Kurzes Spiel in der großen Spielkiste
"Little Big Planet 3" von SCEE für PS4 und PS3
Die ersten beiden "Little Big Planet"-Spiele gehören zu den Vorzeigetiteln auf Sonys PS3. Sie glänzen mit einer gelungen Mischung aus anspruchsvollem Gameplay und zahlreichen kreativen Möglichkeiten. Dabei besitzen sie eine ganz eigene, ansprechende Optik und realistische Physik. Der dritte Teil ist nun der erste, der auch für die PS4 erscheint. Gleichzeitig hat sich das Studio Media Molecule aus der Entwicklung zurückgezogen, sodass diesmal Sumo Digital die Regie übernimmt.
Im Kern bleibt Little Big Planet 3 das Jump-And-Run, das auch die Vorgänger waren. Die Hauptfigur Sackboy, die wie eine handgestrickte Puppe ausschaut, rennt, hüpft, schwingt und kämpft sich durch zahlreiche Levels. Die Story ist wie bei den meisten Plattform-Games kaum erwähnenswert und dient vor allem dazu, einen roten Faden zu spinnen, der die einzelnen Levels miteinander verbindet. Im englischen Original darf sich der Spieler zwar nicht über eine tiefe Handlung, dafür aber über die grandiosen Erzählstimmen von Stephen Fry und Hugh Laurie freuen. Sackboy muss auf dem Planeten Bunkum drei böse Titanen besiegen und dazu drei Freunde finden.
Letzteres ist die größte Neuerung, da der Spieler im Verlauf die Kontrolle über die anderen Figuren übernimmt, die jeweils eigene Fähigkeiten haben. So gibt es den schnellen Hund Oddsock und den fliegenden Vogel Swoop. Der spielerisch interessanteste Freund ist Toggle, der auf Knopfdruck zwischen einer kleinen, leichten und einer großen, schweren Form wechselt.
Sobald Sackboy einen Freund befreit hat, steuert der Spieler die neue Figur durch eine Reihe von Gefahren und lernt so die Fähigkeiten des Neuzugangs kennen. Innerhalb der normalen Levels ist recht starr vorgegeben, wann welche Figur aktiv ist. Ein fliegender Wechsel ist im normalen Spielverlauf nicht vorgesehen.
Sackboy selbst darf wie auch schon im Vorgänger spezielle Items wie eine Art Föhn einsetzen, mit dem er leichte Hindernisse und Schalter anzieht oder wegpustet. Hat er einen Gegenstand einmal freigeschaltet, kann er ihn jederzeit benutzen.
Die unterschiedlichen Gegenstände und die drei neuen Figuren bringen zwar ein paar neue Rätsel ins Geschehen, aber es gibt kaum knifflige Puzzles. Meist lernt der Spieler eine neue Fähigkeit und setzt diese im folgenden Geschehen an deutlich erkennbaren Stellen ein. Ein gutes Reaktionsvermögen ist durchweg mehr gefragt als Kombinationsgabe.
Die Aneinanderreihung der einzelnen Levels ist weniger linear als in den Vorgängern. Sackboy reist in drei Regionen und startet dort in einem zentralen Bereich, der vom Aufbau kaum von normalen Levels zu unterscheiden ist. Statt eines vorgegebenen Ziels hat er mehrere Türen, die zu den einzelnen Missionen führen.
Wie in den Vorgängern können bis zu vier Spieler gemeinsam durch die Levels rennen. Dass es nur einen Blick auf die Szene gibt, verwirrt gelegentlich. Fällt eine Figur zu lange zurück, erscheint sie am nächsten Tor, verliert aber ein Leben. Da die Zahl der Versuche von allen Teilnehmern geteilt wird, sind die Levels oft im Team schwieriger zu bewältigen als alleine. Nach wie vor gibt es vereinzelte Stellen, die mindestens zwei Figuren benötigen. Diese sind aber im Vergleich zu den Vorgängern weniger rätselorientiert. Meist muss lediglich einer einen Schalter betätigen, damit der andere einen Bereich betreten oder einen Aufzug benutzen kann.
Wer "Little Big Planet" in erster Linie des Hauptspiels wegen mag, muss sich im dritten Teil auf eine herbe Enttäuschung gefasst machen: Die Story dauert auch bei ausführlichem Erforschen der Gebiete deutlich unter zehn Stunden. Immerhin sind die Story-Levels mindestens so gut wie die der ersten beiden Games - unter dem Strich sogar etwas abwechslungsreicher und origineller. Scheinbar haben die Entwickler sie mehr als Showroom dessen gebaut, was Kreative anschließend selbst basteln können.
Natürlich gibt es nach wie vor hunderte Gegenstände, die der Spieler einsammelt. Zum Großteil verwendet er sie zum Verschönern seiner Figur, selbst gebastelter Levels oder seiner Heimatbasis. Damit gibt es zumindest einen Grund, einige Levels mehrfach zu besuchen, zumal einige Items im ersten Durchgang nicht erreichbar sind, weil der Zugang zu ihnen eine im späteren Verlauf erworbene Fähigkeit erfordert.
Bei den Vorgängern, die jeweils eine mehr als doppelt so lange Hauptgeschichte hatten, lag für Viele der Spaß vor allem im Baukasten. Und auch in "Little Big Planet 3" bekommt der Spieler dieselben Werkzeuge in die Hand, mit denen die Entwickler die Story-Levels gebaut haben.
Die Hilfen fürs kreative Arbeiten sind deutlich besser als in den ersten beiden Teilen. Es gibt spezielle Levels, die Basteln und Spielen kombinieren. In diesen sogenannten Popit-Rätseln lernt der Spieler beispielsweise wie er Formen verändert oder Aufzüge in Bewegung setzt. Das Gelernte muss er direkt anwenden, damit Sackboy ins Ziel kommt. Wer bisher noch keine eigenen Levels gestaltet hat, findet so eine nützlich und zugleich unterhaltsame Anleitung.
Die Werkzeugkiste ist im Kreativmodus zu Beginn besser gefüllt als in den Vorgängern. Gerade im ersten "Little Big Planet" musste der Spieler fast alle Gegenstände zunächst in den Story-Levels suchen. Die wichtigsten Tools zum Erstellen anspruchsvoller Szenarien gehören diesmal zur Grundausstattung.
Diverse Verbesserungen im Kreativmodus erweitern die Möglichkeiten. Mit sechzehn statt bisher drei kann der Bastler fließende Übergänge von hinten nach vorne erstellen. Power-ups in eigenen Levels können fast jede erdenkliche Form und Funktion übernehmen. So könnte beispielsweise ein Clownskopf Torten oder ein Drachenkopf Feuer spucken.
Wer mit "Little Big Planet" eigene Levels entwickeln möchte, hat dank der erweiterten Möglichketen, der besseren Anleitung und der guten Anfangsausstattung ein noch besseres kreatives Spielzeug als mit den bereits ausgezeichneten ersten beiden Titeln. Diejenigen, die hauptsächlich vorgefertigte Levels spielen wollen, werden von der sehr kurzen Story enttäuscht. Dass es unzählig viele Szenarien gibt, die von anderen Gamern erstellt wurden, ist ein Trost. Viele davon sind ausgezeichnet, einige überaus kreativ. Das sollte Sumo Digital aber nicht als Entschuldigung für die kurze Story reichen.
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