Leben Aliens bereits auf der Erde?
Die britische Astronautin Helen Sharman meint, sie könnten unentdeckt unter uns leben. Vielleicht in einer mikroskopischen Nische, schlägt eine Astrobiologin vor
Helen Sharman, die erste britische Astronautin und überhaupt die erste Astronautin, die 1991 die russische Weltraumstation Mir besuchte, ist fest überzeugt davon, dass es Aliens gibt. In einem Interview sagte sie auch, dass sie bereits möglicherweise unentdeckt unter uns leben könnten. Es könnte gut sein, dass wir sie einfach nicht sehen können. Sie könnten also eine Art Geister, Gespenster oder Engel sein, die wir mit unseren Sinnen nicht wahrnehmen, weil sie grundsätzlich anders verkörpert sind.
Die britische Astrophysikerin und -biologin Samantha Rolfe vom Bayfordbury Observatory griff diese Idee von für uns unwahrnehmbaren Aliens auf und überlegte in einem Essay, wie diese auf der Erde leben könnten, ohne dass wir sie bemerken. Zunächst thematisierte sie die Schwierigkeiten, wie Leben definiert werden kann. Es gebe mehr als 100 Definitionen, das mache es auch schwierig, nach Aliens im Weltraum zu suchen oder diese zu erkennen. Wenn man nicht weiß, nach was man sucht, ist natürlich die Suche eingeschränkt, zumal wenn man sich auf Leben beschränkt, wie man es von der Erde kennt. Und intelligentes Leben müsse selbstverständlich keineswegs humanoid oder überhaupt ähnlich wie biologisches Leben auf der Erde aussehen.
Mikroskopisch klein
Leben, wie wir es kennen, wird nach Rolfe gerne als MRS GREN definiert: Bewegung, Atmung, Wahrnehmung, Wachstum, Reproduktion, Ausscheidung und Nahrungsaufnahme. Andere versuchen physikalisch-chemische Mindestanforderungen festzulegen wie: Kompartimente, Programm, Stoffwechsel (Metabolismus), Katalyse, Regulation, Wachstum, Reproduktion, Anpassung/Evolution. Man sieht schon, es gibt keine Deckung, sondern nur eine teilweise Überschneidung.
Rolfe versucht jedenfalls die Hypothese von Sharman aufzugreifen und darüber nachzudenken, wie es denkbar wäre, dass nicht-irdisches Leben sich bereits eingenistet haben könnte, ohne dass wir es bemerken. Denkbar wäre, dass Aliens mit einer unterschiedlichen biochemischen Struktur in einer verborgenen Biosphäre leben. Mit einer großen Wahrscheinlichkeit würden solche Lebensformen mikroskopisch klein sein. Größere unbekannt biochemische Strukturen wären natürlich keine unsichtbaren Gespenster, man könnte sie sehen, auch wenn man nicht wüsste, um was es sich handelt.
Mit Mikroskopen ließen sich natürlich auch winzige Aliens entdecken. Warum also wurden sie noch nicht gefunden. Rolfe schlägt vor, man habe wahrscheinlich noch viele mikroskopisch kleine Lebensformen nicht entdeckt, weil nur ein kleiner Teil der Bakterien im Labor kultiviert werden könne. Man könne zwar die DNA nicht-kultivierbarer Bakterien sequenzieren, aber dann eben auch nur Leben, wie wir es kennen, also mit DNA, identifizieren.
Oft werde Silizium, das es auch auf der Erde reichlich gibt, als alternative Biochemie zum kohlenstoffbasierten Leben vorgeschlagen. Silizium ist zwar ähnlich wie Kohlenstoff, aber ist schwerer, kann weniger gut lange Ketten und starke Verbindungen bilden und ist bei irdischen Temperaturen fest und nicht wasserlöslich. Silizium-basierte Lebensformen könnten aber auf anderen Planeten entstanden sein, allerdings gibt es keine Hinweise darauf, wobei es eben auch schwierig wäre, solche Lebensformen zu entdecken, die dem irdischen Leben nicht gleichen.
Migrierendes Leben
Wie Forscher herausgefunden haben, finden sich in Meteoriten die Nukleinbasen Adenin, Guanin und Uracil sowie Aminosäuren, die bei Anwesenheit von Wasser aus den Molekülen Cyanwasserstoff, Kohlenmonoxid und Ammoniak entstehen. Daraus kann sich RNA mit dem ebenfalls in Meteoriten zu findendem Mineral Schreibersit bilden. Die ersten Lebensformen basierten wahrscheinlich auf RNA, erst später entwickelten sich Lebensformen auf der Grundlage der DNA. Möglich wäre, wie Wissenschaftler mit Simulationen eruierten, dass die Grundlagen für RNA-Lebewesen entstanden sind, wenn Splitter von Meteoriten mit einem Radius von 40 bis 80 Metern mit auf der Erde in Tümpel einschlagen.
Möglicherweise könnte so auch neues Leben auf der Erde entstehen, wie es etwa die Hypothese der Panspermie fwährend das bestehende bereits aus dem Weltraum stammt, andererseits könnte es auf vielen steinigen Exoplaneten mit Sauerstoff und Wasser zur Entwicklung von Leben gekommen sein. Es könnte also durchaus sein, dass außerirdisches mikroskopisch kleines Leben auf die Erde gekommen ist, wenn man nicht sowieso der Meinung ist, dass intelligente Aliens schon die Welt besucht haben oder sie mit oder ohne UFOs und Entführungen besuchen, ohne dass wir sie erkennen.
Und die Konsequenzen?
Aber bislang ist das einzige Leben, das wir kennen, das irdische Leben. Rolfe meint, so lange wir nicht wissen, dass es Leben woanders im Universum gibt, sollten wir das irdische Leben, das einzige das wir kennen, als äußerst wertvoll erachten und vor "schädlicher Kontamination" schützen, gleich ob es sich um terrestrisches oder außerirdisches Leben handelt. Aber das ist ein verquerer Gedanke, der darauf basiert, dass gut ist, wie es gerade ist, was letztlich vom Naturschutz bis zum Heimat- und Kulturschutz führt, zum Mauerbau und zur Abwehr von Fremden. Ebenso ist es absurd zu versuchen, dass irdische Raumfahrzeuge ein andere planetare Biosphäre nicht kontaminieren sollten. Das kann höchstens eine wissenschaftliche Forderung sein, um autochthones Leben zu untersuchen und ein "Original" zu bewahren.
Wenn evolutionäres, d.h. sich veränderndes, sich vermischendes und sich anpassendes Leben migratorisch ist und von Meteoriten auf die Erde und von dort zu anderen Planeten unter günstigen Wachstumsbedingungen gebracht worden sein sollte oder werden könnte, dann ist nicht die Zuwanderung schädlich, sondern höchstens Bedingungen, die Leben, wie immer es ist, schädigen. Lebewesen auf einer anderen biochemischen Grundlage könnten mit dem irdischen Leben koexistieren, wenn sie andere Ressourcen benötigen, ansonsten sorgt die Evolution für kreative Entwicklungen. Die Diskussion über Aliens, also Kulturfremde und invasive Arten, ist direkt verwoben mit politischen Vorstellungen über das Eigene und Fremde.