Liebesgrüße aus Sibirien
- Liebesgrüße aus Sibirien
- Jamal-LNG-Projekt trotz Sanktionen umgesetzt
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Erstes russisches Flüssigerdgas trifft in den USA ein
Der LNG-Tanker GASELYS ist am letzten Januarwochenende 2018 im Hafen von Boston eingetroffen. Er brachte verflüssigtes Erdgas (LNG) aus einem mit US-Sanktionen belegten Projekt in der russischen Arktis. Es stammt hauptsächlich aus dem Jushno-Tambeiskoje-Erdgasfeld, im Norden des Westsibirischen Tieflandes gelegen.
Die Ladung wurde am Everett LNG-Terminal von Boston gelöscht und an Gas- und Stromversorgungsunternehmen des Landes verteilt. Das Everett LNG-Terminal, das dem französischen Konzern Engie gehört, ist seit mehr als 40 Jahren in Betrieb und deckt rund 20 % der Marktnachfrage nach Gaslieferungen in Neuengland und im Nordosten der USA ab. Ein neuerlicher Kälteeinbruch und die Verknappung der Pipeline-Kapazität aus dem gasreichen Pennsylvania haben den Bedarf an Erdgasimporten jedoch über Normalmaß ansteigen lassen.
Anfang Januar 2018 mussten einige Versorgungsbetriebe bereits auf das Verbrennen von relativ teurem Öl zurückgreifen, um die Energienachfrage zu befriedigen. Das Everett LNG-Terminal hatte bereits vor dem Eintreffen der GASELYS zwei weitere LNG-Lieferungen empfangen, die bei der Bewältigung der Folgen des Kälteeinbruchs an der Ostküste helfen sollen.
Gleichzeitig exportieren die USA ihrerseits nach wie vor eigenes LNG vom Sabine Pass-Terminal an der Golfküste. Die Exporte hatten erst im Dezember 2017 eine neue Rekordmarke erreicht.
Lieferung unterwegs mehrfach umetikettiert
Die Ladung der GASELYS stammt von der russischen Jamal-LNG-Anlage in Sibirien; es ist das erste überhaupt von dort exportierte Flüssigerdgas. Die in Boston eingetroffene Ladung kam jedoch nicht schnurstracks von der Jamal-Halbinsel.
Die GASELYS hatte die Fracht drei Wochen zuvor vom britischen Terminal Grain abgeholt, so der Branchen-Newsletter LNG World News. Dort war sie vorher vom aus der Karasee kommenden LNG-Tanker CHRISTOPHE DE MARGERIE übernommen worden.
Der Tanker gehört zu einer Flotte von 15 Eisbrechern, die benötigt werden, um den Hafen Sabetta bei jeder Witterung anlaufen zu können. Der Hafen, im Nordosten der Jamal-Halbinsel an der Obmündung gelegen, ist ein Kernstück des Jamal-LNG-Projekts. Die eisbrechenden Tanker sind essentiell in einer Region, die sieben bis neun Monate im Jahr gefroren ist und in der die Wintertemperaturen auf - 50 Grad Celsius absinken können.
In Großbritannien selber war die Ladung schon vor ihrem Eintreffen kontrovers diskutiert worden. Schließlich hatte der russische Präsident Wladimir Putin die Ladung persönlich auf den Weg gebracht. National Grid, der Eigentümer des Grain-Terminals, hatte versucht, das sich allmählich aufbauende mediale Getöse zu dämpfen. Der Versorger gab schließlich an, dass das Erdgas nicht im Vereinigten Königreich verwendet, sondern erneut exportiert werden würde.
Weder die gegen Russland gerichteten britischen noch die Sanktionen der EU attackieren zwar direkt das Jamal-LNG-Projekt, hier stand bisher vor allem die russische Ölindustrie im Zentrum des Interesses. Doch Premierministerin Theresa May hatte erst jüngst ihren Ton gegenüber Moskau verschärft, so dass man nun das Gas lieber ziehen ließ, obschon man es angesichts der Preisentwicklung während des Winters auch in Großbritannien hätte gut gebrauchen können. Diese vornehme Zurückhaltung ist angesichts erst jüngst zutage getretener Geschäftspraktiken der US-Konkurrenz bemerkenswert (Putins Falle).
Unterwegs hatte das Flüssigerdgas noch ein weiteres Mal den Besitzer gewechselt. Nach Angaben von LNG World News wurde es an Petronas LNG UK verkauft, einer britischen Tochter des malaysischen Energieriesen Petronas.