Kurdistan nach Unabhängigkeitsvotum: Gesprächsbereitschaft und Drohungen
Seite 3: Vermittler im Kurdenkonflikt in der Türkei
- Kurdistan nach Unabhängigkeitsvotum: Gesprächsbereitschaft und Drohungen
- Lässt der Tod Talabanis die zerstrittenen kurdischen Fraktionen zusammenrücken?
- Vermittler im Kurdenkonflikt in der Türkei
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Jalal Talabani war nicht nur Führer eines großen kurdischen Clans im Nordirak. Er hatte auch das Schicksal der kurdischen Bevölkerung in der Türkei im Blick. 1991 vermittelte Talabani den Kontakt zwischen dem damaligen türkischen Staatspräsidenten Turgut Özal und der PKK. 1993 war Talabani zum Newroz-Fest zugegen, als der Vorsitzende der PKK, Abdullah Öcalan, der Türkei zum ersten Mal den Waffenstillstand anbot.
Er ermöglichte damit maßgeblich die sogenannten Oslo-Gespräche zwischen der türkischen Regierung und der PKK in den Jahren 2005 bis 2006. An diesen Friedensgesprächen war auch Hakan Fidan, der damalige und heutige Chef des türkischen Geheimdienstes MIT, beteiligt. 2012 besuchte Hakan Fidan Talabani während eines Krankenhausaufenthaltes in Berlin und sprach mit ihm über die Verhandlungen zum Friedensprozess mit der PKK. Erdogan torpedierte damals die Bemühungen Fidans , worauf dieser kurzfristig das Handtuch schmiss, allerdings einige Zeit später von Erdogan wieder in Amt und Würden zurückgeholt wurde.
Obwohl er neben Masud Barzani und Abdullah Öcalan ein politisches Schwergewicht unter den heutigen kurdischen Politikern darstellte, war Talabani ebenfalls nicht unumstritten. Die Zeitung Junge Welt bezeichnet ihn als politisches Chamäleon:
Seine häufig wechselnden Allianzen, die sich auch gegen andere kurdische Parteien richteten, waren stets von der opportunistischen Maxime "Der Feind meines Feindes ist mein Freund" bestimmt.
Junge Welt
Talabani hatte kein Problem damit, zu den Erzfeinden Amerika und Iran gleichermaßen gute Beziehungen zu unterhalten, schreibt die Neue Züricher Zeitung: An einem Tag empfing er den Chef der iranischen Quds-Brigaden und am nächsten hochrangige Vertreter der Amerikaner. In einem seiner letzten persönlichen Gespräche vor dem Schlaganfall 2012 sagte Talabani, der Irak müsse mit den Vereinigten Staaten, aber auch mit all seinen Nachbarn gute Beziehungen pflegen
Bemerkenswert ist, dass der Witwe Talabanis sehr unterschiedliche politische und religiöse Führer einen Kondolenzbesuch abstatteten und damit Gemeinsamkeiten demonstrierten. So kam z.B. das Oberhaupt der chaldäisch-katholischen Kirche, der irakische Patriarch Mar Louis Raphael Sako, der bekundete, Talabani habe viel zu Sicherheit und Stabilität nach dem Sturz des früheren Regimes beigetragen. Und es kam auch eine Delegation der Guerilla "HPG", die einen Kondolenzbrief von Murat Karayilan, dem Mitglied des Kurdischen Nationalkongresses KNK, vorlas.