Liebesgrüße aus Sibirien
Seite 2: Jamal-LNG-Projekt trotz Sanktionen umgesetzt
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Der Grund für die Verschleierungsmanöver beim Antransport des Energieträgers: Das US-Finanzministerium hatte im Juli 2014 Sanktionen erlassen, die darauf abzielten, den russischen Energiesektor zu schwächen - die US-amerikanische Reaktion auf die Vorgänge in der Ukraine und auf der Krim.
Die Sanktionen verbieten unter anderem auch jegliche Finanzierung von Projekten von Nowatek. Der größte private russische Erdgasproduzent ist mit 50.1 % Mehrheitseigner beim 27-Milliarden-US-Dollar schweren Jamal-LNG-Projekt.
Die Sanktionen des US-Finanzministeriums verbieten jedoch nicht den Kauf von Erdgas, das von Jamal stammt, sagten nicht näher benannte US-amerikanische Sanktions-Experten gegenüber der Washington Post.
Doch auch in den USA sind nicht alle Beteiligten über die Lieferung glücklich. Vertretern des Fracking-Lagers ging nach Kenntnisnahme des Vorgangs gar "der Blutdruck durch die Decke". Sie sehen Regionalpolitiker aus Massachusetts als die Schuldigen an den Versorgungsengpässen in Neuengland: Sie hätten mit ihrer Ablehnung von neuen Erdgas-Pipeline-Projekten dafür gesorgt, dass man das Gas nun vom Feind kaufen müsse.
Andere gemeinsame Projekte mit den Russen waren bereits zuvor aufgrund der Sanktionen auf Eis gelegt worden. So hatte ExxonMobil Pläne zur Zusammenarbeit mit der russischen Ölgesellschaft Rosneft fallen lassen, nach denen bis zu 550 Millionen Dollar in die Arktis fließen sollten. Royal Dutch Shell wiederum hatte ein gemeinsames Erkundungsprojekt mit Gazprom in einem großen russischen Schieferölfeld ausgesetzt. Und der Öldienstleister Schlumberger hatte Schwierigkeiten, den Kauf einer Mehrheitsbeteiligung an der russischen Explorationsgesellschaft Eurasia Drilling abzuschließen.
Total konnte aufgrund der den Gassektor betreffenden Ausnahmeregeln in den EU-Sanktionen beim Jamal-LNG-Projekt fortfahren. Doch die US-Sanktionen gegen Nowatek-Tochtergesellschaften waren eine wesentliche Hürde für die Projektfinanzierung. Die Franzosen halten heute 20 % an Jamal-LNG, China National Petroleum weitere 20 %. Mit der Verhängung der Sanktionen war der chinesische Seidenstraßen-Fonds mit 9.9 % eingestiegen. Für das abgeschlossene Jamal-LNG-Projekt stellten chinesische Banken Darlehen in Höhe von 12 Milliarden US-Dollar zur Verfügung. Damit halfen sie Nowatek bei der "Finanzgymnastik", die durch das sanktionsbedingte Wegfallen von westlichen Finanzierungswegen nötig geworden war.
Für die Russen selber ist das Jamal-LNG-Projekt ein Erfolg, der trotz Sanktionen und trotz der Probleme aufgrund der Wirtschaftskrise im eigenen Land errungen werden konnte.
Die meisten Exporte aus dem Jamal LNG-Projekt werden voraussichtlich nach Asien gehen. Sowohl China als auch Japan zeigten sich bereit, Nowatek bei nächsten großen Projekten in der Arktis zu unterstützen, wodurch der russische Energiesektor weitere zu befürchtende Schwierigkeiten durch Wirtschaftssanktionen abfedern kann.
Nowatek hatte bereits am Rande eines Treffens zwischen Wladimir Putin und dem japanischen Premierminister Shinzo Abe im Dezember 2016 Absichtserklärungen mit Mitsui, Mitsubishi und Marubeni unterzeichnet, um die weitere LNG-Expansion auf der Jamal-Halbinsel zu finanzieren.
Ab 2019 wird das Jamal-LNG-Projekt eine voraussichtliche Kapazität von 16.5 Millionen Tonnen LNG pro Jahr erreichen. 2018 sollen hier 5.5 Millionen Tonnen produziert werden.