LNG-Importe aus Russland: Europäische Union sucht nach legalem Weg für einen Stopp
Die Flüssiggasimporte aus Russland stiegen im vergangenen Jahr an. Nun billigten die EU- Energieminister einen Vorschlag, der diesen Trend umkehren soll. Warum Experten zweifeln.
Die Länder der Europäischen Union stehen vor einem Dilemma: Sie wollen sich von russischen Energielieferungen befreien, kommen aber vom Erdgas nicht recht los. Vor allem den Import von verflüssigtem Erdgas (LNG) aus Russland haben sie im vergangenen Jahr sogar noch erhöht.
Nun suchen die EU-Länder nach rechtlichen Möglichkeiten, den LNG-Import zu stoppen, ohne Sanktionen verhängen zu müssen. Reuters berichtete am Dienstag, dass man künftig russische und weißrussische Gasexporteure daran hindern wolle, Infrastrukturkapazitäten für LNG-Lieferungen nach Europa zu buchen.
Auf welchem Weg man das umsetzen möchte, ist noch nicht geklärt. Die Energieminister der EU-Länder hätten den Vorschlag am Dienstag zwar gebilligt, aber einzelne Regierungen müssten noch Konsultationen mit anderen EU-Ländern führen und mit der Europäischen Kommission, berichtete der Finanzdienst Bloomberg.
Die vorgeschlagene Verordnung über LNG müsse zudem noch vom Europäischen Parlament gebilligt werden. Der gesamte Verhandlungsprozess könnte sich noch über Monate hinziehen.
Die EU-Energiekommissarin Kadri Simson zeigte sich am Dienstag entschlossen. "Wir können und werden nicht zum Status quo mit Russland als unserem Hauptgaslieferanten zurückkehren", sagte sie. Die Möglichkeit der Mitgliedsstaaten, die Kapazitäten für Gas aus Russland und Weißrussland vorübergehend zu beschränken, sei eine wichtige Ergänzung.
Dass die estnische Politikerin eine harte Haltung gegenüber Russland zeigt, verwundert nicht. Die drei baltischen Länder gehören zu einer Staatengruppe innerhalb der Europäischen Union, die besonders weitgehende Maßnahmen gegenüber Russland einfordern.
Albinas Zananavicius, der stellvertretende Energieminister Litauens, stieß am Dienstag ins selbe Horn. Die LNG-Infrastruktur, sagte er, solle den EU-Ländern helfen, russisches Erdgas gegen Alternativen einzutauschen. Deshalb solle eine Situation vermieden werden, in der die Terminals genutzt werden, mehr russisches Erdgas zu importieren.
Das Problem besteht nun aber darin, dass die EU-Länder so viel LNG wie möglich benötigen, um keine Versorgungslücke entstehen zu lassen – und das Angebot ist begrenzt und am Weltmarkt hart umkämpft.
Im vergangenen Jahr stiegen die Importe aus Russland entsprechend um mehr als 30 Prozent. Laut einer EU-Analyse erreichten die russischen Lieferungen im Jahr 2021 einen Umfang von 16 Milliarden Kubikmetern. Im vergangenen Jahr waren es dann bereits 22 Milliarden Kubikmeter.
Die EU-Energiekommissarin hatte diesen Monat europäische Unternehmen aufgefordert, keine neuen LNG-Verträge mit russischen Händlern abzuschließen. Doch diese Aufforderung ist nicht bindend.
Für europäische LNG-Händler gibt es zudem einen wichtigen Grund, der vom Handel mit Russland nicht abschrecken zu lassen: die Aussicht auf Profit. Solange es keine Sanktionen gegen russisches LNG gibt, werden die Lieferungen weitergehen, erklärten mehrere Händler gegenüber Bloomberg. Viele Handelshäuser wollen sogar ihre Beschaffung erhöhen, um von den attraktiven Preisen zu profitieren.
Einige europäische Käufer seien an langfristige LNG-Verträge gebunden, die sie nicht brechen wollen. Der französische Energiekonzern TotalEnergies halte sogar 20 Prozent der Anteile an der Jamal-Exportanlage in Russland. Bis jetzt habe das Unternehmen nicht signalisiert, einen Ausstieg in Erwägung zu ziehen.
Die russische Regierung hat inzwischen angekündigt, LNG-Projekte vorantreiben zu wollen. Nachdem die Lieferungen über Pipelines nach Europa zum Teil weggebrochen sind, soll nun verstärkt LNG verschifft werden. Mehrere dieser Projekte wurden inzwischen begonnen.
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