Libyen: Kampf ums Öl

Seite 2: Haftar: Nicht mehr nur der starke Mann im Osten

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Die eine, nicht gänzlich unbedeutende Gemeinsamkeit mit dieser Allianz teilte Serraj damals noch ziemlich deutlich: die Gegnerschaft zu Haftar. Bemerkenswert dazu ist die Feststellung in der Analyse, dass sich die libyschen Ölexporte damals, seit Hafter und die LNA im September zuvor die Kontrolle über die Anlagen erlangt hatten, um 50 Prozent gestiegen waren.

Seit diesen Sonntag sind die von Hafter geführte LNA-Miliz dabei, sich die Kontrolle zurückzuerobern. Der libysche Journalist Mohamed Eljahr ist aller Wahrscheinlichkeit nach nicht der Einzige, der dies nicht nur für sicher hält, sondern auch davon überzeugt ist, dass die LNA die Gelegenheit nutzen wird, die Offensive auf die militärische Basis der Angreifer in Sirte und Bani Walid auszudehnen. Laut Eljarh könnte dies den Auftakt bilden, für Eroberungen im Westen Libyens.

Bislang gilt Hafter als starker Mann des Ostens. Der Angriff auf die Ölanlagen im Golf von Sidra könnte der Auftakt für eine Ausdehnung seines Herrschaftsbereichs sein. Die Gegner seien seine stärksten Trümpfe, kommentiert der Journalist. Sie würden Haftar legitimieren. Dazu ist zu bemerken, dass der selbstherrliche Haftar wegen begangener Grausamkeiten einiger seiner LNA-Kommandeure und Gefolgsleuten ziemlich in Kritik geraten war.

Geht es nach Wünschen und Vorstellungen von Frankreichs Präsident Macron, der Haftar kürzlich erneut nach Paris eingeladen hatte, so soll in Libyen bald gewählt werden. Es ist sogar an einen Termin im Dezember 2018 gedacht. Das wird sich aller Voraussicht nach kaum halten lassen.

Macron würde gerne Hotspots in Libyen einrichten. Möglich ist das erst, wenn die Verhältnisse dort sehr viel geordneter sind. Dann, so die Hoffnung, gebe es in Libyen wieder "sichere Häfen".