ersten Blackout gekommen, der mehr als 120 Stunden dauerte. Der zweite massive Stromausfall fand am 25. März statt. Die venezolanische Regierung erklärte, der jüngste Angriff auf das elektrische System sei stärker als die vorherigen. Die Ursachen würden derzeit analysiert. "Wir untersuchen Angriffe auf die Stromversorgung, bei denen das System offenbar von innen beschädigt wurde", sagte Maduro. Der Staatschef fügte an, dass sich der "Angriff vom 29. März (...) auf elektromagnetische Elemente und Infiltration in (den staatlichen Stromkonzern) Corpoelec erstreckte".

Angesichts des zunehmenden Drucks aus den USA sucht die venezolanische Regierung indes neue Bündnispartner. Neben den USA und China, die massive wirtschaftliche Interessen in dem südamerikanischen Land haben, ist die Türkei zur Kooperation bereit. Der türkische Außenminister Mevlut Cavusoglu sagte am Montag, dass die Türkei die Regierung von Präsident Nicolás Maduro weiterhin unterstütze. "Jede negative Entwicklung in Venezuela wird ganz Lateinamerika und die Karibik beeinflussen. Wir werden unsere Unterstützung für Venezuela und unsere Zusammenarbeit mit Venezuela beibehalten", erklärte Cavusoglu auf einer Pressekonferenz.

Das Oberste Gericht Venezuelas hat die Verfassungsgebende Versammlung aufgefordert, die Immunität von Juan Guaidó aufzuheben. Das soll eine Ermittlung ermöglichen, da Guaidó trotz eines Urteils am 29. Januar, das ihm ungenehmigte Auslandsreisen untersagte, ins Ausland gereist war. Zuvor war Guaidó schon vom Rechnungshof wegen Korruption, weil er Gelder aus dem Ausland erhalten hat, ohne diese zu erklären, dazu verurteilt worden, 15 Jahre keine politischen Ämter übernehmen zu können.