Kurden stehen 50 Kilometer vor Kalifatshauptstadt
Neues IS-Video mit extremen Grausamkeiten veröffentlicht
Die syrische Kurdenmiliz YPG hat gestern nach Angaben ihres Sprechers Redur Xelil die Stadt Ain Issa eingenommen, die zwischen der letzte Woche eroberten Grenzstadt Tall Abyad und ar-Raqqa liegt. Damit sind die Kurden nur noch etwa 50 Kilometer von der de-facto-Kalifatshauptstadt entfernt. Dort verstärkt die Terrorgruppe Link auf http://www.heise.de/tp/artikel/43/43729/s1.html mittlerweile die Befestigungen, weil es an der Straße zwischen den beiden Ortschaften bislang kaum militärische Hindernisse gibt.
Ob die YPG jetzt tatsächlich ar-Raqqa angreift, ist offen. Militärisch gesehen sinnvoller könnte es sein, erst die westlich von Kobanê gelegene Grenzstadt Dscharabulus einzunehmen und den IS damit vom Nachschub aus der Türkei abzuschneiden. Um eine Verbindung zum dritten Kurdenkanton Efrîn herzustellen, müssten die Kurden auch einen kleinen Grenzabschnitt unter ihre Kontrolle bringen, der von der al-Nusra-Front und ihren Verbündeten kontrolliert wird. Zwischen dieser dschihadistischen Gruppe und der YPG wachsen in den letzten Wochen die Spannungen, seit die al-Nusra-Front Ende Mai den in der Provinz Aleppo gelegenen Bezirk Scheich Maksoud angriff.
Nähme die YPG ar-Raqqa ein, dann hätte der IS in seinem Kernkalifat immer noch zahlreiche andere Ortschaften in seiner Kontrolle - darunter das erst am 18. Mai eroberte Palmyra, die am 15. Mai eingenommene irakische Provinzhauptstadt Ramadi und die Millionenstadt Mossul. Hinzu kommen größere Gebiete in Libyen und Nigeria sowie Dschihadistennester im Sinai und in anderen Ländern. Inzwischen gibt es auch in Afghanistan Gruppen, die sich dem Terrorkalifat und nicht mehr den Taliban zugehörig erklären, was letztere als feindliche Konkurrenz betrachten. Wenig direkte Herrschaft dürften die ehemals unter dem Namen "Kaukasus-Emirat" firmierenden Terroristen ausüben, die dem Terrorkalifen diesen Monat die Treue schworen. In dem von ihnen beanspruchten Areal geht die russische Armee mit viel Aufwand gegen militante Wahabiten vor, weshalb sich diese nicht offen zeigen können.
Der militärische Misserfolg gegen die Kurden hält den Islamischen Staat offenbar nicht davon ab, weiterhin mit extremen Grausamkeiten Aufmerksamkeit zu erregen. Videos und Bilder zeigen, dass die Gruppe ihr Hinrichtungsrepertoire, das in der Vergangenheit hauptsächlich aus Kopfabschneiden und Erschießen bestand, um einige vorher noch nicht gesehene Methoden erweiterte:
In einem neuen Clip ist zu sehen, wie eine Gruppe von Menschen in einem Auto angekettet und darin unter Einsatz eines Granatwerfers lebendig verbrannt wird. Die Kamera nimmt das Ereignis so lange auf, bis keine Schreie mehr zu hören sind. Eine anderer Szene zeigt, wie Menschen in einem Käfig ins Wasser getaucht und dort ersäuft werden. Und in einem dritten Szenario sieht man eine Reihe von aneinandergefesselten Gefangenen, denen Sprengsätze um den Hals gelegt wurden, mit welchen man ihnen der Reihe nach die Köpfe wegsprengt.
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