Kunming-Massaker: China beklagt amerikanische Doppelstandards
Kopf der Terrorgruppe war angeblich ein Mann namens Abdurehim Kurban
Am Samstag töteten acht Schwarzgekleidete am Bahnhof der südchinesischen Stadt Kunming mindestens 29 Reisende mit Krummdolchen, Messern und Fleischerbeilen und verletzten 143 weitere, bevor sie von der Polizei mit Schusswaffen gestoppt werden konnten, wobei vier der Terroristen ums Leben kamen. Eine Terroristin kam verletzt in ein Krankenhaus. Die restlichen drei flüchteten und wurden mittlerweile festgenommen. Erste Meldungen, nach denen es zehn Angreifer waren, wurden am Montag korrigiert.
Dem Ministerium für öffentliche Sicherheit zufolge wurde die Terrorgruppe von einem Mann namens Abdurehim Kurban angeführt. Ob er erschossen wurde oder noch lebt, ist bislang nicht klar. Der Economist geht anhand des Namens davon aus, dass es sich um einen Uiguren handelt, was jedoch noch nicht bestätigt wurde. Von offizieller Seite heißt es bislang lediglich, dass Beweise die Terroristen mit Separatisten aus der Provinz Xinjiang in Verbindung bringen würden, wo die meisten Uiguren leben.
Insgesamt sind die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua und die Mainstreammedien im Reich der Mitte relativ zurückhaltend, was die Berichterstattung über den Anschlag und die Hintergründe der Täter betrifft. Das Time Magazine vermutet dahinter die Absicht, die Spannungen zwischen zwischen Han, Hui und Uiguren nicht zu verschärfen, was Ziel der Terroristen gewesen sein könnte.
Trotz dieser Zurückhaltung gibt sich Xinhua empört über die Reaktiuon der US-Botschaft in Peking, die im chinesischen Mikrobloggingdienst Weibo von einem "schrecklichen und völlig sinnlosen Akt der Gewalt" sprach und dabei den Begriff "Terror" in auffälliger Weise vermied, obwohl wenig andere Motive für das Massaker denkbar sind. Das zeigt Xinhua zufolge, dass die US-Regierung im Umgang mit Terrorismus doppelte Standards anlegt. Durch die Verharmlosung des Kunming-Anschlages ermutigt sie der Nachrichtenagentur zufolge potenzielle Nachahmer der Schwarzgekleideten.
Außerhalb der chinesischen Mainstreammedien wird das Kunming-Massaker teilweise mit dem amerikanischen Trauma 9/11 verglichen, bei dem arabische Terroristen mindestens 2.989 Menschen töteten. Das Kürzel dafür lautet "3/01" und wird von privaten Tatortfotos und sehr plastischen (angeblichen oder tatsächlichen) Augenzeugenberichten befeuert, in denen zum Beispiel ein Mann erzählt, wie die Terroristen seiner Mutter den Hals aufschlitzten. Viele kündigen an, zukünftig keine Bratspieße und Melonen mehr bei Uiguren kaufen zu wollen. Weitergehende Racheakte an Unbeteiligten gab es bislang nicht.