Lauschangriff auf extraterrestrische Raumsonden
Seite 2: Komplizierte Suche nach Alien-Sonden
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Da Gillons Berechnungen zufolge der optimale Brennpunkt im Sonnensystem für eine außerirdische Relaisstation knapp 1000 Astronomische Einheiten (1 AU= ca. 150 Millionen Kilometer) von der Sonne entfernt liegt, stellt sich die Frage, wie ein außerirdischer Roboter in derart großer Distanz mit optischen Teleskopen aufgelöst werden kann. Selbst eine fremde, mit einem großen Sonnensegel bestückte Raumsonde könnte das Hubble-Weltraumteleskop aufgrund der großen Entfernung nur als winziges Etwas ablichten. Auch mithilfe der Okkulation, die zeitweilige Bedeckung eines Gestirns durch ein anderes Objekt, sei kein Erfolg programmiert, weil eine Alien-Sonde den Stern nur binnen weniger Sekunden abdecken und sein Licht extrem gering abschwächen würde. Möglicherweise würde der Stern nur wenige Prozent schwächer leuchten.
Da außerirdische Raumfahrzeuge mit traditionellen optischen Teleskopen höchstwahrscheinlich nicht auszumachen sind, schlägt Gillon alternativ vor, Funkbotschaften zu den fokalen solaren Regionen zu schicken, um mit den dort platzierten Alien-Robotern direkt in Kontakt zu treten. Zum anderen fordert er eine intensive multispektrale Durchmusterung der Brennsphäre unserer und der anderen Nachbarwelten, um Funksignale oder Funkabfall der dort stationierten Robotersonden einzufangen.
Gute Chancen, eine Nachricht zufällig aufzufischen, könnten sich dann ergeben, wenn eine in der fokalen solaren Zone platzierte Relaisstation mit den Schwesternsonden im Sonnensystem Kontakt aufnimmt. "Solche könnten regelmäßig Nachrichten zu einer im Sonnensystem lokalisierten Sonde senden. Wir können versuchen, diese zu entdecken."
Möglich sei dies beispielsweise mit dem kalifornischen Allen Telescope Array in Hat Creek. Aber bislang sei noch kein einziger Suchlauf dieser Art initiiert worden, klagt Gillon.
Von unserer Sonne bis zu der äußeren Grenze der Oortschen Wolke weist das Sonnensystem ein Volumen von 5 x 1014 AU³ auf. Es ist bislang kaum erforscht. Mehrere erfolglose Versuche wurden unternommen, um außerirdische Artefakte im Sonnensystem zu entdecken. Aber dabei wurde nur ein kleiner Bereich des Sonnensystems untersucht. Hieraus zu folgern, dass sich in unseren Sonnensystem keine extraterrestrische Raumsonde befindet, wäre voreilig.
Zwar wurde bislang die Abwesenheit von "Von-Neumann-Sonden" in unserem Sonnensystem stets als starkes Argument gegen die Existenz einer außerirdischen Zivilisation angeführt, weil eine außerirdische Sonde, die das Sonnensystem beobachtet, leicht zu entdecken sein müsse. Das entspricht jedoch nicht der Wahrheit, betont Gillon. Denn die Suche nach solchen Raumfahrzeugen erfordert einen gewissen Aufwand und gestaltet sich grundsätzlich schwierig.
Dennoch erhöhen sich bei einer breitangelegten und intensiven multispektrale Überwachungskampagne die Erfolgschancen. Schließlich beschränken sich "Von-Neumann-Sonden" nicht auf ein einziges Sternsystem und erscheinen nicht als Solisten, sondern durchforsten andere Sternsystem im Flottenverband.
Angenommen, die ganze Galaxis wäre von sich selbst-reproduzierendes Sonden kolonisiert […] sollten wir eine Interstellare Kommunikationseinheit in der solaren Brennsphäre finden, wenigstens in einer eines Nachbarsterns.
Sonden-Kommunikation belauschen
Gillon betont, dass das Konzept der Von-Neumann-Sonden, die die Galaxis durchstreifen und erforschen, einen Grad an Kommunikation und Koordination zwischen den Sonden erfordert. Es sei möglich, dass die Alien-Roboter mit ihren Heimatsystem direkt in Kontakt treten, aber diese Annahme sei a priori sehr unwahrscheinlich. Die ungeheure Weite und Struktur der Milchstraße mache zumindest für unsere Technologie eine direkte Kommunikation zwischen einer großen Anzahl von Sternen unmöglich - vor allem zwischen unserer Sonne und einem Stern, der auf der anderen Seite der Galaxis, hinter dem galaktischen Zentrum liegt. Darüber hinaus würde angesichts der Lichtgeschwindigkeitsgrenze und der großen räumlichen Distanzen die Koordination von Sonden, die Nachbarsysteme explorieren, ineffizient sein. Eine Kommunikationsstrategie, die auf eine direkte Verknüpfung der in Nachbarsystemen lokalisierten Sonden basiert, würde für die Extraterrestrier dagegen die weitaus bessere Lösung sein, so Gillon.
Ein weiterer Vorteil dieser Methode besteht laut Gillon darin, dass sich auf diesem Weg die von den Sonden gesammelten Informationen zügig über das gesamte Netzwerk verbreiten. Keine Information geht verloren. Selbst für den Fall, dass die Zivilisation des Adressanten ausgestorben oder zu anderen Sternsystemen ausgewandert ist, bleibt der Datenfluss gewahrt. Potentielle außerirdische Raumsonden würden daher eine solch direkte Kommunikationsstrategie nutzen, postuliert Gillon in seinem Paper, der für den Erfolgsfall eine radikale Veränderung des Weltbildes erwartet:
Während negative Resultate sich nicht allein mit der Nicht-Existenz von fiktiven Raumsonden erklären lassen, sondern auch das Resultat einer bewussten Verschleierung und diskreten Politik der hypothetischen Sonde sein kann, würde ein positives Resultat unsere Verständnis von unserem Platz in diesem Universum definitiv revolutionieren.
Preprint des Papers "A novel SETI strategy targeting the solar focal regions of the most nearby stars" in Acta Astronautica
Youtube-Video mit Claudio Maccone und Deep-Space-SETI